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0844 - Tödliches Amsterdam

0844 - Tödliches Amsterdam

Titel: 0844 - Tödliches Amsterdam
Autoren: Jason Dark
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hin. Er rief etwas, dann drängte ihn jemand zur Seite, und einen Moment später hatte Suko ebenfalls die Wärme des Boots verlassen.
    Auf dem Dach lag ich besser. Es war flach und auch breit genug. Das Untier sah ich vor mir. Es hatte sich halb aufgerichtet und wirkte auch in dieser Lage wie ein mutiertes Insekt. Der vorgeschobene Kopf erinnerte an eine vorn platt geschlagene Kugel, wobei einige seiner Gesichtsmerkmale verlorengegangen waren, doch das alles zählte nicht. Wichtig war das Wesen selbst.
    Es griff an.
    Und es war sehr schnell.
    Ich kam nicht dazu, meine Waffe zu ziehen. Auf einmal hatte es sich hochgestemmt und einen Moment später mit Vehemenz nach vorn geworfen. Ich hätte ausweichen können, leider war das Dach trotz allem zu schmal, und so erlebte ich den ersten echten Kontakt mit diesem untoten Etwas.
    Es schlug nach mir, die Krallenhände vorgestreckt, wobei die Nägel wie spitze Feilen durch meine Kleidung sägen wollten, doch ich drehte mich und kriegte den linken dünnen Arm zu fassen.
    Die Haut war glatt und widerlich naß. Sie rutschte durch meine Finger.
    Der Arm bewegte sich ruckartig, weil das Monstrum versuchte, meinen Griff zu sprengen.
    Es hatte genügend Kraft, um sich herumzustoßen. Mit der anderen Hand stieß es nach meinem Hals, verfehlte ihn, und die Klauen hinterließen Kratzer auf dem Glasdach.
    Auch die Fahrgäste hatten längst bemerkt, was sich über ihnen abspielte.
    Es hatte keinen mehr auf seinem Platz gehalten, das sah ich, als ich mich drehte und das Bild unter mir wie ein Filmstreifen vor meinem Auge entlanghuschte.
    Wir rutschten.
    Der Rand des seitlich gebogenen Glasdachs kam gefährlich nahe. Ich würde auch auf dem Rand keinen Platz finden, dazu war er viel zu schmal, durch den Schwung würde ich über Bord rutschen und in das eisige Wasser der Gracht eintauchen, was dieses Monstrum wohl auch beabsichtigte. Ich konnte nichts gegen das Rutschen tun, ich kam auch nicht an meine Waffe heran. Meine Flüche gaben wohl meinen inneren Zustand wieder.
    Es wäre alles so gekommen, wenn - ja, wenn nicht Suko plötzlich erschienen wäre.
    Ich nahm ihn nur am Rande wahr, was ich allerdings sah, das ließ mich hoffen.
    Mein Freund hatte seine Dämonenpeitsche gezogen, den Kreis geschlagen, die drei Riemen waren ausgefahren. Noch schlug er nicht zu und musste warten, bis sein Ziel in eine günstige Position geriet.
    Dabei half die Schräge an der Steuerbordseite des Boots. Dort lauerte auch Suko.
    Das Monstrum glitt ihm in die Falle, denn Suko hatte seinen Arm bereits erhoben.
    »Schlag zu!« keuchte ich, denn auch ich glitt kopfüber an der Außenwand entlang.
    Es sah lässig aus, wie mein Freund seine Peitsche bewegte. Ich sah den Aufprall und bekam mit, wie das Monstrum zusammenzuckte. Seine Kraft wurde ihm genommen, denn der Griff, der mich festhielt, lockerte sich innerhalb einer Sekunde.
    Ich kam frei.
    Vor mir rutschte das Wesen auf den schmalen Streifen zwischen Dach und Bootsrand, wo es auch feucht und glatt war. Die unfreiwillige Reise setzte sich fort, auch bei mir. Während ich dem Wesen nachschaute, glitt ich nach vorn, doch Suko hielt mich fest. Auch er mußte achtgeben, daß er nicht über Bord glitt. Beide schauten wir in das schmutzige Wasser, in das das Wesen bereits eingetaucht war, wieder hochgeschwemmt wurde und plötzlich Dampf über der Stelle lag, an der es aus dem Wasser schaute. Es löste sich auf.
    Da schwamm der Schädel neben den Armen und Händen. Wir hörten sogar ein leises Zischen, und wie zu einem letzten Abschiedsgruß stellte sich eine der Klauen aufrecht, als wollte sie uns noch einmal zuwinken, bevor die Finger zerfielen und vom Wasser geschluckt wurden.
    Es war nicht mehr da!
    Keuchend schaute ich auf die Brühe, den Rücken gegen die Glasverkleidung gestemmt. Ich wischte über meine Stirn, versuchte den Atem unter Kontrolle zu bekommen und grinste meinen Freund Suko schließlich scharf an.
    »Danke.«
    »Wofür?«
    »Hör auf, du weißt schon.«
    »Moment mal!« mischte sich der Kapitän ein. »Ich denke, daß ich auch dazu einiges sagen muß.«
    »Bitte.«
    »Ich will Sie nicht fragen, was da passiert ist und wieso es geschah, aber ich muß Ihnen mitteilen, daß ich über Funk die Polizei gerufen habe. Es wird gleich ein Boot hier eintreffen, und man wird Ihnen auch Fragen stellen.«
    »Das denken wir auch.«
    Der Mann zeigte sich erstaunt. »Mehr haben Sie nicht zu sagen?«
    »Noch nicht.« Ich zog die Schultern hoch, weil ich fror. Aber
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