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0855 - Spektrum des Geistes

Titel: 0855 - Spektrum des Geistes
Autoren: Unbekannt
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zum Test kam, ließ er sich durch keinerlei Fangfragen irritieren. Er durchschaute alle Lügen und Heucheleien, aber er gab dies durch nichts zu erkennen. Mit der Zeit - immerhin bearbeiteten sie ihn eine volle Woche - fand er sogar Spaß an diesem Spiel. Es war ein gutes Training für ihn. Am Ende der Woche erklärte der Cheftester seinen Eltern, daß er keinerlei parapsychi-sche Begabung habe. Bran wertete das als Erfolg. Und er gewann eine Erfahrung fürs Leben: Er würde sich nie als Mutant zu erkennen geben.
     
    *
     
    Bran Howatzers Karriere verlief steil nach oben. Obwohl er selbst nicht viel dazu beige-tragen - hatte, nicht einmal sein Studium beendete und sich auch sonst nicht anstrengte, war er mit 24 Jahren stellvertretender Manager eines großen Konzerns.
    Trotz seiner ge-hobenen Position wußte er bis jetzt nicht genau, welche Geschäfte die „Apollo For-schungsgemeinschaft" eigentlich betrieb.
    Er war sich seiner Rolle als Strohmann vollauf bewußt. Aber das erschien ihm als einzi-ge Möglichkeit, um an den großen Unbekannten, der aus seinem Leben nicht wegzuden-ken war, heranzukommen.
    Jetzt war er am Ziel.
    Seine Sekretärin hatte nur gesagt: „Er wünscht Sie zu sprechen, Herr Howatzer." Bran wußte, wer damit gemeint war: Jener Mann, der ihn protektioniert und über Mittelsmänner zu dem gemacht hatte, was er war.
    Bran hatte immer nur mit Kontaktmännern zu tun gehabt, von denen er viele nicht sogleich als solche entlarvte. Aber dank seiner Fähigkeiten hatte er immer wieder Anhaltspunkte dafür bekommen, daß der „dünne Albino" dahintersteckte.
    Er fuhr mit dem Privataufzug zum obersten Stockwerk des Hochhauses hinauf. Bevor sich die Tür vor ihm öffnete, tat sich eine Klappe in der Wand auf, und eine Robotstimme verlangte: „Legen Sie Ihren Paralysator, den Miniatursender und das Alarmgerät ab."
    Bran fühlte sich durchschaut, aber er gehorchte der Aufforderung, ohne zu zögern. Es war auch zu naiv von ihm gewesen, anzunehmen, daß ihn der mächtige Konzernboß empfangen würde, ohne ihn durchleuchten zu lassen.
    Die Lifttür glitt auf. Bran betrat einen Dachgarten, der ihm wie der Dschungel einer frem-den Welt vorkam. Aus einer Laube trat ihm ein hochgewachsener Mann entgegen.
    Er war muskulös und braungebrannt. Bran konnte seine Enttäuschung nicht verbergen.
    Der an-dere merkte es, lächelte jovial und schüttelte ihm die Hand.
    „Ich bin der Boß", sagte der Mann. „Aber keine Bange, ich will Sie nicht langweilen. Ich bin nur da, um den Schein zu wahren. Er wird Sie gleich kontaktieren. Seien Sie nicht überrascht, wenn Sie hier noch einen Bekannten treffen."
    Er winkte Bran noch lässig zu, dann stieg er in den Aufzug.
    Bran war wieder allein. Er schlenderte über die Wege, ließ seine Blicke scheinbar bewundernd über die exotische Flora wandern, in Wirklichkeit suchte er jedoch nach ihm.
    Und dann stand er vor ihm. Er sah genau so aus, wie er ihn aus der Erinnerung der an-deren kannte. Schlank, flachbrüstig, mit einem blassen Jungengesicht, daß dazu verleite-te, ihn zu unterschätzen. Um den Hals das Amulett, das so viele faszinierte und irritierte.
    „Es freut mich, daß es endlich zu diesem Treffen gekommen ist, Bran", sagte er mit so-norer Stimme. „Sie können mich Boyt nennen. Kommen Sie, wir haben uns viel zu sagen."
    „Sie bilden sich wohl mächtig viel darauf ein, daß Sie für mich Schicksal gespielt haben", erwiderte Bran kalt. „Aber auf die Idee, mich zu fragen, ob ich damit einverstanden bin, sind Sie nie gekommen."
    „Wir werden alles klären", sagte Boyt einschmeichelnd. „Ich hätte schon früher Kontakt mit Ihnen aufgenommen, aber das wäre zu gefährlich gewesen. Ich bin ein Mutant wie Sie, Bran, wir sind sozusagen Brüder. Und wie Sie war auch ich bestrebt, meine Begabung geheimzuhalten. Nur ist mir das besser gelungen. Wußten Sie, daß Sie beschattet wurden?"
    „Klar, von Ihnen", erwiderte Bran heftig. „Zeit meines Lebens haben Sie Ihre Hände schützend über mich gehalten. Ich konnte mich nicht frei entfalten, weil Sie meine Geschi-cke gelenkt haben. Dafür hasse ich Sie!"
    „Das wird sich ändern", versicherte Boyt, „wenn Sie hören, welche Pläne ich habe.
    Und Sie sollen mein Partner sein. Aber bleiben wir beim Thema. Ich sagte, daß Sie beschattet wurden. Das ging schon seit zwei Jahren so. Sie erinnern sich, daß sie als Kind einmal einem parapsychischen Test unterzogen wurden. Man ist darauf zurückgekommen, als man eine Erklärung
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