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0850 - Rache aus der Totenkammer

0850 - Rache aus der Totenkammer

Titel: 0850 - Rache aus der Totenkammer
Autoren: Jason Dark
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Knöchel erreichte. Aus der Hose stieg er ebenfalls, so konnte er sich einigermaßen bewegen und watschelte in seinem ungewöhnlichen Gang auf den Hocker zu.
    Der stand nicht weit vom Waschbecken entfernt. Kraft hob die Arme an, umklammerte mit beiden Händen den Rand und schob den Hocker auf das Waschbecken zu.
    Als er mit den Füßen auf der Fläche stand, traute er sich noch nicht, in den Spiegel zu schauen. Er hielt die Augen geschlossen. Er wußte, daß ihm eine furchtbare Überraschung bevorstand. Mit noch immer zugedrückten Augen hob er die Arme an und preßte seine weichen, hühnerklauigen Hände gegen die Wangen.
    Kraft schrak zusammen!
    Nein, das waren nicht mehr seine Wangen. Was er da spürte, fühlte sich furchtbar an. Wie alte, weiche Lederlappen, die auch zusammengedrückt werden konnten und sich zwischen seinen Fingern hin- und herbewegen ließen. Mit den Spitzen tastete er höher, denn er wollte nach seinen Augen fühlen. Sie waren noch da, sonst hätte er nichts sehen können. Aber sie hatten sich verändert. Waren sie kleiner geworden? Oder hatte sich die Haut mehr überlappt, weil ja so vieles unter ihr fortgezogen worden war.
    Kraft wußte es nicht. Er wußte überhaupt nichts, senkte den Kopf und warf einen langen Blick auf seine Hände, die ebenfalls furchtbar aussahen. Ja, es waren weiche Geflügelklauen, nicht mehr und nicht weniger. Widerliche Dinger, für die er kaum eine Beschreibung fand. Etwas Abstoßendes, bedeckt von einer griesigen Haut, so weich, daß sie sich hin- und herschieben ließ.
    Kraft schüttelte den Kopf. Er spürte dabei, wie sich auch dort die Haut bewegte und von einer Seite zur anderen klatschte. Man hatte ihn voll und ganz erwischt. Er war von einer unheiligen Person regelrecht fertiggemacht worden, und der letzte Blick stand ihm noch bevor.
    Der Mann wußte ungefähr, was ihn erwartete. Er nahm sich auch vor, nicht zu schreien, gab sich einen Ruck und stellte sich dabei auf die Zehenspitzen.
    Dann öffnete er die Augen.
    Der Spiegel war nicht mehr der beste, aber er reichte aus, um sein Gesicht widerzugeben.
    Egon Kraft dachte nichts. Er war dazu nicht in der Lage. Er stand nur da und starrte. Er war nie stolz auf sein Aussehen gewesen, zu den schönen Menschen hatte er nie gehört, was er jetzt von sich sah, war einfach unbeschreiblich.
    Konnte ein Greis so aussehen?
    Nein und ja.
    Er sah schlimmer aus als ein Greis. Was da mit seiner Haut und dem Gesicht passiert war, spottete jeder Beschreibung. Er konnte und wollte darüber auch nicht nachdenken, so etwas war einfach zu grauenhaft.
    Der Kopf hatte eine andere Form angenommen. Die Knochen saßen nicht mehr so wie zuvor. Sie waren ineinandergefallen und weniger geworden, doch die Masse der Haut war geblieben.
    Und sie hatte sich verschoben, überlappt, war weich und irgendwo auch schleimig geworden. Sie hing von diesen nicht sichtbaren Knochen herab, von denen sie kaum gehalten werden konnten. Sie hatte tiefe Falten gebildet, die an Deckenteile erinnerten. Die wiederum hingen so weit nach unten, daß seine Lippen kaum zu sehen waren. Das Haar lag auf seinem Kopf wie altes Heu, es hatte sich auch zusammengeringelt, und sein Hals bestand nur mehr aus faltiger Haut.
    Er hatte den Mund geöffnet. Der Spiegel zeigte ihm nicht mehr als ein Loch im Gesicht. Aus diesem Loch drangen Laute hervor, die er als Mensch nicht produziert hatte. Kraft kam damit nicht zurecht. Er war zu einem Mittelding zwischen Mensch und Geflügel geworden.
    Trotzdem funktionierte sein Gehirn.
    Er konnte denken, planen, folgen, er konnte nachvollziehen, was mit ihm geschehen war. Und er war sich in diesem Augenblicke über sein Schicksal im klaren.
    Es war der Schrecken an sich. Er hatte ihn erreicht und sich bei ihm festgesetzt. Seine Vergangenheit, die mit dem Blut Unschuldiger geschrieben war, kehrte zurück und rächte sich auf eine Art und Weise, wie er es nie für möglich gehalten hatten.
    Noch immer starrte er auf die halbblinde Spiegelfläche, weil er einfach nicht daran glauben wollte, daß es sein Gesicht war, das sich dort abzeichnete. Es war etwas Fremdes, völlig anderes, und in einem Anfall von Wut, Haß oder Zorn riß er die Arme hoch, streckte seine Hände aus und rammte die Spitzen der klauenartigen Hühnerfinger gegen das weiche Fleisch seiner Wangen.
    Wunden entstanden.
    Blut spritzte hervor.
    Er schaute den kleinen Fontänen zu, und er sah auch wie die rote Flüssigkeit über die Haut rann.
    Aus seiner Kehle drang ein
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