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0848 - Der alte Mann verfluchte mich

0848 - Der alte Mann verfluchte mich

Titel: 0848 - Der alte Mann verfluchte mich
Autoren: Jason Dark
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sich an der Rückseite des Hauses, in deren Nähe der Schatten eines Abhangs in die Höhe wuchs. Mein Blick glitt an seinem unteren Ende an ihm vorbei und erreichte eine Wiese. Ich ging jedenfalls davon aus, daß es eine Wiese oder eine Weide war, denn dort hatten sich die Tiere des Schäfers zusammengedrückt. Sie standen dicht an dicht, ihre Körper berührten sich, denn sie wollten sich auf diese Art und Weise in der kalten Nacht die nötige Wärme spenden.
    Die Tiere waren ruhig. Wenn sich irgendeine Gefahr genähert hätte, dann hätten sie anders reagiert.
    Als ich vom Fenster weggetreten war, mich wieder gesetzt hatte und die Schuhe von den Füßen streifte, da spürte ich schon den Drang der Müdigkeit, die sich in meinen Körper schob. Die letzten Ereignisse waren nicht spurlos an mir vorübergegangen. Ich fühlte mich kaputt, leicht ausgelaugt und hatte Kopfschmerzen. Keine starken, nur einen leichten Druck hinter der Stirn.
    Die Nacht war still. Auch Cal bemühte sich, leise zu sein. Hin und wieder hörte ich seine Stimme.
    Er sprach, und ich lag auf dem Rücken, die Hände hinter dem Kopf verschränkt. Ich versuchte sogar, Schlaf zu finden. Es hatte keinen Sinn, wenn ich mich von einer Seite zur anderen wälzte.
    Schäfchen zählen.
    Ein Lächeln huschte um meine Mundwinkel, als mir das ausgerechnet im Haus eines Schäfers einfiel. Intensiver dachte ich an den Fluch. Ich sah den Alten wieder vor seinem Metronom stehen und mit mir sprechen. Ich sah den Zeiger übergroß wachsen und hörte auch sein hartes Tack-Tack, das in meinem Kopf ein Echo hinterließ.
    Und immer wieder erwischte mich der Fluch. Die Worte wollten nicht aus meinem Kopf verschwinden. Sie dröhnten dort nach, aber sie wurden auch leiser, ein Zeichen dafür, daß meine Müdigkeit letztendlich doch Sieger über die Erinnerung blieb.
    Ich schlief ein…
    ***
    Aber ich wurde auch wach!
    Nicht bei Tageslicht, nicht einmal im Morgengrauen, ich war urplötzlich voll da, setzte mich mit einem Ruck auf, und ein Gefühl der Angst und Beklemmung überkam mich, weil ich im ersten Moment nicht wußte, wo ich mich befand.
    Durch die Nase saugte ich die Luft ein, schüttelte den Kopf, dachte nach, sah dann die schmalen Umrisse und auch den gräulichen Ausschnitt des kleinen Anbaufensters.
    Was, zum Teufel, hatte mich aus dem Schlaf gerissen? Ein Geräusch oder einfach die innere Unruhe.
    Ich stand auf und schlüpfte dabei in meine Schuhe, die ich sicherheitshalber zuband. Zuerst lauschte ich nur an der Tür, dann öffnete ich sie vorsichtig und blickte in den großen Raum, wo Mensch und Tier dicht zusammenlagen und schliefen.
    Sie hatten mich nicht gestört. Es brannte noch eine Kerzenflamme. Aus Sicherheitsgründen hatte Cal sie mitsamt dem Teller in den Kamin gestellt. Ich zog die Tür wieder zu, stand etwas verlegen in der Dunkelheit und ging dann auf das kleine Fenster zu. Diesmal reinigte ich die gesamte Scheibe. Im Schein meiner Lampe schaute ich mir das Fenster genauer an. Es hatte einen Metallgriff an der Seite, den ich nach unten drückte und dabei feststellte, daß sich das Fenster doch ziemlich leicht öffnen ließ.
    Die Luft war wie ein kalter Hauch vom Nordpol. Dunst hatte sich in diesen Morgenstunden gebildet. Er schwebte wie ein lockeres Meer über den Weiden und Wiesen.
    Es war ruhig - oder?
    Nein, nicht ganz. Ich bekam schon ungewöhnliche Geräusche zu hören. Oder ganz normale, es kam auf den Blickwinkel an. Ob Schafe träumen konnten, wußte ich nicht, jedenfalls schliefen sie nicht alle ruhig. Hin und wieder hörte ich ein Blöken oder Stöhnen.
    Ansonsten lag die Herde ruhig da. Es gab also nichts, was mich hätte aus dem Schlaf reißen können.
    Ich blieb trotzdem am Fenster stehen, und es war gut so, daß dies geschah.
    Schatten bewegten sich durch den Dunst.
    Kleine Schatten, Gespenster, Geister, die die Deckung der Nebelstreifen ausnutzten. Ich hörte sie nicht, aber sie waren da, und sie huschten nahe der Herde umher.
    Die Zwerge!
    Kalt rann es meinen Rücken hinab. In der linken Handfläche spürte ich das plötzliche Jucken, achtete nicht weiter darauf, sondern versuchte, mich auf die Zwerge zu konzentrieren.
    Der Vergleich mit Indianern kam mir in den Sinn. Da hieß es auch immer, daß sie im Morgengrauen zumeist angriffen, wo die Aufmerksamkeit der Feinde am meisten nachgelassen hatte und sie sich auch vor den Geistern der Nacht nicht zu fürchten brauchten.
    Hier passierten ähnliche Dinge.
    Die Zwerge waren da, sie
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