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0816 - Der Todesbaum

0816 - Der Todesbaum

Titel: 0816 - Der Todesbaum
Autoren: Sylke Brandt
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keine Ahnung, was genau Zamorra und Duval damit angerichtet hatten.
    Die brennende Hülle des Baumes wurde plötzlich davongeschleudert. Und aus den Flammen erhob sich etwas, boshaft grün glänzend und wirklich, wirklich wütend.
    Von Anfang an hatte Michel geahnt, dass der Baum mehr war als die Macht der Natur, als ein aggressiver Zweig der natürlichen Kräfte. Er hatte nicht erkennen können, was genau, aber es hatte ihn auch wenig gekümmert. Nicht solange er von dem Baum bekam, was er wollte.
    Jetzt sah er zum ersten Mal, welchem Wesen er sich verschrieben hatte. Und es mochte auch an seiner Erschöpfung liegen, aber er konnte es nicht verhindern: Er sank davor auf die Knie…
    ***
    »Oh, Mist!« Nicole machte ein paar Schritte rückwärts und hob automatisch den Blaster. »Ein Dämon.«
    »Zumindest etwas in der Art«, stimmte Zamorra ihr zu. Er musterte die Gestalt, die sich aus den Flammen erhob, und vergrößerte dabei selber den Abstand. Das Wesen war nicht so hoch und breit wie der Baum, in dem es geruht hatte, aber in dem Feuer wirkte es umso eindrucksvoller.
    Es mochte eine Höhe von drei oder vier Metern haben. Sein Kopf war wuchtig und unförmig, mit einem Gewirr aus feinen Tentakeln. Diese Auswüchse bewegten sich nicht geschmeidig, sondern abgehackt, und irgendwie wirken sie auch wie Zweige. Der Rumpf des Wesens war säulenförmig. Statt Armen gab es auch hier wieder Tentakel, drei davon, die sich blitzschnell entrollten. Jeder einzelne von ihnen war mindestens wieder drei Meter lang.
    Sie zuckten umher, als hätten sie ein eigenes, unabhängiges Leben und suchten etwas zum Erwürgen. Beine hatte er auch, aber sie waren kurz und wirkten verkümmert.
    Das ganze Wesen glühte in einem kranken, grünen Licht. Im Gegensatz zu den Menschen, die es als Anhänger mit seiner Magie versorgt hatte, und den Tieren, die durch seine Kraft verändert wurden, waren die Augen des Dämons davon ausgenommen. Sie waren schwarze Löcher, hinter denen gar nichts war.
    »Wenn das die Seele der Natur ist, gründe ich ein Abholzungsunternehmen«, flüsterte Nicole. »Und eine Zementfabrik.«
    »Ich glaube, das hier ist etwas, was irgendwelche finsteren Druiden vor langer Zeit verbrochen haben«, erklärte Zamorra. »Richtige dunkle Druiden, nicht solche Spinner wie diese hier. Welche mit wirklicher Macht. Gryf würde uns vielleicht mehr darüber sagen können.«
    »Ja, mir wäre auch wohler, wenn er jetzt hier wäre, um uns einen kleinen Geschichtsvortrag zu halten. Und dann das Ding da in Asche zu verwandeln.« Nicole warf einen kritischen Blick auf den E-Blaster in ihren Händen. »Irgendwie glaube ich nicht, dass der viel ausrichten wird.«
    »Da kannst du Recht haben.«
    Der Baumdämon hatte sich jetzt offensichtlich orientiert. Er fuhr herum und starrte mit seinen blicklosen Augen über den Hügel. Dann machte er den ersten Schritt - knirschend zerbarst unter ihm das brennende Holz, das einmal seine Hülle gewesen war.
    »Hast du einen Dhyarra-Kristall dabei?«, fragte Zamorra seine Gefährtin.
    »Ich dachte nicht, dass wir den brauchen würden.«
    »Schade. Ich auch nicht.«
    Der Dämon bewegte sich weiter und erreichte den ersten Kultisten, der noch immer vom Betäubungsstrahl des Blasters gelähmt am Boden lag. Einer der großen Tentakel schnellte vor, schlang sich um den Bewusstlosen und riss ihn hoch. Nicole erwartete halb, dass das Wesen jetzt ein großes Maul öffnen und den Menschen verschlingen würde, aber stattdessen war es so wie bei den Zweigen des Baumes. Der Leib des Mannes verschrumpelte einfach wie eine Plastikpuppe im Feuer. Als der Dämon den Tentakel anschließend noch einmal zusammendrückte, zerfiel der Kultist zu Staub.
    Das Wesen brüllte auf - Nicole bemerkte, dass es das tun konnte, ohne überhaupt einen Mund zu besitzen - und setzte seine Suche fort. Dabei veränderte es sich.
    »Es ist größer geworden!«, rief Zamorra, der es ebenfalls bemerkt hatte.
    »Das kann dann ja heiter werden!«
    Als der-Tentakel sich auf das nächste Opfer senkte, schossen sie mit den E-Blastern darauf. Die roten Strahlen schlugen in den Dämon ein, und er spürte offensichtlich auch Schmerzen, aber er ließ sich nicht aufhalten.
    Ein weiterer Kultist starb.
    Und wieder schrie der Dämon auf und wuchs.
    ***
    Merille wachte aus der Betäubung auf und fand sich in der Hölle wieder. Wo der Baum gewesen war, brannte ein großes Feuer. Wo der Kreis gewesen war, lagen nur einige Menschen am Boden. Sie sah Michel und
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