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0867 - Emily

0867 - Emily

Titel: 0867 - Emily
Autoren: Jason Dark
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auch, wie er als Mensch ausgesehen hat und daß er gewissermaßen die Schuld am Tod dreier Gangster trägt.«
    Da hatte sie recht, und ich ließ meine Gedanken zurückspulen. Suko und Shao hatten in Paris Urlaub machen wollen. Sie waren Zeuge dessen geworden, wie ein Clochard einem Gangsterboß die Schuhe ableckte. Dieser Vorgang hatte die beiden nicht ruhen lassen. Sie hatten sich an die Verfolgung des Clochards gemacht und entdeckt, daß er sich auf dem Friedhof Père Lachaise mit seinen Freunden, den Ratten, getroffen hatte. Er beherrschte die Ratten, er schien ihr Boß zu sein. Und Ratten waren es dann auch gewesen, die noch in derselben Nacht die drei Gangster getötet hatten, von denen Absalom, so hieß der Mann, gedemütigt worden war.
    Daß da einiges nicht stimmte, hatten Shao und Suko sofort gewußt. Über meinen Chef Sir James war ich informiert worden und von Neapel direkt nach Paris geflogen, um ebenfalls einzugreifen.
    Viel hatten wir nicht tun können.
    Es war uns zwar gelungen, den seltsamen Mann zu stellen, dabei hatten wir erlebt, wie er sich inmitten seiner Rattenfreunde, umgeben auch von blanken Gebeinen, in eine Art mutierte Riesenratte verwandelt hatte und plötzlich vernichtet worden war.
    Und genau da begannen die eigentlichen Probleme. Sechs Augen hatten dabei zuschauen können, wie er gestorben war. Es hatte keinen sichtbaren Gegner für uns gegeben. Er war aus dem Unsichtbaren heraus regelrecht zerschnitten oder zerstückelt worden, und es war nichts, nicht mal ein Tropfen Blut, von ihm zurückgeblieben.
    Wir hatten zugesehen, und wie auf einem Nebenschauplatz hatten sich die Ratten dabei noch zerfetzt.
    Und ihr Anführer?
    Den gab es nicht mehr. Der war verschwunden, aufgesaugt worden. Es hatte keinen Sinn, nach ihm zu suchen. Er war aus dem Kreislauf der Welt herausgefischt worden.
    Aber er hatte es kurz vor diesem Vorgang noch geschafft, einige Worte zu sagen, und einen Namen hatte er besonders deutlich ausgesprochen.
    Emily Dieser Name mußte etwas zu bedeuten haben. Es war unserer Ansicht nach die Person, um die sich das tatsächliche Geheimnis drehte.
    Emily also!
    Eine Frau, eine weibliche Person. Für uns noch ein Phantom, ein Schatten, nicht greifbar und auch alterlos. Oder war Emily eine Ratte, die nur auf einen menschlichen Namen hörte?
    Es war alles möglich, aber wir kamen trotzdem nicht zurecht und hatten das getan, was wir eigentlich nicht hatten tun wollen. Es war uns nichts anderes übriggeblieben, als die französische Polizei einzuschalten und auf die Kollegen zu warten.
    Urlaubszeit in Paris. Das schlug sich auch auf das Personal der Polizei nieder. Keiner meiner Bekannten war greifbar. Der eine befand sich in Urlaub, der andere hatte außerhalb zu tun, aber unsere Namen sagten gewissen Leuten schon etwas, und man hatte uns versprochen, den Kollegen Daladur vorbeizuschicken.
    Noch war er nicht da, wir waren unter uns und natürlich auf den Neuen gespannt.
    Volle Rückendeckung hatten wir bei Sir James und zudem Glück, daß in London oder unserer Heimat ebenfalls eine gewisse Sommerflaute herrschte, was dämonische Aktivitäten anging. Demnach würden wir zunächst hier in Paris bleiben. Ob sich das auch fortsetzte, konnte keiner von uns sagen, möglicherweise führte die Spur auch nach England, denn der Name Emily war nicht eben ein französischer.
    Wir hatten trotz allem recht gut geschlafen und erst am Morgen mit den Kollegen per Telefon gesprochen. Überhaupt hatten wir dabei den Eindruck gehabt, als würden sie diesen Fall nicht besonders ernst nehmen. Sie waren eben derartige Dinge nicht gewohnt, und in der Hitze des Sommers wollten sie schon gar nichts damit zu tun haben.
    Im Hintergrund war ein kleines Büfett aufgebaut worden. Shao und Suko wollten etwas essen, ich hatte gut genug gefrühstückt und verspürte noch keinen Hunger. Außerdem hatte mir Emily schon jetzt den Appetit verdorben.
    Wer wußte mehr darüber?
    Die Kollegen hier aus Paris?
    Ich hatte meine gesunden Zweifel, wollte aber nicht voreingenommen sein, als der Mann an meinen Tisch trat und sich leicht räusperte.
    »Kollege Sinclair…?« fragte er.
    Ich schaute und stand auf. »Ja, das bin ich.«
    »Inspektor Daladur.«
    »Ah - endlich!«
    Er winkte ab, schnaufte und ließ sich auf einen der beiden gepolsterten Stühle sinken. Daladur sah aus wie ein Mann, der keine Lust hatte. Er trug einen braunen Knitteranzug, ein leicht angeschmutztes Hemd, bei dem die Kragenenden in die Höhe standen. Zu
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