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0844 - Tödliches Amsterdam

0844 - Tödliches Amsterdam

Titel: 0844 - Tödliches Amsterdam
Autoren: Jason Dark
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zu.
    Der Kommissar spürte die Berührung an seinen Hacken. Für einen Moment befürchtete er das Schlimmste, dann aber zerrten ihn die Hände noch einmal ruckartig hoch und vergrößerten die Distanz.
    Das Monster hatte verloren.
    Es ließ sich fallen, um wie ein Stein in der trüben Brühe der Gracht zu verschwinden.
    Es war vorbei.
    Die beiden Helfer zerrten noch immer, bis sich der Kommissar über die Reling rollen konnte und auf den schmutzigen Bordplanken keuchend und erschöpft liegenblieb.
    Daß sich die Helfer unterhielten, bekam er nur am Rande mit. Van Steen verstand auch nicht viel, doch der Mann beschwerte sich darüber, daß er dabei geholfen hatte, einen Polizisten aus dem Kanal zu ziehen. Den hätte er lieber schwimmen lassen.
    Fanny verteidigte den Kommissar. »Stell dich nicht so an. Es gibt auch unter den Bullen einige, die schwer okay sind.«
    »Kann ich jetzt abhauen?«
    »Meinetwegen.«
    Van Steen hatte sich auf die Seite gedreht. Er rang noch immer nach Luft, außerdem war ihm übel. Im Mund spürte er den Geschmack des brakigen Wassers, er mußte sich übergeben. Das Wasser vermischte sich mit galligem Schleim.
    Fanny stand neben ihm. »Geht es dir wieder besser, Kommissar?«
    »Bald.« Er mußte wieder keuchen, hatte sich schon hingekniet. Fanny schlug ihm auf den Rücken. »Danke, danke, es geht schon. Danke auch dafür, daß du mich aus der Brühe gezogen hast.« Er stand auf, und Fanny half ihm dabei. »Wieso bist du eigentlich wie ein Geist erschienen? Was hat dich getrieben, mich zu verfolgen?«
    »Ich war neugierig.«
    »Ach. Worauf denn?« Van Steen hustete.
    »Ich wollte sehen, was da im Wasser schwamm. Daß es nicht normal war, sah schon ein Halbblinder. Ich hatte ja die komische Hand gesehen und habe nicht richtig glauben wollen, daß so etwas überhaupt leben kann. Ich bin eines Besseren belehrt worden.« Sie trat mit dem Fuß auf.
    »Verdammte Scheiße, Kommissar, was kommt da auf uns zu? Kannst du mir das sagen, van Steen?«
    »Nichts, Fanny. Es kommt nichts auf uns zu. Es ist schon was auf uns zugekommen.« Er hustete wieder. »Die Kanäle sind verseucht, aber nicht nur ökologisch, da ist etwas anderes, das sich breitgemacht hat. Da ist etwas gekommen, verstehst du?« Er blickte Fanny ins Gesicht und sah ihr Kopfschütteln.
    »Ich verstehe gar nichts, Kommissar, aber ich verstehe, daß du aus deinen nassen Klamotten mußt, sonst holst du dir noch den Tod. Du mußt so schnell wie möglich ins Warme.«
    »Stimmt. Und wo?«
    »Wir gehen unter Deck. Ich kenne die Leute hier, die auf dem Boot wohnen. Einer hat mir geholfen, die anderen sind nicht da.« Sie faßte ihn an.
    »Los jetzt!«
    Van Steen ließ sich führen. Er ging und kam sich dabei vor, als würde er das Laufen erst üben. Seine Beine waren steif und glichen gefrorenen Stöcken. Er fror, er zitterte, und seine Zähne schlugen urplötzlich aufeinander.
    Unter Deck war es wärmer. Dort hatten die Bewohner einen alten Ofen aufgebaut. In der Bude stank es nach allem möglichen, was van Steen egal war. Er konnte sich nicht selbst ausziehen, seine Finger waren einfach zu klamm, und so mußte ihm Fanny dabei helfen, was sie amüsierte.
    »Warum lachst du?«
    »Kann ich dir sagen, van Steen. Ich habe zwar schon viele Kunden ausgezogen, aber keinen Kommissar. Zumindest nicht wissentlich. Hinzu kommt, daß du im Dienst bist.«
    »Das bin ich immer.«
    Auch die Unterhose zog er aus, und Fanny - ganz die besorgte Frau hatte sogar eine Decke besorgt, die sie über die Schultern des Polizisten hängte. Die Kleidung hing über einem Stuhl nahe des Ofens und war so gut wie möglich ausgebreitet worden. »Du mußt dich abreiben, van Steen. Richtig reiben, damit deine Durchblutung gefördert wird.«
    Er nickte nur. Plötzlich fror er wie selten, aber er biß die Zähne zusammen. Irgendwo schämte er sich auch, daß Fanny das Kommando übernommen hatte und ihn behandelte wie ein kleines Kind. Auch Frauen wie Fanny hatten mütterliche Instinkte oder gerade Frauen wie Fanny. Das bewies sie, als sie an den Kommissar herantrat und damit begann, ihn abzurubbeln. »Das ist doch alles nichts, was du da machst. Steh mal still, dann geht es zur Sache.«
    Van Steen genoß diese Massage. Sie förderte seine Durchblutung, sie machte ihn wieder fit, und er hatte sich so aufgebaut, daß er durch eine der kleinen viereckigen Öffnungen schauen konnte.
    Er sah das Wasser in der Gracht, und natürlich suchte er nach dem Monstrum. Normalerweise hätte er
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