Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
083 - Der Mann aus der Retorte

083 - Der Mann aus der Retorte

Titel: 083 - Der Mann aus der Retorte
Autoren: Dämonenkiller
Vom Netzwerk:
Coco leise und legte ihre Hände auf die Knie.
    „Richtig", stimmte Dorian zu. „Bei Don ist es ähnlich wie beim Golem. Fernels Experiment war teuflisch. Erst gab er Don seine normale Größe zurück. Der zweite Schritt war, daß Don weiterwachsen sollte. Wie groß wird er werden? Drei, fünf oder zehn Meter?"
    Coco strich sich flüchtig mit der Zunge über die Lippen. „Wie wird er sein Wachsen geistig verkraften?"
    „Ich fürchte, daß er durchdrehen wird", flüsterte der Dämonenkiller.
    „Hoffentlich bewahrheitet sich deine Befürchtung nicht", sagte Coco fast unhörbar.
    „Wenn Don tatsächlich weiterwächst, dann muß er gesehen werden. Er braucht Nahrung."
    „Und wie werden sich die Isländer verhalten?"
    „Im Augenblick ist es sinnlos, Mutmaßungen anzustellen. Erkundige dich, ob irgendwelche Meldungen vorliegen!"
    Coco erfuhr nichts Neues. Don blieb spurlos verschwunden.

    Don war im Morgengrauen erwacht. Es dauerte einige Sekunden, bis er wußte, wo er sich befand. Erschrocken sprang er auf. Zu seinem größten Entsetzen stellte er fest, daß er während der Nacht weiterhin gewachsen war. Er war jetzt mehr als drei Meter groß.
    Sein Blick fiel auf die Tasche, in der sich Dula befand. Don kniete nieder und öffnete den Reißverschluß. Vorsichtig schob er seine rechte Hand in die Tasche, und Dula sprang auf seine Handfläche. Er hob das fußgroße Mädchen hoch.
    „Du bist gewachsen", stellte Dula mit versagender Stimme fest.
    „Das ist Fernels Fluch", erwiderte Don grimmig.
    Dula setzte sich nieder und schlug die Hände vors Gesicht.
    „Wo sind wir?" fragte sie schluchzend.
    „Irgendwo im Inneren Islands", meinte Don.
    „Wo sind Dorian und Coco?"
    Don überlegte einen Augenblick. Nur undeutlich erinnerte er sich daran, daß er den Dämonenkiller niedergeschlagen hatte. Irgend etwas hatte ihn aus dem Hotel getrieben. Er wußte nicht, wie er hierhergekommen war.
    „Hast du meine Frage nicht gehört, Don?"
    „Ich dachte nach", antwortete er. „Wahrscheinlich sind sie in Reykjavik und sorgen sich um mich." „Weshalb bist du davongelaufen?"
    „Ich kann dir darauf keine Antwort geben, Dula. Ich drehte plötzlich durch. Und ich habe Angst, daß dies wieder geschehen wird."
    „Du mußt zurück in die Stadt", drängte Dula.
    Don erinnerte sich, daß Coco ihm hatte helfen wollen. Sie hatte das Hotelzimmer verlassen, um einige Einkäufe zu tätigen. Dann war er halb verrückt vor Schmerzen geworden. Er hatte geglaubt, verbrennen zu müssen.
    Im Augenblick hatte er keine Schmerzen. Er spürte nur ein seltsames Prickeln auf der Haut, das aber nicht unangenehm war. Ihm war auch nicht kalt, obzwar er nur noch Fetzen am Leib hatte.
    Dula hatte recht. Hier in dieser menschenleerem Alptraumlandschaft konnte ihm niemand helfen. Vielleicht fand Coco eine Möglichkeit. Es war seine einzige Chance. Und wenn es Coco nicht gelang, vielleicht wußte ein Arzt Rat; obwohl er sich das nicht vorstellen konnte.
    Don bückte sich und hob die Tasche auf. „Ich gehe nach Reykjavik", sagte er. „Soll ich dich in die Tasche stecken, oder willst du auf meiner Hand sitzen?"
    „Von der Tasche habe ich für einige Zeit genug", sagte Dula.
    Alles wird gut werden, versuchte sich Don zu beruhigen. Er mußte sich an diese Hoffnung klammern, sonst wäre er vor Entsetzen wahnsinnig geworden.
    Das Lavagestein riß die schlecht verheilten Wunden an seinen Fußsohlen auf, doch er spürte keinen Schmerz. Rasch durchschritt er eine bizarr geformte Schlucht.
    Plötzlich blieb er stehen und stieß einen durchdringenden Schrei aus. Von einer Sekunde zur anderen hatten die Schmerzen wieder eingesetzt. Erneut glaubte er, verbrennen zu müssen. Er fiel auf die Knie und kippte zur Seite. Dula sprang von seiner Hand und blieb in einiger Entfernung stehen.
    Don wälzte sich stöhnend auf dem harten Boden. Er schlug mit beiden Armen wild um sich. Nach ein paar Minuten brach er bewußtlos zusammen.
    Dula kam vorsichtig näher. Neben Dons Kopf blieb sie stehen.

    Egill Eldjarn war ein armer Bauer, der hart arbeiten mußte, um sich und seine fünfköpfige Familie über die Runden zu bringen. Der Boden war schwer zu bearbeiten, und die Erträge eigentlich kümmerlich. Er war in Hveragerdi gewesen und hatte eine Kuh verkauft. Der Preis, den er dafür bekommen hatte, war unter seinen Erwartungen geblieben.
    Mir bleibt wohl nichts anderes übrig, als den Hof zu verkaufen, dachte er mißmutig. Die Land- und die Viehwirtschaft bringen zu wenig ein.
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher