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0824 - Liebestanz der Totenbräute

0824 - Liebestanz der Totenbräute

Titel: 0824 - Liebestanz der Totenbräute
Autoren: Jason Dark
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Gehen, und wenig später, sie war stehen geblieben, wunderte sich Sarah über das Schloss an der alten Tür. Es sah sehr modern aus und blitzte sogar, obwohl es von keinem Sonnenstrahl getroffen wurde.
    Eine Klingel gab es auch. Sarah drückte den Daumen auf den hellen Knopf und wartete. Sie hatte sich herbstlich gekleidet. Ein grüner Wollmantel bedeckte ihre Gestalt, und der bunte, in gelben, braunen und rötlichen Farben gehaltene Schal gab ihrer Kleidung den richtigen Pep.
    Jemand öffnete.
    Es war eine Frau, die ein dunkelblaues Kleid trug. Auf ihrer Nase klemmte eine Brille. Sie wirkte klein im Gegensatz zu dem runden Gesicht mit den beiden Pausbacken, die leicht gerötet waren. Hinter den Gläsern blitzten die Augen. »Bitte, kann ich was für Sie tun?«
    »Ich möchte jemanden besuchen.«
    »Dann treten Sie ein.«
    »Danke.« Sarah nickte und ging an der Frau vorbei, die ihr den Weg freigegeben hatte.
    Sie betrat eine große Halle, die ihr überhaupt nicht gefiel, weil sie einfach zu düster war. Alte Menschen in ein derart dunkles Gemäuer zu stecken, das widersprach allen Gesetzen der Psychologie. Normalerweise sollten Seniorenheime hell und freundlich sein. Dieses Bauwerk ließ das alles vermissen. Aber man hatte einen Lift eingebaut, denn links in der Halle sah Lady Sarah das matte Schimmern einer Metalltür. Stühle mit hohen Lehnen umstanden runde Tische.
    Zwei mächtige Kommoden und zwei Schränke rundeten die Einrichtung ab. Teppiche lagen auf dem Boden, verdeckten aber nicht alle Holzbohlen.
    Die pausbäckige Frau hatte Sarah in Ruhe schauen lassen. Durch ihr Räuspern meldete sie sich zurück. »Wen möchten Sie denn hier besuchen, Madam?«
    »Eine Freundin. Sie heißt Hetty Morland.«
    »Ah ja.«
    »Sie wohnt bei Ihnen?«
    »Natürlich.«
    »Dann bestellen Sie ihr bitte, dass Sarah Goldwyn eingetroffen ist.«
    Die Frau nickte. »Das werde ich tun.«
    Bevor sich die Pausbäckige abwenden konnte, schenkte ihr Sarah ein freundliches Lächeln. »Darf ich auch um Ihren Namen bitten?«
    »Ahm – warum?«
    »Ich rede nicht gern ins Leere, wenn Sie verstehen.«
    Sie verstand zwar nicht, gab aber ihren Namen preis. »Ich heiße Maggie, einfach nur Maggie. So rufen mich alle hier.«
    »Welche Funktion haben Sie hier?«
    Maggie winkte ab. »Wenn es ein Mädchen für alles gibt, dann bin ich es.«
    »Dann kennen Sie sich gut aus.«
    »Und ob.«
    Es lief ausgezeichnet für Sarah Goldwyn. Maggie war etwas geschwätzig, zudem machte die Horror-Oma einen harmlosen Eindruck. Selbst der etwas steife Hut wirkte an ihr lächerlich. Aber das war von ihr gewollt. »Wie geht es meiner alten Freundin denn?«
    »Gut, denke ich.«
    »Ist sie nicht mehr krank?«
    »Wie?« Maggie trat einen Schritt näher. »Krank haben Sie gesagt? Nein, nicht dass ich wüsste.«
    »Nun ja, sie hatte etwas mit dem Magen. Nichts Schlimmes, aber sie schrieb es mir in einem Brief.«
    »Also, davon haben wir hier nichts bemerkt, Mrs. Goldwyn. Das müssen Sie uns glauben.«
    »Ist schon okay. Kann ich mich so lange setzen, bis Sie mit Hetty zurückkehren?«
    »Aber gern. Soll ich Ihnen noch etwas zu lesen bringen?«
    »Nein, danke, das ist sehr freundlich, aber wirklich nicht nötig.«
    »Wie Sie wollen. Ich bin gleich wieder zurück.«
    Die Horror-Oma schaute ihr nach, wie sie in den Lift trat, dann erst nahm sie Platz.
    Sarah fühlte sich in der großen Halle ein wenig verloren, aber das blieb nicht so, denn sehr bald kratzte von außen ein Schlüssel im Schloss, dann wurde die Tür aufgedrückt.
    Drei Frauen betraten die Halle, was Sarah nicht gefiel, denn sie wurde bei ihrer beobachtenden Nachdenklichkeit gestört. Sie wusste selbst nicht, weshalb sie sich so unwohl fühlte. An der Halle allein konnte es nicht liegen, es war etwas anderes, und sie umschrieb es mit dem Begriff Atmosphäre.
    Die Frauen warteten, bis die Tür hinter ihnen zugefallen war. Eine schnauzte ihre Nase, die zweite hustete, und die dritte Frau knöpfte ihren Mantel auf. Sie unterhielten sich flüsternd, aber sie schauten auch auf Lady Sarah, die sie wohl nicht richtig einstufen konnten.
    War es nun eine Neue oder nur eine Besucherin?
    Jedenfalls war es Sarah, die die Initiative ergriff und die Frauen freundlich grüßte.
    Ihr Gruß wurde erwidert. Diejenige, die sich den Mantel aufgeknöpft hatte, fragte: »Sind Sie neu hier? Wollen Sie bei uns bleiben?«
    Sarah gab sich etwas verlegen. »Das weiß ich nicht genau. Eigentlich wollte ich ja nur eine alte Freundin
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