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0827 - Der Dämon von Songea

0827 - Der Dämon von Songea

Titel: 0827 - Der Dämon von Songea
Autoren: Andreas Balzer
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Junge, das hilft dagegen«, sagte Dr. Gwassa fröhlich und hielt dem Historiker seine Whisky-Flasche hin. »Na gut, dann eben nicht«, murmelte er, als James seine Einladung ignorierte, und gönnte sich selbst einen kräftigen Schluck.
    ***
    1906
    Verrat!, schoss es Hardenberg durch den Kopf. Offenbar hatten Smolders und Müller mit ihrem größten Widersacher paktiert, um ihn in eine Falle zu locken. Erst habe ich für euch die Schmutzarbeit erledigt, und jetzt werft ihr mich in den Hunden zum Fraß vor!
    »Dein Weg ist hier zu Ende, Weißer Zauberer«, sagte Kinjikitile. »Du hast unsere Völker lange genug versklavt!«
    Hardenberg hörte Furcht in der Stimme des Maji-Maji-Propheten, aber auch eiserne Entschlossenheit. Kinjikitile würde nicht zurückweichen, selbst wenn es ihn das Leben kostete.
    Um so besser. Dein Kopf wird meinen Thron zieren, dachte der Weiße Zauberer und trat ebenfalls einen Schritt vor. »Glaubst du wirklich, dass du mich besiegen kannst, Kinjikitile? Ich bin mächtiger als ihr alle zusammen. Es ist für mich ein Kinderspiel, euch zu vernichten.«
    »Du bist so vermessen wie alle weißen Männer. Aber du bist zu weit gegangen. Du hast an Geheimnissen gerührt, die für immer unergründet bleiben sollten.«
    Das entstellte Gesicht des Kolonialoffiziers verzog sich zu einer höhnischen Fratze. »Selbst du hast die Magie dieses Kontinents nicht begriffen, Kinjikitile. Euch liegt die Macht zu Füßen, diese Welt aus den Angeln zu heben, und ihr seid zu feige, sie zu ergreifen.«
    »Diese Macht ist nicht für Erdenwesen bestimmt, Weißer Zauberer. Schau, was sie aus dir gemacht hat. Du bist kein Mensch mehr!«
    Das stimmte. Der Weiße Zauberer wusste nicht, wann er die menschliche Existenz endgültig abgestreift und sich in einen Dämon verwandelt hatte, aber er ahnte, dass die Transformation noch lange nicht abgeschlossen war. Und ich werde jede Sekunde davon genießen.
    Die vier Zauberer hatten sich Hardenberg auf zwei Meter genähert. Außer Kinjikitile kannte Hardenberg zwei von ihnen. Es waren die Heiler aus den Dörfern Nysuga und Matuhi. An ihren Körpern waren noch die Spuren der Folter zu sehen, mit denen er ihnen ihre Geheimnisse abgepresst hatte.
    Die vier Männer hoben die Hände. Wie aus einem Mund erklangen Beschwörungen in einer uralten Sprache, und in dem Moment wusste der Weiße Zauberer, dass er verloren hatte. Gemeinsam bildeten sie eine Macht, die größer war als die Summe ihrer Teile.
    Ein gewaltiger magischer Energiestoß riss Hardenberg von den Beinen. Verzweifelt schrie er Gegenzauber heraus, doch er hatte keine Chance. Entsetzt spürte er, wie sein dämonischer Körper unter der Dauerattacke der einheimischen Magier verging.
    »Ihr könnt mich töten, aber ich werde wiederkehren!«, brüllte er.
    »Für hundert Jahre werde ich dich aus dieser Welt verbannen«, schwor Kinjikitile.
    »Hundert Jahre?« Hardenberg lachte auf, schwarzes Blut ergoss sich über seine Brust. »Was sind schon hundert Jahre, wenn ich anschließend eure gesamte Nachkommenschaft vernichten kann?«
    Das entsetzte Gesicht des Maji-Maji-Propheten war das Letzte, was der Weiße Zauberer sah. Er bekam nicht mehr mit, wie zwei Dutzend Gewehrschüsse den Waffenstillstand zwischen den Aufständischen und der Kolonialregierung brutal beendeten. Kinjikitile und seine Gefährten waren zu überrascht, um sich zu verteidigen. Röchelnd brachen sie neben der Leiche ihres Erzfeindes zusammen.
    Eine Weile geschah nichts, doch schließlich zerriss Pferdegetrappel die gespenstische Stille. Es war Leutnant Müller, der zuerst bei der Kutsche ankam. Verächtlich deutete er auf Hardenbergs noch im Tod Furcht einflößenden Körper und befahl: »Nehmt den Kadaver des Wahnsinnigen mit! Um die anderen sollen sich die Geier kümmern.«
    ***
    Heute
    Der Weiße Zauberer spürte, dass die Geister unwillig waren. Sie lehnten sich auf gegen die Knechtschaft, die er ihnen aufzwang. Doch gegen Hardenbergs Magie hatten sie keine Chance. Selbst die mächtigeren unter ihnen, die einst selbst über die Kräfte der Elemente geboten hatten, waren durch die lange Nichtexistenz in der unendlichen Weite der Savanne in ihrer Widerstandskraft geschwächt.
    Hardenberg hörte ihr Lied, das von den Mühen der Sklaverei und der Hoffnung auf ein besseres Morgen handelte, und lächelte. Ihr wisst gar nicht, was Sklaverei bedeutet. Ihr werdet mir ewig dienen, wenn ich endlich das Reich errichte, das sie mir einst versprochen haben.
    Er wurde immer
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