Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
0848 - Der alte Mann verfluchte mich

0848 - Der alte Mann verfluchte mich

Titel: 0848 - Der alte Mann verfluchte mich
Autoren: Jason Dark
Vom Netzwerk:
gemaltes Bühnenbild über uns, und der verblassende Mond war nur wie ein bleicher Schatten zu sehen.
    Bald würde die Sonne erscheinen, die Landschaft aufwärmen und den Nebel wegdampfen.
    Ich stand draußen, den Blick dorthin gerichtet, wo auch die mächtige Felswand lag, die sich mir geöffnet hatte. Ich konnte sie auch aus dieser Entfernung sehen, und sie wirkte glatt und geschlossen. Da gab es keine Öffnung mehr, die in den Fels hineinführte. Der Herr der Legenden schien Vergangenheit zu sein, ich aber wußte, was ich erlebt hatte, und daß er tatsächlich existierte.
    Calvin Crichton trat ebenfalls aus dem Haus. Er hatte Werkzeug mitgebracht, weil er seine Schafe begraben wollte. Einen Spaten und eine Schaufel trug er in den Händen. Cal sah aus, als hätte er nicht eine Minute geschlafen, und auch ich fühlte mich bestimmt nicht besser, wenn ich in den Spiegel schaute.
    »Du willst wirklich hingehen, John?«
    »Ja.«
    »Worauf hoffst du denn?«
    Ich lächelte kantig. »Darauf, daß sich die verdammte Wand öffnet. Wie im Märchen.«
    »Sie wird es nicht tun.«
    »Warum nicht?«
    Auch sein Blick konzentrierte sich auf das Ziel. »So etwas fühlt man, John, ich sage es dir. Das… das… hat man einfach, oder man hat es nicht. So leid es mir tut.«
    »Kann es nicht sein, daß bei mir noch andere Dinge hinzukommen, Cal? Ich bin persönlich betroffen, im Gegensatz zu dir. Du lebst hier. Du hast sie akzeptiert, und sie haben dich in Ruhe gelassen, abgesehen von den Zwergen, die deinen Hund töteten. Das kann man als Warnung auffassen, die Nase nicht in Dinge hineinzustecken, die dich nichts angehen, aber bei mir ist das nicht so. Ich stecke in diesem Kreisel, ich bin verflucht worden, und mich hat man bewußt herbestellt.«
    »Kann sein.«
    »Es ist so, Cal, verlaß dich darauf. Ich werde sowieso noch einmal bei dir vorbeikommen, bevor ich wieder nach London fahre, falls ich hier ergebnislos abreisen muß.«
    Er stemmte das Spatenblatt in den Boden. »Du willst alles so lassen?« wunderte er sich.
    »Nein, nicht so. Ich werde versuchen, den Fall aufzuklären. Allerdings später, Cal. Ich habe jetzt nicht die Zeit dafür, wenn du verstehst.«
    »Klar, natürlich.«
    »Deshalb kann es sein, daß wir uns noch öfter sehen.« Ich schlug ihm auf die Schultern. »Bis später dann.«
    »Ja… alles Gute.«
    Bevor ich die Straße überquerte, schaute ich mich noch einmal um und sah ihn bewegungslos vor seinem Haus stehen. Er schaute mir nach. Auch für ihn würde nichts mehr so sein, wie es zuvor einmal gewesen war…
    ***
    Bei Tageslicht wirkte die Umgebung anders. Viel freundlicher und auch romantischer, was möglicherweise an den hellen Strahlen der Frühlingssonne lag, die Mensch und Tier an diesem herrlich klaren Morgen versorgte. Der Nebel hatte sich bis auf wenige Reste zurückgezogen. Die Hügel und auch die Felsen wirkten wie aus Glas geschnitten, um anschließend von großen Händen in die Landschaft gesetzt zu werden.
    Die morgendliche Frische hatte auch meine Müdigkeit aus den Knochen vertrieben, und der Weg, der mir während der Nacht ziemlich lang vorgekommen war, teilte sich meinem Gefühl nach nur mehr auf die Hälfte der Distanz.
    Ich kam gut voran. Ich lauschte dem hellen Zwitschern der Vögel, die so stark jubilierten, als wollten sie den Frühling genau an diesem Tag willkommen heißen.
    Mir fiel das Datum ein.
    Tatsächlich, wir hatten Frühlingsanfang, der Winter, der nicht viel Kälte gebracht hatte, war vorbei.
    Ich sah auch das Haus auf den Klippen. Es stand dort wie ein grauer Beobachter, der Berge, Himmel und Meer unter seiner Kontrolle halten wollte. Ich hörte die Brandung, wie sie gegen die Felsen wuchtete, ich sah den Möwen und anderen Vögeln zu, wie sie die Aufwinde genossen und sich tragen ließen.
    Nichts deutete auf eine Gefahr hin.
    Kein Zwerg ließ sich blicken, auch Fußspuren waren auf dem Boden nicht zu erkennen. Das Moos und andere Bodenpflanzen schimmerten noch vom Tau der Nacht, und auch auf dem blanken Gestein gab es genügend feuchte Stellen.
    Vor der Felswand blieb ich stehen.
    Erst jetzt fiel mir auf, daß sie größer und wuchtiger war, als ich angenommen hatte. Ein mächtiges Gebilde, das schräg anstieg und auch nicht die Glätte zeigte, die ich von ihr erwartet hatte. An einigen Stellen sah sie aus, als wären gewaltige Schleimspuren von oben nach unten gelaufen, die auf dem Weg zum Ziel zu Stein erstarrt waren.
    Vorsprünge, Überhänge und auch Mulden bedeckten die
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher