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0812 - Sarkanas Armee

0812 - Sarkanas Armee

Titel: 0812 - Sarkanas Armee
Autoren: Volker Krämer
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Klinge seines Messers musste schärfer als jedes Rasiermesser sein, konstatierte Zamorra in Gedanken, denn sie glitt mühelos durch den Laib. »Jede Scheibe ist eine Welt für sich, mit all ihren Gesetzmäßigkeiten und in ihrer Einzigartigkeit. Sie liegen dicht an dicht nebeneinander. Und doch berühren sie sich nicht. Es ist nicht möglich, von der ersten zur zweiten zu wechseln - oder zur dritten, wie auch immer.«
    Zamorra sah zu Nicole und-Tendyke. Es war schon möglich, zumindest unter gewissen Umständen. Doch keiner der drei unterbrach van Zants Vortrag.
    »In der Theorie der Physiker bestehen sie allesamt aus Strings, doch diese Theorie geht auch davon aus, das es eine Kraft gibt, die sie miteinander verbindet und somit in der Lage ist, von einer Brotscheibe zur anderen zu wechseln. Ich spreche von der Gravitation, die als schwächste der bekannten Kräfte angesehen wird.«
    Zamorra erhob Einspruch. »Schwach? Die Gravitation hält die Galaxien in Balance - und das nennst du schwach?«
    Van Zant erhob sich und fasste seinen Stuhl mit einer Hand. Mühelos hob er ihn über seinen Kopf. »Schwach genug, um mich nicht daran hindern zu können, dies hier zu tun. Aber das würde zu tief in physikalische Tiefen führen, die ich zugegebenermaßen auch nicht alle wirklich verstehe. Nehmt es als gegeben hin: Die Gravitation ist wandelbar. Sie ist das Vehikel, das die Brotscheiben unter bestimmten Umständen wechseln kann, wie wir die Straßenseite.« Die Fragezeichen über den Köpfen seiner Zuhörer waren nur unwesentlich kleiner geworden. Artimus musste die Ebene der trockenen Theorie schnell verlassen, wenn er weiter ihr Interesse wollte.
    »Zum Sinn meiner Überlegungen: Wenn ich einen Raum nehme - die Form ist dabei beliebig - und diesen angeschmorten Kübel hier auf seine Eckpunkte wirken lasse…«, Artimus klopfte mit den Fingerknöcheln seiner rechten Hand auf das Meegh-Objekt, »… dann bin ich sicher, dass innerhalb dieser Grenzpunkte ein eigenes kleines Kontinuum entsteht. Nichts und niemand wird von unserer Welt dort eindringen können, aber es wird auch nichts und niemand dort ausbrechen.«
    Die Worte van Zants wirkten auf seine Zuhörer über viele Sekunden nach, als ständen sie noch beinahe greifbar im Raum. Zamorra erhob sich langsam.
    »Das perfekte Gefängnis. Das ist es doch, worauf du hinaus willst, oder?«
    Artimus van Zant nickte. »Und wenn ich nicht vollkommen falsch liege, dann wäre es eines, das auch mit magischen Tricks nicht zu knacken ist. Ich denke, selbst der zeitlose Schritt eures Druiden-Freundes würde dort unwirksam. Noch etwas: Es würde zwar eine völlig eigene Dimension darstellen, doch ich bin überzeugt, dass visueller Kontakt möglich ist. Mehr noch - auch akustisch wird es da keine Probleme geben.«
    »Und wo ist der Haken?« Robert Tendyke dachte praktisch. Er kannte seine Wissenschaftler. Sie warteten mit ihren Hiobsbotschaften immer solange, bis alle begeistert auf ihrer Seite waren. Dann jedoch kam es meistens sehr dick.
    Artimus zuckte mit den Schultern. »Die Meeghs haben mit diesem Ding hier die Grundvoraussetzung für ihre fabelhafte Schattensphäre geschaffen. Und sie verfügten in ihren Spider- Schiffen über eine Energiequelle, von der wir nur träumen können.« Van Zant sprach von den mächtigen schwarzen Dhyarra-Kristallen, die als unerschöpfliche Energiespender in die Raumer integriert waren.
    Tendyke verstand. »Es wird ungeheure Mengen an Energie kosten, diesen Raum entstehen zu lassen, nicht wahr?« Als van Zant ihn statt eine Antwort nur treuherzig anblickte, resignierte Robert. »Es wird mich also ein Vermögen kosten. Na herrlich - aber sei’s drum. Und ich habe auch schon eine Idee, wo das ganze ablaufen kann.« Sofort war ihm die stillgelegte Umspannstation eingefallen. »Wie lange rechnen Sie bei der Testphase, Artimus?«
    Van Zant hatte mit dieser Frage gerechnet. »Zwei, besser noch drei Jahre. Vorher ist die Sache sicher nicht zu nutzen.« Doch dann war wieder einmal alles ganz anders gekommen.
    ... Zamorra schrak aus seinen Gedanken auf. Nicole war aufgewacht und hatte ihm von Fond des Wagens aus zärtlich über das Haar gestrichen. »In welchen Sphären warst du jetzt, Chéri? Ich jedenfalls habe richtig gut geschlafen.« Sie streckte sich aufreizend, wie Zamorra im Schminkspiegel erkennen konnte, der in der Sonnenblende vor ihm eingearbeitet war. Wie bekam sie das nur immer hin? Jeder Mensch, der zusammengerollt und unsanft durchgeschüttelt
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