Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

0870 - Plondfair, der Berufene

Titel: 0870 - Plondfair, der Berufene
Autoren: Unbekannt
Vom Netzwerk:
zu offen gezeigt, daß Sie das, was ich gelehrt habe, ablehnen. Ich dachte, daß wir jetzt, da wir auseinandergehen, einen Schlußstrich ziehen sollten."
    „Was wollen Sie hören?" fragte Plondfair. „Daß Sie ein guter Lehrer sind, trotz allem?"
    „Sie sollten nicht so verdammt stolz sein, Plondfair!" rief Kuntlerai ärgerlich. „Sie fühlen sich allen anderen überlegen. In dieser Hinsicht haben Sie alle schlechten Angewohnheiten eines Soldaten."
    Er wartete keine Antwort ab, sondern verließ den Unterrichtsraum. Seine letzten Worte hatten Plondfair betroffen gemacht. Einen Augenblick spielte er mit dem Gedanken, Kuntlerai nachzueilen und sich bei ihm zu entschuldigen. Er dachte an die anderen Schüler, die unterwegs ins Zentrum waren, um den Abschluß zu feiern. Keiner von ihnen hatte Plondfair eingeladen. Sie fühlten sich in seiner Nähe befangen, er machte sie unsicher. Plondfair verließ langsam das Zimmer. Auf dem kühlen Hauptgang erwartete ihn Wayngra. Sie war drei Jahre jünger als er und gehörte einer anderen Gruppe an. Sie war schlank und sportlich, Dozenten und Schüler stellten ihr gleichermaßen nach. An ihrer hellgrauen Kombination waren die neuesten modischen Verzierungen angebracht.
    „Du hattest noch ein Gespräch mit Kuntlerai?" begrüßte sie ihn.
    Er rieb sie flüchtig im Nacken.
    „Ja", bestätigte er. „Wie lange hast du frei?"
    „Solange du willst!" Sie sah zu ihm auf. „Was hat er von dir gewollt?"
    „Kuntlerai? Oh, es war eine Art Abschiedsgespräch."
    „Du kannst ihn nicht leiden."
    „Nein."
    „Er ist ein Mann, der auf Traditionen hält."
    „Kennst du ihn näher?" erkundigte sich Plondfair anzüglich.
    Sie ging nicht darauf ein.
    „Wir werden uns jetzt weniger sehen, Plondfair. Ich besuche weiterhin die Kampf- und Strategieschule, du wirst wahrscheinlich zur Flotte gehen."
    „Gewiß!"
    „Du bist unzufrieden, Soldat. Alles geht dir viel zu langsam. Das wird sich nicht ändern.
    Du möchtest mehr wissen als alle anderen."
    Plondfair lächelte.
    Sie blieb am Ende des Ganges stehen.
    „Ich weiß nicht, ob ich mit dir gehen soll", sagte sie.
    „Für Repräsentationszwecke bin ich sicher nicht mehr geeignet", meinte er spöttisch.
    „Jetzt, da ich abgehe."
    Sie sah ihn abschätzend an: „Du wirst mich bitten müssen, wenn ich mitgehen soll."
    „Muß ich das?"
    „Dein Stolz wird dir eines Tages das Genick brechen", sagte sie gelassen.
    Zwei Wynger hatten ihm innerhalb eines kurzen Zeitraums den gleichen Vorwurf gemacht, dachte Plondfair ärgerlich. Das kam davon, wenn man sich zu sehr mit anderen Wyngern beschäftigte. Sie versuchten herauszufinden, wie er wirklich war. Und je mehr er sich verschloß, desto stärker intensivierten seine Bemühungen. Plondfair ließ das Mädchen einfach stehen und ging hinaus. Insgeheim hoffte er, daß sie ihm folgen würde, der Gedanke an eine Versöhnung weckte starkes sexuelles Verlangen in ihm. Sie kam ihm jedoch nicht nach. Ohne sich umzudrehen, ging er mit weitausholenden Schritten davon. Passanten, denen er begegnete, blieben stehen und blickten ihm nach. Aufgrund seiner ungewöhnlichen Körpergröße erregte er überall Aufsehen. Doch daran hatte er sich gewöhnt.
    Er fuhr mit der Magnetbahn zum Schülerwohnviertel. Die Wohnung, die er dort gemietet hatte, war ihm von der Verwaltung bereits aufgekündigt worden. Sobald die neuen Lehrgänge begannen, würde dort ein anderer Lufke einziehen. Plondfair sah, daß sein Beziehungsvogel den Kopf in das Gefieder gesteckt hatte und schlief. Er kitzelte ihn an der Brust und neckte ihn, bis das Tier mit dem Schnabel nach ihm hieb. Dann begab er sich in seine Wohnung.
    Er durchsuchte den Empfänger. Außer den üblichen Angeboten, wie sie Schulabgängern dutzendweise ins Haus geschickt wurden, fand er eine amtliche Kassette der Zentralverwaltung. Er fragte sich, was man von ihm wollte, denn er hatte längst alle Formalitäten erledigt. Vielleicht war es bereits die Aufforderung, den Dienst an Bord eines Raumschiffes anzutreten, obwohl das zu einem so frühen Zeitpunkt sehr ungewöhnlich gewesen wäre. Plondfair hätte eine solche Entwicklung begrüßt, denn hier auf Kschur hielt ihn nichts mehr.
    Er löste die Bildkassette aus der Hülle und schob sie in das Wiedergabegerät. Er drückte den Schalter und blickte auf die Bildfläche. Zunächst erschien das fälschungssichere Symbol der Verwaltung. Dann folgten die persönlichen Daten Plondfairs. Im Unterbewußtsein verglich er sie und fand sie
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher