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084 - Im Schatten der Guillotine

084 - Im Schatten der Guillotine

Titel: 084 - Im Schatten der Guillotine
Autoren: Dämonenkiller
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schwieg.
    Sie faßte ihn an der Schulter und schüttelte ihn ein bißchen. „Hören Sie, nachdem ich zu den Eingeweihten zähle, zu den Lehrerinnen und Erzieherinnen, habe ich ein Anrecht darauf, die volle Wahrheit zu erfahren. Was hat es mit dieser Verwandlung auf sich? Das geht doch nicht mit rechten Dingen zu."
    „Selbst wenn ich's wüßte, Ma'am - ich könnt's Ihnen nicht verraten."
    „Das ist infam!"
    Die Umgebung erinnerte sie stark an die Rekonstruktionen prähistorischer Wälder in Museen. Maureen Hopkins hatte sich intensiv mit der vordiluvialen Zeit, speziell mit den Quartär, beschäftigt. Sie war nun zwar erschrocken, aber auch fasziniert. Es hätte sie nicht gewundert, wenn aus der Schwärze ein vorsintflutliches Tier hervorgeschossen wäre.
    Als hätte sie es beschworen, waren plötzlich eigentümliche Knacklaute zu vernehmen. Schritte näherten sich. Lemmy sah sich gehetzt um, konnte aber nichts ausmachen. Er fing an, auf die Ochsen einzuschlagen. Da sie nicht schneller gingen, verlegte er sich aufs Schimpfen.
    Maureen Hopkins schaute nach hinten. Sie erblickte daher als erste die glatzköpfigen Gestalten, die mit erhobenen Speeren zwischen den Stämmen hervorgesprungen kamen.
    „Mein Gott - Lemmy!"
    Er fluchte in allen Tonlagen, aber die Ochsen liefen nicht schneller. „Da haben wir es, Ma'am! Die Kräfte des Bösen nahen. Wir sind verloren."
    „Haben Sie keine Schußwaffe?"
    „Nein. Und wenn schon - gegen die Übermacht würde sie nichts nützen."
    Sie duckte sich auf den Boden und guckte angsterfüllt nach hinten. Die halbnackten Wilden mit der bronzenen, glänzenden Haut brüllten und schwangen die Speere. Rasch begriff sie, wie recht Lemmy hatte. Es waren schätzungsweise zwei Dutzend hünenhafte Kerle, die da hinter ihnen hergerannt kamen. Auch das beste Schnellfeuergewehr hätte höchstens die Hälfte von ihnen niederzustrecken vermocht; der Rest der Eingeborenen wäre spätestens zum Zeitpunkt des Nachladens über sie hergefallen.
    D1e Krieger näherten sich dem Ochsenkarren. Rasch hatten sie die Flanken des Gefährts erreicht. Die weißen Ochsen schnaubten unwillig und schüttelten die kantigen Häupter.
    Das zornige Gebrüll der Wilden entlockte Maureen Hopkins eine Anzahl von spitzen Schreien. Sie hoffte, daß Magnus Gunnarsson und seine Leute von irgendwoher als heldenhafte Retter auftauchen würden. Aber ihre kühnen Vorstellungen wurden sehr schnell zunichte gemacht. Die Eingeborenen gingen zum Angriff über. Kein Wunder dieser Welt konnte sie jetzt noch vor dem Unheil bewahren. Sie waren wirklich verloren.
    Speere flogen surrend durch die Luft. Einer erwischte Lemmy an der rechten Schulter. Er schrie auf, ließ die Zügel fallen und kippte vom Bock. Johlende Krieger fingen ihn unten auf. Maureen Hopkins sah, wie sie auf ihn eindroschen. Lemmy hatte nicht die geringste Chance.
    Maureen bebte am ganzen Leib.
    Schluchzend griff sie nach den Zügeln und hieb voll Verzweiflung mit der Peitsche auf die Tiere ein. Es war ein lächerliches Unterfangen. Zwei Speere bohrten sich in die Leiber der Ochsen. Da die Wilden es sehr wohl verstanden hatten, die richtigen Punkte anzuvisieren, sanken die Vierbeiner sofort zu Boden.
    Der Karren stand. Unzählige Hände griffen nach Maureens Beinen.
    Sie kreischte und schlug um sich. Die Krieger lachten kehlig.
    Sie bringen dich um, dachte sie, oder du wirst verrückt. Das stehst du nicht durch.
    Derbe Finger schlossen sich um ihren Fußknöchel. Plötzlich hatte sie keinerlei Halt mehr. Sie segelte förmlich vom Kutschbock.
    Die Krieger fingen sie auf und fesselten sie mit groben Stricken. Maureen wünschte sich, ohnmächtig zu werden. Aber sie blieb bei vollem Bewußtsein, erlebte alles mit, spürte die Leiber der Wilden, roch ihre herben Ausdünstungen, vernahm die gutturalen Laute, mit denen sie sich verständigten.
    Sie wurde zu Boden geworfen und stellte fest, daß sie neben dem blutenden, besinnungslosen Lemmy lag. Auch er war vorsichtshalber gebunden worden.
    Die Krieger tuschelten untereinander. Einer raffte mit flinken Bewegungen trockenes Laub zusammen. Maureen sah etwas aufblitzen und begriff. Wie die Eingeborenen die ausgedörrten Blätter entfacht hatten, war ihr ein Rätsel.
    Das Laub loderte hell. Grinsend warf ein Wilder das brennende Bündel auf die Ladefläche des Ochsenkarrens. Binnen weniger Minuten standen das Gefährt, Maureen Hopkins' Koffer und die toten Ochsen in Flammen. Maureen blickte auf das brennende Inferno und gab einen
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