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0834 - Griff nach Armakath

0834 - Griff nach Armakath

Titel: 0834 - Griff nach Armakath
Autoren: Volker Krämer
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Worte aus dem Buch waren selbst für ihn starker Tobak. Ja, das Buch war eine unglaubliche Gefahr. Es barg Dinge in sich, die niemals ausgesprochen werden sollten. Und doch konnte er von diesem Folianten nicht mehr lassen.
    Er würde ihn wie einen Schatz hüten, ihn verteidigen - gegen jeden. Auch gegen Nicole. Als ihm dies klar wurde, erschrak Zamorra vor sich selbst.
    Doch das änderte nichts an den Tatsachen.
    »Komm, wir wollen wieder schlafen gehen«, schlug er vor. »Ich kann mich ehrlich gesagt kaum noch auf den Beinen halten. Wir reden morgen über alles. Okay?«
    Nicole Duval kannte ihren Geliebten gut genug, um zu wissen, dass er jetzt für keinerlei Argumente mehr zugänglich war. Zamorra hatte sich abgeschottet.
    Seufzend half sie ihm zurück in das abgelegene Gästezimmer, in dem er seine Ruhe hatte finden sollen.
    Ruhe. Hätte die Katze nicht noch bis morgen warten können? Nicole war sich sicher, dass Zamorra den dringend nötigen Schlaf nun nur noch schwerlich würde finden können.
    Langsam aber sicher wurde Nicole Duval zur Katzenhasserin - auch wenn sie das überhaupt nicht mochte…
    ***
    Dalius Laertes und Artimus van Zant verabschiedeten sich am Mittag des folgenden Tages aus Château Montagne. Was Zamorra und Nicole den beiden über ihre Nachtaktion berichtet hatten, löste bei den so unterschiedlichen Männern Bestürzung aus.
    Laertes bat Zamorra, ihm das Buch zu zeigen, doch das hatte sich bereits wieder geschlossen, war durch nichts und niemanden zu öffnen.
    Noch nicht… Doch es konnte nicht lange dauern, bis das nächste Siegel sein Recht einforderte.
    »Buch hin, Buch her, Zamorra.« Laertes sah den Professor ernst an. »Irgendwer in der Schwarzen Familie hat die ganze Geschichte um Armakath inszeniert - mit dem einzigen Ziel, dich loszuwerden. Das steht für mich fest. Und warum sich dieses ominöse Siegel in deiner Abwesenheit eigenständig geöffnet hat, das liegt auch auf der Hand.«
    Zamorra nickte. Hätte er gewusst, was in dem Siegeltext stand, wäre er mit ganz anderen Vorzeichen in den Kampf um die weiße Stadt gegangen. Mit Sicherheit hätte er sich nicht wie auf dem Präsentierteller auf dem Dach regelrecht angeboten. Zumindest nicht ohne entsprechende Rückendeckung.
    »Silber auf Schwarz… und Gold.« Artimus van Zant wiegte den Kopf hin und her. Vorhin hatte sich dieser übergewichtige Drache freudig vom Physiker verabschiedet. Er schien glücklich zu sein, nun wieder die Nummer eins an den Fleischtöpfen des Châteaus zu sein. »Neues Wissen um die Zukunft -nicht eben viel, was du da aus dem Schacht an verwendbarem Wissen mitgebracht hast. Was willst du mit dem Körnchen anfangen? Es wird dich nicht weit bringen, fürchte ich.«
    »Abwarten. Wie oft haben wir so gedacht, und dann überschlugen sich die Ereignisse. Wir werden sehen, Freunde.«
    Später, als die relative Ruhe das Château Montagne wieder für sich eingenommen hatte, saß Zamorra grübelnd in seinem Arbeitszimmer. Niemand störte ihn. Nicole machte einen möglichst großen Bogen um Bücher… und Katzen. Und Fooly hatte bei Androhung einer radikalen Diät Störverbot auferlegt bekommen.
    Das Siegelbuch lag vor Zamorra. Nichts an dem Folianten schien nun außergewöhnlich zu sein. Ähnlich schöne Stücke standen zuhauf in seiner Bibliothek. Doch keines davon war mit diesem zu vergleichen.
    Keines… denn keines von ihnen barg seine Geheimnisse, seine Gefährlichkeit.
    Nicole wollte es zerstören. Und beim Öffnen des siebten Siegels war es um ein Haar zerstört worden… war dies etwa so etwas wie die Rache dafür?
    Zamorra schüttelte den Kopf. Der Gedanke, der da in ihm aufgeblitzt war, war unsinnig. Er setzte voraus, dass sich etwas Lebendiges in den Kapiteln verbarg. Aber das war unmöglich. Selbst jemand wie er, der im Laufe seines Lebens schon viel - fast zu viel - erlebt hatte, konnte sich das einfach nicht vorstellen.
    Er verdrängte diese Überlegung. Denn da war noch etwas anderes, wichtigeres!
    Die Bewohner der weißen Städte -der Gedanke an sie ließ Zamorra keine Ruhe mehr.
    Wie hatte die Wurzel es formuliert:
    »Du musste es nur wollen - dich voll und ganz konzentrieren. Dann kannst du sehen, wie sie suchen und suchen. Silber, da ist scrviel Silber und Gold, eingebettet im dunklen-Vlies. Doch Silber ist nicht die Farbe der sie entgegenstreben. Sie suchen das Weiß. Mein Weiß. Du siehst sie nicht, oder?«
    Zamorra hatte sie nicht sehen können. Und vielleicht würde das auch nie geschehen.
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