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0833 - Orbit um Terra

Titel: 0833 - Orbit um Terra
Autoren: Unbekannt
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lauschte. Noch immer tobte das Gewitter über den vielen Ruinen der Stadt, aber diese einstige Prachtstraße war jetzt nicht mehr das Zentrum. In der Halle mit den aufgebrochenen Türen, den erloschenen Antigrav-röhren und den verschmutzten Pan-zerglas-Liftrohren herrschte Stille. Der Mann griff in die Tasche, holte eine zerbeulte Lampe hervor und schaltete sie ein. Im schwachen, zitternden Lichtschein tastete er sich eine unratübersäte Treppe aufwärts.
    Auf der obersten Stufe schwankte der Fremde ganz plötzlich. Er stieß einen unterdrückten Schrei aus und ruderte mit den Armen durch die Luft. Dann krümmte er seinen Körper zusammen und stolperte. Er fiel schwer auf die nächsten Stufen und rollte ein Stück die Treppe hinunter, wo er stöhnend liegenblieb. Wieder war er für einige Augenblicke hilflos und von Schmerzen gepeinigt. Mit schwachen Bewegungen öffnete er seine Jacke und umklammerte einen eigroßen Gegenstand, den er zwischen dem schmutzigen Hemd und der auf geschundenen Haut trug.
    Der Mann schien wundersame Kräfte aus diesem Ding zu schöpfen, denn er stand gekrümmt 'auf und humpelte die Stufen wieder hinauf. Er hob die schwach glimmende Lampe auf, leuchtete den Weg und die Wände an und gelangte schließlich, ehe das Licht ganz verging, vor eine verschlossene Tür. Der Fremde suchte nach bestimmten Punkten zwischen Rahmen und Wand und drückte schließlich in einem bestimmten Rhythmus einige erhabene Stellen.
    In der Stille gab es einige harte, schnappende Geräusche.
    Der Fremde stieß die Tür mit der Schulter auf und hastete durch einen kleinen Vorraum. Er öffnete drei andere Türen und fand sich in einem Büro wieder, das einigermaßen sauber war. Er erinnerte sich an diese Anlage, die seinerzeit sehr gut geschützt gewesen war. Er versuchte, das Licht einzuschalten. Nichts.
    Vorsichtig schloß er die Tür hinter sich, aber die verrotteten Zuhaltungen bewegten sich nicht mehr. Er prüfte einen Raum nach dem anderen, fand eine versiegelte Flasche und, nach längerem Suchen, einige Raumfahrerrationen. Er aß und trank und rückte dann einen staubigen Sessel in die Nähe des Fensters. Es war vor Schmutz fast undurchsichtig, aber die Blitze leuchteten immer wieder den Raum aus.
    Der Fremde empfand eine flüchtige Ruhe. Er wußte, daß sie vergänglich war. Jederzeit konnte das A-Bewußtsein wieder zuschlagen und versuchen, den Körper allein zu besitzen. Der Mann mit den blaßblauen Augen war die „wirkliche" Hälfte eines Konzepts. Sein Bewußtsein steckte in seinem Körper, an den er sich erinnerte.
    ERINNERUNG: FRÜHE VERGANGENHEIT.
    Er war als immunisiertes Bewußtsein in ES aufgegangen. Jetzt, zusammen mit einem A-Bewußtsein und im Besitz seines damaligen Körpers, war er aus dem Hyperreservoir entlassen worden. Während der furchtbaren Phase der Aphilie hatte er zurückgezogen gelebt. Die Politik der Aphiliker hatte ihn in unsagbarem Maß abgestoßen und angeekelt. Das bewußt kalkulierte Risiko, zusammen mit dem A-Bewußtsein von Su-canne Weyter die Erde zu betreten und sich einem garantiert einmaligen Überlebenskampf zu stellen, war ergern eingegangen. Es war seine erklärte Absicht, mit seinen Fähigkeiten der Erde wieder zu helfen. Der verwüsteten Erde und den Menschen, die sich darauf befanden.
    Er, der die Gabe des vorausschauenden Ahnens und des absolut photographischen Gedächtnisses besaß, würde sie einsetzen; vor der Aphilie gab es keinen einzigen geschäftlichen Schachzug, der ihm nicht in vollem Umfang geglückt war. Man hatte ihn, in der Zeit der Aphilenherrschaft einfach vergessen oder übersehen, und noch jetzt fürchtete er sich vor der Größe seiner selbstgewählten Aufgabe.
    Er fürchtete sich ebenso vorSucan-ne.
    Er ängstigte sich davor, von diesem herrischen, in kalter Logik arbeitenden Verstand übernommen und ausgeschaltet zu werden. Obwohl das Bewußtsein Sucannes rund siebzehn Jahre alt war, zeichnete es eine unerbittliche Entschlossenheit aus. Der Fremde wußte, daß sie ihn töten würde, wenn sie nicht die Herrschaft über den Körper erlangen konnte.
    Während der Mann mit dem überraschend großen Kopf scheinbar ruhig im Sessel saß, seine Schmerzen vergaß und hinausschaute, tobte im Innern dieses aus zwei Bewußtseinen bestehenden Konzepts ein erbarmungsloser Kampf.
    Die Wesenheiten von Sucanne und dem Besitzer des Körpers kämpften gegeneinander. Nach etwa einer halben Stunde verzog sich das Gewitter in östlicher Richtung. Nässe glänzte an
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