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0857 - Amoklauf der Werwölfe

0857 - Amoklauf der Werwölfe

Titel: 0857 - Amoklauf der Werwölfe
Autoren: W.K. Giesa
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aussieht, hat der Täter große Fleischbatzen aus den Körper gerissen und…«
    »Danke, es reicht«, presste Nicole hervor. »So genau wollen wir das gar nicht wissen.«
    »Jedenfalls wird die Obduktion nicht lange dauern«, sagte Brunot. »Ist ja kaum noch was zum Obduzieren da.«
    Er zog die Decke etwas zurück, die er vorher über die Tote gelegt hatte.
    Sie war wirklich furchtbar zugerichtet.
    Nicole taumelte aus dem Zimmer, wollte ins Bad, erwischte aber die falsche Tür und entleerte ihren Mageninhalt im Schlafzimmer. Dort lag noch die Schachtel auf dem Bett, in dem sich das Kleid befunden hatte. Das schimmernde Kleid, von dem nur noch ein paar Fetzen am Leichnam verblieben waren.
    Jemand hatte die Handtasche geöffnet und ihren Inhalt auf dem Bett ausgekippt. Darunter einer Packung Papiertaschentücher. Nicole griff zu und säuberte ihr Gesicht.
    Nein!, dachte sie immer wieder. Nein, es kann doch nicht wahr sein!
    Totenblass und leicht taumelnd kehrte sie in das kleine Wohnzimmer zurück. Gerade waren Bestatter damit befasst, die Tote in einen Transportsarg zu packen. Zurück blieb jede Menge Blut auf Möbeln und Teppich und der Kreideumriss, der die Position der Toten zeigte, wie sie gefunden worden war.
    Von Jerome Vendell war nichts zu sehen. Die SpuSi war mit nächtlicher Notbesatzung vor Ort.
    »Seltsame Dinge geschehen«, sagte François Brunot. »In der Handtasche der Toten haben wir eine Visitenkarte von Ihnen gefunden, Mademoiselle Duval.«
    »Ich weiß«, sagte Nicole und kämpfte schon wieder gegen den Würgereiz an. »Ich habe ihr die Karte heute Abend gegeben. Wir haben uns nur flüchtig kennengelernt. Sie hieß Olivia Olsen.«
    »Die Olivia Olsen?«
    Nicole nickte. Vor ein paar Stunden hatte sie sich noch mit dem Mädchen unterhalten, und jetzt war es tot, so tot… Ihre Knie waren weich, und sie musste sich in den Sessel fallen lassen, direkt gegenüber des blutbesudelten Sofas. Wie es aussah, war Olivia total überrascht worden, es hatte nicht einmal einen Kampf gegeben. Nicht, dass ihr das gegen einen Werwolf geholfen hätte…
    »Wer hat sie gefunden?«
    »Wir, die Polizei«, sagte Brunot. »Die Nachbarin kam herüber, um sich irgendwas für die Küche auszuleihen. Da hetzte ein Mann aus der Wohnung, Gesicht und Hände blutig. Sie hat's im Taschenlampenlicht gesehen. Der Mann flüchtete die Treppe hinunter, und ich glaube, die Nachbarin hatte ein Wahnsinnglück, dass der Mistkerl sie nicht auch abgemetzelt hat. Die Wohnungstür blieb offen, aber sie ging nicht hinein, sondern kehrte in ihre Wohnung zurück und rief die Polizei an. Tja, und die Beamten, die hereinstürmten, fanden dann… das hier…«
    »Kann die Frau den Flüchtenden beschreiben?«, fragte Zamorra. Er stand hinter Nicole und streichelte ihre Schultern. Sie schloss die Augen und genoss die Berührung. So nahe der Tod, so entsetzlich nah…
    »Sie hat den Mann ja nur im Schein der Taschenlampe gesehen, und er sei unwahrscheinlich schnell die Treppe hinunter, sagte sie. Da konnte sie sich nicht viel von ihm merken. Die Beschreibung dürfte auf etwa die gesamte männliche Bevölkerung Lyons passen - Rollstuhlfahrer ausgenommen.«
    »Ralf Garamond«, sagte Nicole leise.
    »Bitte?«
    »Ich glaube, so hieß er. Ich habe mir nichts dabei gedacht, als er nach ihr das Café verließ. Er folgte ihr. Ich hielt das für Zufall. Aber er muss da schon gewusst haben, dass er sie umbringen wollte.«
    »Woher kennen Sie seinen Namen?«
    »Als er das Lokal betrat, rannte er gegen unseren Tisch. Er entschuldigte sich bei Oli, und dabei nannte er seinen Namen. Ich hoffe zumindest, dass es der richtige Name ist. Als Oli direkt vor ihm ging, da…« Sie verstummte.
    »Was da?«, drängte Brunot.
    Nicole presste die Lippen zusammen und schüttelte nur den Kopf. Sie hatte geglaubt, einen Schatten zu sehen, der über Olivia hing. Es war der Schatten des Todes, wusste sie jetzt.
    »Können denn Sie eine Personenbeschreibung machen?«, fragte Brunot weiter.
    »Ja«, sagte Nicole. »Können wir gehen? In Ihr Büro? Ich muss weg hier, schnell. Fort von hier. Der Tod ist zu erdrückend, zu schlimm, zu mächtig hier.«
    »Ja«, sagte Brunot. Er wandte sich kurz an einen der Spurensicherer. »Wenn Sie gehen, versiegeln Sie die Wohnungstür. Ich habe einen Schlüssel an mich genommen. Wir ziehen uns jetzt zurück.«
    Der Beamte nickte nur.
    Nicole taumelte nach draußen. Sie hatte schon viele Tote gesehen, hatte auch selbst töten müssen. Damit zu leben
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