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0867 - Emily

0867 - Emily

Titel: 0867 - Emily
Autoren: Jason Dark
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Schultern. »Später vielleicht.« Dann ging sie zum Tisch und setzte sich dort nieder.
    Ihr Freund hatte seinen Platz auf dem Bett gefunden. Von dort aus schaute er zu, wie das Mädchen sein Kinn auf die Hände stützte. Er schaute ihren Freund an. »Was machen wir jetzt?«
    »Ich weiß es noch nicht.«
    »Kannst du dich daran erinnern, daß du mir einmal versprochen hast, mich mitzunehmen?«
    »Ja, das kann ich.«
    »Wäre das heute nicht so eine Nacht?«
    »Kann sein. Und wohin möchtest du?«
    »Och - einfach nur weg.«
    »Das ist aber wenig.«
    »Ich bin eben bescheiden.« Sie verzog den Mund zu einem breiten Lächeln.
    »Nun ja, das denke ich auch.« Er räusperte sich. »Du hast also wieder gemalt?«
    »Ja.«
    »Wen denn?«
    »Einen Mann. Einen besonderen Mann. Einen Mann, der die Ratten sehr geliebt hat.«
    »Warum denn Ratten?«
    »Es fiel mir einfach so ein. Ist nichts Besonderes. Ich ließ den Mann durch Paris gehen, aber die Ratten waren immer in seiner Nähe.«
    »Und dann hast du ihn einfach nicht mehr gewollt.«
    »Er gehorchte mir nicht mehr. Da ist etwas dazwischen gekommen.«
    »Was denn?«
    »Ich weiß nicht, ob ich darüber sprechen soll, Zebulon.«
    »Bin ich dein Freund oder nicht?«
    »Das schon, aber…«
    »Du solltest reden.«
    »Lieber nicht.«
    »Was spricht dagegen?«
    »Es könnte unser Verhältnis stören. Du glaubst gar nicht, wie froh ich bin, dich getroffen zu haben. Ich habe dich bisher als einzigen so richtig gemocht.«
    »Die anderen nicht?«
    »Nie und nimmer.«
    »Und auch nicht den Rattenmann?«
    »Den schon, aber dann wurde alles anders.«
    »Was hat er dir denn getan, daß du ihn auf einmal nicht mehr haben wolltest?«
    »Er eigentlich nichts.«
    »Dann gab es andere Dinge, über die du gestolpert bist, denke ich mal.«
    Emily löste ihre Hände vom Kinn. Sie und die Arme legte sie flach auf den Tisch. »Sie haben mir wirklich nicht gefallen, Zebulon. Ich konnte auch nichts dagegen tun. Das kam alles über mich.«
    »Was war denn der genaue Grund?«
    »Erst waren es nur ein Mann und eine Frau. Später kam noch ein Mann hinzu, und sie waren Absalom dicht auf den Fersen. Ich hatte mich wirklich mit ihm angestrengt. Ich habe immer an die alte Bibel gedacht, als ich ihn herstellte. Ich wollte etwas Besonderes schaffen, was ich ja auch getan habe. Aber man wollte mir das Besondere wegnehmen, und das konnte ich nicht zulassen. Am liebsten hätte ich die drei anderen aus dem Weg geschafft, aber zu ihnen bekam ich keine Verbindung. Also mußte ich mich um Absalom kümmern.«
    »Und er ist jetzt tot?«
    »Ich freue mich darüber.«
    Zebulon, ebenfalls eine Art Traumgestalt, spürte, daß sich zwischen ihm und dem Mädchen eine Wand aufbaute. Das Band der Sympathie, das die beiden bisher verbunden hatte, war an einigen Stellen angeschnitten worden, und es konnte leicht passieren, daß es riß. Das aber wollte Zebulon auf keinen Fall riskieren, denn er brauchte Emily, um hinter ihr Geheimnis zu gelangen. Es hatte auch etwas mit ihm zu tun, und er stand diesem Mädchen durchaus skeptisch gegenüber, auch wenn er das offen nicht zugab.
    »Wenn du nicht willst, dann laß es. Aber einen Gefallen könntest du mir noch tun.«
    »Jeden, wenn du willst.«
    Zebulon lachte. »Das glaube ich dir nicht so recht. Ist auch nicht schlimm. Mir geht es um die drei Personen, von denen du mir berichtet hast.«
    »Die Absalom verfolgten?«
    »Genau sie.«
    »Was ist denn damit?«
    »Könntest du sie mir beschreiben?«
    Emily überlegte. Dann stöhnte sie. Am Tisch sitzend wirkte sie wie eine Erwachsene, die dem plötzlichen Streß nicht mehr gewachsen war. »Willst du das wirklich wissen?«
    »Wenn du es nicht schaffst, dann laß es.«
    »Doch, doch, ich werde es versuchen. Es ist nur so unwahrscheinlich schwer, verstehst du?«
    »Alles klar.«
    Sie saugte die Luft ein und deutete zum Fenster. »Das ist so, als würdest du verlangen, daß ich draußen einen bestimmten Baum beschreibe, obwohl es dunkel ist. Ich habe mich auf Absalom konzentriert, die anderen waren da mehr verschwommen.«
    »Du hast sie nicht gesehen?«
    Emily wiegte den Kopf. »Mehr wie Schatten.«
    »Schade.«
    Sie schaute zu, wie ihr Freund den Kopf senkte. Um alles in der Welt, das wollte sie nicht. Nein, Zebulon sollte nicht traurig sein, wenn er sie besuchte. Er sollte mit ihr sprechen, er sollte fröhlich sein, sie waren doch Freunde.
    »So habe ich es doch nicht gemeint«, sagte sie quengelnd.
    »Es ist schon gut«, erwiderte
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