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0842 - Teufels-Schönheit

0842 - Teufels-Schönheit

Titel: 0842 - Teufels-Schönheit
Autoren: Jason Dark
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nicht verstanden, er mußte mit sich selbst ins reine kommen, und ich hoffte, daß er es auch geschafft hatte, wenn wir das Ziel erreichten.
    Über London breitete sich allmählich die Dämmerung aus. Der Tag war vergangen, der frühe Abend näherte sich. Im Westen zeigte der Himmel einen roten Schein, dort versank der glühende Ball, und gerade dieses Rot hinter den dunkelgrauen Wänden zeigte uns an, daß der morgige Tag ebenfalls sonnig werden würde.
    Wir hatten es eilig.
    Deshalb fuhren wir mit der Sirene, und das bedeutete für mich, den Fahrer, höchste Konzentration.
    Suko griff zum Telefonhörer. Vom Wagen aus rief er im Hotel an. Wir wollten wissen, ob die beiden Frauen schon eingetroffen waren. Es wurde abgehoben, Suko stellte seine Frage, und ich nahm aus den Augenwinkeln sein Nicken wahr.
    Es sah also gut aus.
    »Können Sie mich denn mit dem Zimmer der beiden Damen verbinden?« erkundigte er sich.
    »Sie macht es, John.«
    »Gut.« Ich konzentrierte mich auf die Fahrt. Zwar schaffte uns der Klang der Sirene Platz, aber wir konnten uns beileibe nicht wie auf einer Rennbahn fühlen. Dazu war der Verkehr einfach zu dicht.
    Zum Glück waren in dieser Rush-hour nur verständnisvolle Verkehrsteilnehmer unterwegs.
    »Es meldet sich niemand, John«
    Die Worte hinterließen bei mir einen Stich.
    »Hast du verstanden?«
    »Ja.«
    »Was sagst du?«
    »Scheiße…«
    ***
    Della Streep hatte ihren Auftritt. Schon während der Fahrt im Taxi hatte sie darüber nachgedacht, wie sie sich bewegen konnte, würde und durfte. Sie mußte ja in die Rolle einer anderen Person schlüpfen, sie war jetzt Mandy Rice, sie hatte ihr Aussehen, und sie arbeitete offiziell als Modell.
    Herrlich war es.
    Dem Fahrer drückte sie ein großzügiges Taschengeld in die Hand, und der Mann trug ihr den Koffer bis vor die Eingangstür des Hotels. Auf dem Weg dorthin hatte Della einen Blick auf den Parkplatz geworfen. Das Licht einiger Laternen streute über die dort abgestellten Wagen, denn zahlreiche Frauen waren mit dem Auto gekommen.
    Auch der Eingang lag im Licht. Strahler schickten ihre breiten Streifen dem hart gefrorenen Erdboden entgegen und ließen kleine Eiskrusten hell schimmern.
    Den Koffer trug Della Streep selbst in die Halle, und sie genoß ihren Auftritt.
    Es war wie im Theater. Wie in einer Operette oder Oper, wo eine Treppe als Bühnendekoration eine wichtige Rolle spielte. War die Halle vor einer Stunde noch leer und ruhig gewesen, so hatte sich dieses radikal verändert, denn in den weichen Polstern der Sessel und Sofas saßen die zahlreichen Frauen, die allesamt ihren Weg gefunden hatten. Beim ersten Hinsehen war ihre Zahl kaum zu schätzen.
    Aber sie kannten sich, sie hatten sich wiedererkannt, sie redeten miteinander, sie hörten sich kaum zu, denn jede wollte die Neuigkeiten der anderen zuerst erzählen. Wie damals in der Schule hatten sich auch hier wieder dieselben Gruppen gebildet.
    Della wurde gesehen. Sie hatte auch alles getan, daß man sie nicht übersah. So ging sie sehr langsam, und als der erste Ruf erklang, blieb sie stehen.
    »Hi, Mandy!«
    Genau die Ansprache hatte ihr gefehlt. Für sie war es der große Augenblick gewesen. Der alles entscheidende Test, und die Spannung, die trotz des Lächelns auf ihren Zügen lag, löste sich, als sie den fremden, jetzt ihren Namen, hörte.
    »Grüß dich, Carol!«
    Carol stand auf. Sie war eine schlanke Person mit rötlich gefärbten Haaren. Jede schaute ihr nach, wie sie auf Mandy zukam. »Mein Gott, haben wir uns lange nicht mehr gesehen!« Sie strahlte Della an, und die wußte, daß Mandy und Carol früher zusammen in einer Bank gesessen hatten. Carol umarmte sie. »Toll siehst du aus, echt toll. Viel besser als in den Prospekten.«
    Della lachte. »Hör auf, das sagst du doch nur.«
    »Nein, du siehst wirklich super aus.«
    »Na ja, man muß eben etwas tun, die Konkurrenz ist groß.«
    Carol seufzte. »Wem sagst du das.« Sie strahlte Della noch immer an, dann aber zogen sich ihre Augenbrauen zusammen. »Etwas ist allerdings komisch.«
    Della schaltete innerlich sofort auf Distanz. »Wie meinst du denn das?«
    Sie erntete ein Lachen. »Nimm es mir nicht übel, meine Liebe, aber an dir hat sich schon etwas verändert.«
    »Wir sind älter geworden.«
    »Das ist es nicht.«
    »Was dann?«
    »Deine Stimme!«
    Zwei Worte nur, die aber gesessen hatten. Della hatte Mühe, sich zusammenzureißen. Dennoch konnte sie nicht vermeiden, daß ihr das Blut in den Kopf stieg. »Wie
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