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0833 - Verfluchte der See

0833 - Verfluchte der See

Titel: 0833 - Verfluchte der See
Autoren: Christian Schwarz
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Hai war unermesslich reich, erzählt man sich. Er raubte immer mehr Handelsschiffe aus und tötete die Mannschaften auf furchtbarste Art und Weise. Um dem Spuk ein Ende zu bereiten, beauftragten Hamburger Kaufleute einen unerschrockenen Kapitän namens Edo Wiemken, der in den Künsten der Weißen Magie bewandert war. Wiemken lockte Hans den Hai vor Föhr in eine Falle und versenkte dessen ›Dumme Kuh von Skallingen‹ mit Mann und Maus. Seither wurde niemals mehr etwas von Johan Redlef Vollquarsen gehört und gesehen.«
    »Hm. Dein Vorfahr hat dieses ominöse Seegefecht also beobachtet«, stellte Roger fest. »Und? Wenn er nicht das Blaue vom Himmel heruntergelogen hat, könnte man damit beweisen, dass an der Legende etwas Wahres dran ist. Nicht sehr aufregend.«
    »Das Beste kommt erst noch.« JJ ließ sich nicht aus der Ruhe bringen. »Bisher glaubte man, wie gesagt, dass dieses Seegefecht vor der Küste Föhrs stattgefunden habe. Die Grabsteininschrift meines Vorfahren eröffnet aber völlig neue Perspektiven. Seiner Beschreibung nach muss sich das Gefecht in Wirklichkeit auf offener See vor Sylt und Amrum abgespielt haben. An einer Stelle also, wo noch niemand zuvor nach dem Wrack der ›Dummen Kuh‹ gesucht hat. Ich bin mir sicher, aufgrund der auf dem Grabstein angegebenen Daten die ungefähre Position zu wissen.«
    Antje verschlug es den Atem. Sie starrte Jens-Jacob erschrocken an. »Du meinst… du meinst, wir sollen nach dem Schatzschiff tauchen?«
    »Genau das meine ich«, sagte JJ und nickte.
    ***
    Antje, Roger und Jens-Jacob studierten alle drei klassische Archäologie an der Eberhard-Karls-Universität in Tübingen. JJ hatte lediglich ein halbes Semester gebraucht, um seine neuen Freunde mit seiner Liebe zur Unterwasserarchäologie anzustecken. Vor allem versunkene Städte und Schiffswracks übten seit Kindesbeinen eine ungeheure Faszination auf ihn aus. Und jetzt eben auch auf Antje und Roger, die für diverse Unterwassertouren mit JJ zusammen extra Tauchen gelernt hatten.
    Da bisher keine deutsche Universität Unterwasserarchäologie als offizielles Studienfach anbot, hatten sich die drei beim Schiffsarchäologischen Seminar der Universität Rostock in Theorie und Praxis weitergebildet und konnten seither in Eigenregie nach Schiffswracks tauchen. Deswegen hatte JJ keine Sekunde gezögert, seine beiden Freunde in den Semesterferien aufzuscheuchen und hierher nach Föhr zu bitten, als er auf den seltsamen Grabstein gestoßen war. Natürlich hätte er auch alleine tauchen können, aber das entsprach nicht seinen Vorstellungen von Freundschaft. Er wollte alles mit ihnen teilen: Abenteuerlust und Aufregung, aber auch Erfolg und Misserfolg.
    Gleich am nächsten Tag packten die drei Studenten die schnittige weiße Zwölfmeteryacht der Escheis, die an der Schwimmsteganlage des Wyker Sportboothafens ihr Zuhause hatte, voll mit Tauchausrüstung. Am späten Nachmittag brachen sie auf. JJ steuerte die »Lulu« an der Südküste Föhrs entlang, dann an der Nordspitze von Amrum vorbei aus dem Wattenmeer hinaus in die offene, von leichten Wellen gekräuselte Nordsee. Antje stieß mehr als einmal entzückte Schreie aus, als sie Seehunde auf diversen Sandbänken in der prallen Sonne dösen sah.
    »Sollte es hier nicht Ebbe und Flut geben?«, fragte Roger. »Wie funktioniert das eigentlich?«
    »Ebbe und Flut gibt es zwei Mal am Tag«, klärte JJ ihn auf. »Da eine Periode aber zwölf Stunden und fünfundzwanzig Minuten dauert, verschieben sich Ebbe und Flut jeden Tag um 50 Minuten.«
    »An dieser Rechnung hätten Adam Riese und Eva Zwerg ihre helle Freude«, sagte Roger mit einem Grinsen.
    An den auf dem Grabstein angegebenen Positionsdaten, die eine Stelle etwa zwei Seemeilen westlich der Amrum-Bank bezeichnete, ging die »Lulu«, weitab des Schiffsverkehrs, vor Anker. Zwanzig Minuten später führten die drei den ersten Tauchgang durch. Sie begegneten fünf Schweinswalen, Fischschwärmen und allerlei Kleingetier, bevor sie in 43 Metern Tiefe den Meeresboden erreichten, der hier hauptsächlich aus Schlick und unübersichtlichen, schroffen Felsen bestand.
    Im herrschenden Dämmerlicht ließ sich mit bloßem Auge nicht mehr viel zu erkennen. Deswegen tauchten die Studenten mit eingeschalteten Helmscheinwerfern. Systematisch begannen sie, die Oberfläche abzusuchen. Da Antje und Roger nicht die Taucherfahrung wie JJ besaßen, hatten die drei abgemacht, auf jeden Fall zusammenzubleiben.
    Sie waren noch keine fünf
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