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0824 - Liebestanz der Totenbräute

0824 - Liebestanz der Totenbräute

Titel: 0824 - Liebestanz der Totenbräute
Autoren: Jason Dark
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besuchen. Sie hatte mir einen Brief geschrieben.«
    »Wer ist es denn?«
    »Hetty Morland.«
    Die drei Frauen schauten sich an. Lady Sarah beobachtete sie genau. Sie versuchte, aus ihren Blicken zu lesen, und wenn sie ehrlich war, dann gefielen sie ihr überhaupt nicht. Diese Grazien sahen irgendwie betreten aus, auch hilflos.
    Sarah stand auf. Sie tat sehr harmlos. »Hören Sie, habe ich etwas Falsches gesagt? Ist was?«
    »Nein, eigentlich nicht.«
    »Ihr Verhalten ist so seltsam.«
    »Kann sein.«
    Sarah ließ nicht locker. »Woran liegt es denn? Ist sie vielleicht krank, die gute Hetty?«
    Kopfschütteln.
    »Was dann?«
    »Wir haben sie noch nicht gesehen«, sagte die Frau, die ihren Mantel auszog und ihn über ihren Arm hängte. »Heute Morgen zum Frühstück ist sie nicht erschienen, und auch während des Tages lief sie uns nicht über den Weg. Deshalb wundert es uns, dass Sie hier erschienen sind. Haben Sie sich tatsächlich für heute verabredet?«
    Obwohl es nicht stimmte, nickte die Horror-Oma.
    »Dann wissen wir auch nichts.«
    »Ist sie denn weggelaufen?«
    »Kann sein, muss aber nicht.«
    Lady Sarah wurde energisch. »Hören Sie, so lasse ich mich nicht gern abspeisen. Haben Sie schon in ihrem Zimmer nachgesehen?«
    »Wir nicht.«
    »Wer dann?«
    »Da müssten Sie schon jemanden vom Personal fragen.«
    »Maggie?«
    Die Antwort war ein Abwinken. »Zu sagen hat hier eigentlich Mrs. Helma Griffith. Sie leitet das Seniorenheim.«
    »Und wo finde ich die Dame?«
    »In ihrem Büro.« Eine Hand deutete auf eine Tür, die zu einem Seitenflügel führte. »Mehr können wir Ihnen auch nicht sagen.« Die Sprecherin nickte ihren Freundinnen zu, und sie verließen beinahe fluchtartig die Halle.
    Sarah blieb zurück. Sie spürte das Kribbeln auf der Haut. Ein Schauer blieb zurück und setzte sich fest. Was hier geschehen war, hatte das Rätsel um Hetty nur noch vergrößert, und Sarahs Misstrauen wuchs.
    Niemand betrat mehr die Halle. Sarah Goldwyn fühlte sich mehr als unwohl. Obgleich Platz genug war, empfand sie die Halle wie ein Gefängnis. Sie begann dieses Seniorenheim zu hassen. Es erinnerte an einen Ort, an dem man auf den Tod wartete.
    Maggie kehrte zurück. Sie näherte sich mit schnellen Schritten. Ihr Lächeln wirkte verkrampft, und Sarah ahnte, was sie ihr mitteilen würde.
    »Sorry, Mrs. Goldwyn, aber Ihre Freundin habe ich leider nicht auftreiben können.«
    »Ich weiß schon.«
    »Ach – woher?«
    »Drei Damen berichteten mir, dass Hetty nicht zum Frühstück erschienen ist.«
    »Das ist wohl richtig.«
    »Haben Sie denn nichts unternommen, Maggie? Es muss doch aufgefallen sein, dass jemand verschwunden ist und…«
    »Moment, Mrs. Goldwyn, das sehen Sie falsch. Natürlich ist es uns aufgefallen, aber seien Sie versichert, wir haben hier kein Gefängnis. Dies hier ist ein Seniorenheim, in dem sich jeder frei bewegen kann.«
    »Das muss auch so sein.«
    »Hetty ist sicherlich gegangen und…«
    »Keine Ausflüchte, bitte. Waren Sie in ihrem Zimmer?«
    »Ja.«
    »Ist Ihnen dort etwas aufgefallen?«
    Maggie schüttelte den Kopf. »Mir ist zumindest nichts aufgefallen, was ungewöhnlich gewesen wäre. Es war alles normal. Hetty hat in ihrem Bett gelegen, zumindest in der Nacht. Was dann geschehen ist, weiß ich nicht. Sie muss schon vor dem Frühstück das Haus verlassen haben.«
    »Vor dem Frühstück«, wiederholte Sarah lächelnd. »Geschieht das bei Ihnen öfter?«
    »Wie soll ich sagen? Manche Ladys lieben die frühen Spaziergänge am Morgen.«
    »Auch im Herbst?«
    »Wissen Sie, ich habe da nie so auf die Jahreszeit geachtet. Dass sie gehen können, ohne kontrolliert zu werden, zeigt doch, wie frei unsere Einrichtung ist.«
    »Klar, habe ich erlebt.« Blitzschnell wechselte die Horror-Oma das Thema. »Wohnt Mr. Gulbekian auch hier?«
    Die Frage überraschte Maggie. Sie trat einen Schritt zurück. Plötzlich waren nicht nur die Wangen rot, auch dasübrige Gesicht hatte diese Farbe angenommen. »Der Baron?« ächzte sie. »Wie kommen Sie denn darauf? Er soll hier wohnen?«
    »War nur eine Frage.«
    »Das geht gar nicht. Er ist doch tot.«
    »Ah«, staunte Sarah, »so ist das. Wo hat man ihn denn begraben? Etwa dort hinten auf dem alten Friedhof?«
    »Ja, da hat er tatsächlich sein Grab.« Maggie schaute sich um.
    »Mehr weiß ich auch nicht, Mrs. Goldwyn. Sie müssen es mir glauben. Es ist alles ein wenig kompliziert. Wir sind unterbesetzt. Eigentlich müssten wir viel mehr Personal haben, aber da
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