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0819 - Der Tod des Heiligen

0819 - Der Tod des Heiligen

Titel: 0819 - Der Tod des Heiligen
Autoren: Jason Dark
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niemals tun, er war der Feind, und Bill senkte den Kopf nicht, auch wenn er von Augen fixiert wurde, die eigentlich keine waren, sondern nur blassweiße Flecken. Aber er war sicher, daß diese Gestalt auch sah und bestimmt auch spürte, in welch einem Verhältnis Bill zu ihr stand.
    Er dachte zudem an John Sinclair. Seiner Meinung nach war es zu einem Austausch gekommen. Sinclair befand sich in der anderen Welt, der Heilige in der Gegenwart.
    Und John wollte er zurückhaben. Und zwar durch den anderen, den Heiligen.
    Bill hatte sich blitzschnell einen Plan ausgedacht, wobei er nicht wußte, ob er funktionierte. Es mußte ihm irgendwie gelingen, den anderen seinen Willen aufzuzwingen.
    Er wußte nicht, was der Heilige genau vorhatte. Wie er sein Versprechen den Pilgern gegenüber einlösen wollte, aber zu langen warten durfte er nicht.
    Zum Glück blieb auch Hartwig nicht in Ehrfurcht erstarrt. Er drückte sich wieder in die Höhe, legte den Kopf etwas nach hinten, um The Saint anzuschauen. »Gib uns die Chance. Halte dein Versprechen. Laß uns die Kraft der Pyramide spüren!«
    Nach diesen Worten legte sich ein tiefes Schweigen über die Versammelten. Nun kam es darauf an, ob der Heilige seine Versprechen halten würde.
    Er aber antwortete ihnen nicht. Er hatte einzig und allein nur Blicke für Bill Conolly, und das sah auch Hartwig. Vielleicht ärgerte es ihn, daß er sich nicht so beachtet fühlte, wie es ihm eigentlich zugestanden hätte, jedenfalls interessierte er sich nicht mehr für The Saint, sondern drehte sich um, um zu erfahren, wem das Interesse ihres großen Meisters galt.
    Sein Blick traf Bill.
    Und der Reporter beobachtete wie Hartwig zusammenzuckte. Seine Hand fuhr hoch zum Kinn, als wollte er dort seinen Bart abzupfen, und einen Moment später verzerrte sich sein Gesicht zu einer wilden Hassgrimasse. Böse zischte er einen nicht verständlichen Fluch durch die Zähne, dann hatte er sich soweit gefangen, daß er The Saint eine Erklärung geben konnte. »Ein Feind!« schrie er. »Das ist ein Feind! Er steht gegen uns! Du mußt ihn vernichten! Er hasst dich! Er hasst uns! Ich weiß das alles! Ja, das ist mir bekannt! Er wollte uns stören. Sein Freund ist bereits verschwunden! Sie wollten nicht glauben, daß du… daß du …« Seine Stimme brach ab. Zuletzt drang nur mehr ein Röcheln aus seinem Mund, und er mußte ein paar Mal schlucken.
    The Saint hatte nicht geantwortet, nur geschaut.
    Auch Bill blickte nicht zur Seite. Aber er spürte, daß sich das Wesen für ihn interessierte. Dieses Stück grünlich schimmernder Körper, der die Maße eines Menschen bekommen hatte und Bills Meinung nach trotzdem kein Mensch war.
    Es war ein Untier, ein Fremdling, ein Störenfried in dieser normalen Welt.
    Vergessen waren die Pilger, und nicht nur bei dem Reporter, auch bei dem Heiligen. Was immer er an außergewöhnlichen Kräften auch mitbrachte, Bill Conolly dachte nicht daran, vor ihm klein beizugeben. Er würde sich stellen und diesem Wesen zeigen, zu was Menschen alles fähig waren.
    Der Heilige hob seine Hand. Er streckte die Finger aus. Alles geschah sehr langsam, ebenso wie die Bewegung des Zeigefingers, mit dem er Bill zu sich heranwinkte.
    Dann sprach er. Dabei öffnete sich sein Mund wie eine Lupe mit zwei Deckeln. »Komm her zu mir!«
    »Was willst du?«
    »Ich möchte wissen, ob du ein Feind bist. Warum glaubst du nicht an mich?«
    »Vielleicht mag ich keine Heiligen, die versuchen, Menschen für ihre Zwecke einzuspannen. Niemand hat das Recht, ewiges Leben zu geben, ausgenommen Gott. Auch du nicht, und du bist nicht Gott.«
    »Wer bin ich dann?«
    »Ich weiß es nicht!«
    »Ich habe bewiesen, was ich kann. Viele sind mir gefolgt. Ich habe Menschen von ihren Krankheiten befreit, denn ich habe mich auf Kräfte verlassen, die euch unbekannt sind. Ihr Menschen seid noch längst nicht soweit, aber ich wußte damals schon, als eure Geschichte noch in den Kinderschuhen steckte, wie sich die Dinge entwickeln würden. Ich habe euch vor Urzeiten schon besucht, und ich habe meine Spuren hinterlassen. Ich habe schon mit den Alten geredet, ihnen die Quellen des Lebens gezeigt und sie so darauf vorbereitet, etwas weiterzugeben. Sie taten es nicht, es wurde verschüttet, doch ich kehrte noch einmal zurück, um wieder neu zu beginnen. Ich pendelte zwischen den Zeiten. Ich kann hineintauchen in die Vergangenheit, genau an den Ort meines ersten Besuches, denn da habe ich noch etwas zurückgelassen.«
    »Das Zeittor
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