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0841 - Erst lieb ich dich, dann beiß ich dich!

0841 - Erst lieb ich dich, dann beiß ich dich!

Titel: 0841 - Erst lieb ich dich, dann beiß ich dich!
Autoren: Jason Dark
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sie, man sah sie, man schrie sie an, man beschimpfte sie als Hexe und Buhlerin des Teufels, und sie hatte für all diese Worte nur ein kaltes Grinsen übrig. Niemand sah genauer in ihr Gesicht, keiner konnte erkennen, daß sie die Oberlippe zurückgezogen hatte und so ihre beiden Vampirzähne freilagen, die ihr im Laufe der Nacht gewachsen waren.
    Auch hatte sie ihre Gedanken abgestellt. Um den Scheiterhaufen drehten sich ihre Überlegungen nicht. Sie dachte vielmehr an den Fremden, der sie in der vergangenen Nacht besucht und ihr das ewige Leben versprochen hatte, auch wenn er es auf seine Art und Weise durchführen würde.
    Ja, sie würde leben.
    Sie würde auch das Blut bekommen, um weiterhin existieren zu können. Sie würde dabei ihren Körper einsetzen und es sich von den Männern holen, die sich nicht beherrschen konnten, wenn sie diese Frau sahen.
    Kinder hatten sich mit Steinen bewaffnet, und niemand hinderte sie daran, diese Steine nach der Hexe zu werfen.
    Cynthia zog den Kopf ein. Manche Steine prallten gegen die Stäbe, andere fanden ihren Weg durch die Zwischenräume. Ein Stein erwischte sie sogar am Kopf. Er riß an der linken Seite ihrer Stirn die Haut auf und hinterließ dort eine tiefe Furche.
    Sie lächelte nur.
    Kein Schmerz mehr - einfach nichts.
    Dann lachte sie.
    Es war ein hartes, ein grausam klingendes Lachen, so laut, daß es die anderen Geräusche übertönte, was zudem einfach war, denn der Karren hatte sein Ziel erreicht. In der Nähe des Scheiterhaufens hatten die zwei Pferde angehalten, und es waren ebenfalls zwei Knechte, die das Gitter an der Rückseite des Wagens aufzerrten.
    »Komm raus!«
    Cynthia strich ihr Haar zurück, nickte und drehte sich schwerfällig um. Sie kroch auf den Ausgang zu, wo sie von grinsenden Männern erwartet wurde, deren Grinsen allerdings erstarb, als sie in das Gesicht der »Hexe« schauten.
    Darin war keine Spur von Angst zu lesen. Nichts funkelte in den Augen. Es war glatt geblieben. Sie stand sogar mit einer geschmeidigen Bewegung auf und sprang vom Wagen.
    Niemand brauchte sie zu zerren, sie schrie nicht, sie tobte nicht, und sie ließ es geschehen, daß ein dritter kam und ihr einen Strick um die Hüfte legte.
    Man führte sie zum Scheiterhaufen.
    Es waren nur wenige Schritte. Der Weg dorthin war vom Schreien der Gaffer begleitet. Sie wollten die Hexe brennen sehen. Sie stießen ihre Arme nach vorn und wiesen mit den Fingern auf die Person, die angeblich mit dem Satan gebuhlt hatte.
    »Die teuflische Schönheit für das Feuer!« schrieen sie. »Hinein in die Flammen…!«
    Man spie sie an, und Cynthia senkte nicht einmal den Kopf. Sie nahm es gelassen hin, denn seit der vergangenen Nacht wußte sie, daß nur sie die Siegerin war.
    Dann aber stoppte sie doch. Sie drückte sich in die Griffe der Häscher zurück, denn sie hatte einen Mann gesehen, der wie ein Denkmal plötzlich vor ihr stand.
    Es war Romero Sanchez!
    Er lächelte sie an. In seinen Augen lag der Haß. In der rechten Hand hielt er einen langen Stab, der an der Spitze dick mit Pech bestrichen war, über das bereits das Feuer tanzte.
    »Hast du auf mich gewartet?« fragte Cynthia.
    »Ja!«
    »Ich dachte es mir!«
    »Und ich werde derjenige sein, der das Feuer entfacht. Ich übergebe dich dem Feuer!«
    »Ich habe es erwartet!«
    »Und du hast keine Angst?«
    »Nein, das habe ich nicht! Ich werde nicht sterben, Sanchez. Kein Feuer kann heiß genug sein, um mich zu vernichten, denn es gibt Kräfte, die noch mächtiger sind. Dir aber sage ich, daß du oder andere aus deiner Familie noch von mir hören werdet. Ich gebe dir den Rat, immer daran zu denken, und gib dies auch weiter an deine Nachkommen, vorausgesetzt, du bekommst welche. Behalte meine Worte gut. Sie sind kein Spaß. Ich habe sie blutig ernst gemeint!«
    Sanchez war verunsichert. Mit einer derartigen Reaktion hatte er nicht gerechnet. Er war auch durcheinander. Fragen huschten durch seinen Kopf. Woher, zum Henker, nahm diese Frau den Mut, ihm das alles zu sagen? Wenn er darüber nachdachte, kriegte er sogar Angst. Das konnte er sich nicht leisten, nicht vor all den anderen, die den Worten der Hexe zugehört hatten.
    Deshalb reagierte er so überraschend schnell und auch laut. »An den Pfahl mit ihr, bevor sie noch mehr dieser gotteslästerlichen Lügen verbreitet. Sie muß brennen, sie muß zu Asche werden. Niemand wird für eine Hexe wie sie ein Gebet sprechen. Packt sie!« Nach den letzten Worten drehte er sich mit einer schnellen
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