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0815 - Die Schlangenschwester

0815 - Die Schlangenschwester

Titel: 0815 - Die Schlangenschwester
Autoren: Christian Montillon
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führen.«
    Nicole war zu ihr geeilt. »Was kann ich für dich tun?« Sie beugte sich zu der sichtlich Mitgenommenen hinab, die noch nicht vollständig wieder Mensch geworden war.
    »Zeit…« Sandrine schloss ihre Augen. »Ruhe… und Zeit. Schlafen. Dann… führe ich euch zu dem Riss…« Die Worte waren so leise, dass nur Nicole sie hörte. Und ehe sie antworten konnte, schlief die Unbekannte bereits fest.
    ***
    9. Zwei Tage vorher: Das Geheimnis der Schlangenschwestern
    Sandrine schlief bleiern, bis es tiefe Nacht geworden war. Die vier Gefährten hatten sich mit ihr tief in einen kleinen Wald zurückgezogen. Die Kronen der hoch aufragenden Bäume bildeten ein dichtes Blätterdach, das die Gefährten am späten Nachmittag vor der stechenden Sonne und bei Anbruch der Dunkelheit vor einem leichten Nieselregen geschützt hatte.
    Jetzt zuckten Sandrines Glieder, und die Augen rollten unruhig unter den geschlossenen Lidern.
    »Sie wird wohl bald erwachen«, vermutete Nicole.
    Auch in der Nacht war die Temperatur nur geringfügig gesunken, sodass niemand unter Kälte zu leiden hatte. Sie hatten der nackten Ohnmächtigen einiges von ihren eigenen Klamotten angezogen. So waren alle zwar notdürftig, aber dennoch ausreichend gekleidet. Diana hatte unter ihrer Bluse ein enges T-Shirt getragen, das Sandrine gut passte; Andrew hatte seine Hose geopfert, die nur dank eines Gürtels nicht über die schmale Hüfte Sandrines rutschte. Andrew trug jetzt Schuhe, Hemd - und Boxershorts.
    Auch jetzt noch war es nahezú taghell, die Sterne leuchteten stark in dieser Nacht und tauchten alles in sanftes, schmeichelndes Licht.
    »Die Transformation scheint abgeschlossen.« Dianas Zungenspitze huschte nervös über die Lippen. »War eine verdammt eklige Sache.«
    Die Verwandlung der Schlange zu einer menschlichen Frau war anfangs rasch vor sich gegangen, doch die letzten Details hatten sich nur langsam gebildet. Die Fingerkuppen waren bis vor kurzem noch ein weiches, breiiges, von pulsierenden Adern durchzogenes Etwas gewesen; Fingernägel hatten sich erst vor weniger als einer Stunde ausgebildet. Auch bei den Knie- und Ellbogengelenke hatte es zunächst so ausgesehen, als würden sie sich nicht verfestigen.
    »Ich schätze, das, was wir hier vor uns sehen, ist eine ausgewachsene, durch und durch menschliche Frau«, stimmte Zamorra zu.
    »Die einmal eine Schlange war.« Nicole schüttelte den Kopf. »Sachen gibt’s.«
    Sandrine stöhnte leise und wälzte sich auf die Seite. Wenige Augenblicke später war sie völlig erwacht. »Ich… erinnere mich an euch…«
    Nicole und Diana setzten sich neben sie, während Zamorra und Andrew sich bewusst im Hintergrund hielten.
    »In deiner Schlangengestalt hast du deine Herrin gebissen«, erklärte Nicole vorsichtig.
    »Ich weiß. Alimas ist gestorben, ja?«
    Nicole nickte. »Du hast uns mit dieser Tat das Leben gerettet.«
    »Sie wollte euch töten«, stimmte Sandrine zu. »Ihr freundliches Gehabe war nur eine Maske.«
    »Wir haben damit gerechnet, doch wir waren uns nicht sicher. Wir sind bereits auf ihre Schwestern getroffen.«
    »Ihr habt drei von ihnen vernichtet.« Sandrine setzte sich mühsam auf und sah erstaunt auf die wenige Kleidung, die sie trug.
    »Die Schwestern sind gefährliche Dämonen.«
    »Ich war mit ihnen verbunden. Ich weiß alles über sie. Ich weiß auch, wie wir sie endgültig vernichten können.«
    Zamorra stieß einen leisen Pfiff durch die Zähne aus, mischte sich jedoch noch nicht in das Gespräch ein.
    »Wie bist du zur Schlange geworden?«
    »Ich kam hierher nach Samila«, erzählte Sandrine, »erst vor wenigen Tagen. Ich war…« Sie brach ab und sah erst Nicole, dann Diana nachdenklich an. Dann verschränkte sie ihre Finger ineinander und atmete tief aus. »Ich war ein Werwolf.«
    Nicole nickte und schwieg ansonsten.
    »Ich tötete die Hüterschlange Alimas’, und daraufhin infizierte die Dämonin mich mit dem Gift des toten Reptils. Der Wolf in mir starb, und ich verwandelte mich selbst in eine Schlange. Ein Teil von mir gehorchte der Schlangenschwester sklavisch, doch ein anderer Teil meines Bewusstseins blieb frei.«
    »Dieser Teil übernahm letztlich die Herrschaft über die Schlange und biss die Dämonin«, vermutete Nicole.
    Sandrine nickte. »Ich wusste nicht, ob Alimas sterben und was danach mit mir geschehen würde. Normalerweise verenden auch die Hüterschlangen, wenn die Schwestern sterben. Dass es bei mir anders war, kann ich mir nur daher erklären,
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