Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
081 - Lady Frankenstein

081 - Lady Frankenstein

Titel: 081 - Lady Frankenstein
Autoren: Larry Brent
Vom Netzwerk:
Knurren kam aus der Kehle.
Die große, fahle Hand wischte durch die modrige Luft. Mit dieser Geste tat das
menschliche Ungeheuer seinen Unwillen kund.
    Maria-Rosa
hielt den Atem an.
    Sie wußte
nichts über das Verhalten und über eventuelle Reaktionen des Unheimlichen. Sie
mußte vorsichtig sein. Obwohl sie nicht gefesselt war und über ihre volle
Bewegungsfreiheit verfügte, hielt der Riese sie in Bann. Sie wußte, daß sie
keine Chance gegen dieses Ungetüm hatte.
    Der
Zusammengenähte starrte sie aus blutunterlaufenen Augen an. Dieser Mensch hatte
nur wenig Menschliches an sich. Er war mehr ein Tier, sein Geist ließ sich von
niedrigen Beweggründen leiten.
    Das Monster
nahm den Block in die Hand. Er beeilte sich mit dem Schreiben, aber es ging
offensichtlich nicht so schnell, wie er wollte.
    Er schrieb
das Blatt fast voll, ehe er es Maria-Rosa mit einem Knurren in die Hand
drückte.
    Das Mädchen
las: Schreiben Sie den nachfolgenden Text wortwörtlich ab und beeilen Sie sich!
    Der Text, den
sie abschrieb, lautete:
    Wenn Sie Ihre
Tochter Wiedersehen wollen, erwarte ich von Ihnen, daß Sie mir einen Teil der
Instrumente, Chemikalien und Anlagen überlassen, mit der Sie mich schufen.
    Ich bitte
dich, Mutter, der Forderung nachzukommen. Marco wird nicht zögern, mich auf der
Stelle zu töten. Auch für den Fall, daß er nicht gesund und unverletzt in seine
Höhle zurückkehren sollte, werde ich sterben. Ich bin an einem Ort
untergebracht, wo niemand mich hört und findet. Ich werde bei lebendigem Leib
erfrieren und verhungern. Maria-Rosa.
    Das Mädchen
blickte von dem Papier auf. In den blutunterlaufenen Augen des Häßlichen
entdeckte sie keine Gnade.
    So schrieb
Maria-Rosa den Text, den man von ihr verlangte. Der aus Leichenteilen zusammengefügte
Mensch beobachtete sie dabei genau. Als sie fertig war, riß er den Bogen
förmlich aus ihren Händen, überflog das Geschriebene, nickte, faltete das Blatt
zusammen und steckte es achtlos in seine Hosentasche.
    Dann kam er
auf das Mädchen zu und. riß sie von den Knien empor.
    Unter dem
harten Griff folgte Maria- Rosa.
    Angst
erfüllte ihr Herz. Was wurde aus ihr? Sie hatte kein gutes Gefühl.
    In der
halbdämmrigen Umgebung, wo schwaches Kerzenlicht einen hellen Lichthof bildete,
wurde sie einige Schritte tiefer in die Höhle geführt. Halb gegen einen
Felsblock gelehnt, lag dort ein Baumstamm.
    Das
menschliche Ungeheuer band Maria-Rosa mit einem dicken Seil an diesen Stamm,
überprüfte den Sitz der Fesseln und ging dann zurück in die Nische ,, wo sich seine Schlafstelle befand. Von dort nahm er einen
der schmutzigen Lappen von seiner Liegestatt, zerriß ihn, machte einen großen
Knoten, knüllte ihn zusammen und stopfte das Knäuel Maria-Rosa in den Mund, daß
sie nicht schreien konnte.
    Der
Unheimliche hatte es plötzlich sehr eilig.
    Wie ein
Schatten verschwand er. Die Kerze verlöschte. An den schlurfenden Schritten auf
dem harten Untergrund hörte sie, wie Marco sich entfernte.
    Dann das
Schnauben des Pferdes, das an einem Baum weiter unten angebunden war. Das
Klappern der Hufe klang durch die Nacht, dann absolute Stille.
    Das Herz
Maria-Rosas begann wie rasend zu pochen, das Blut hämmerte in ihren Schläfen.
    Mit einem Mal
nahm sie den unappetitlichen Verwesungsgeruch, der die Höhle erfüllte, stärker
und intensiver wahr als zu Beginn.
    Mit
Widerwillen und Ekel erkannte sie, daß es wahrscheinlich von dem Knoten kam,
den der Unheimliche ihr in den Mund geschoben hatte.
    Maria-Rosa
versuchte alles, um diesen Knoten loszuwerden, und es war ihr Glück, daß ihr
Widersacher sich nicht die Mühe gemacht hatte, auch den Sitz des Knotens zu
überprüfen, wie er es mit den Fesseln gemacht hatte. Der Knebel saß nicht so
fest in ihrem Mund, daß sie ihn nicht mit der Zunge hätte hinausstoßen können.
    Das änderte
zwar im Prinzip nichts an ihrer Lage, denn die Fesseln saßen fest und schnitten
in ihr Fleisch, aber der dumpfe, eklige Geschmack war nicht mehr so stark. Sie
spuckte mehrmals aus, atmete schnell und aufgeregt.
    Die Minuten
verstrichen, und die Angst verstärkte sich. Ihre Augen hatten sich so sehr an
die Dunkelheit gewöhnt, daß sie schemenhaft die Umrisse der nahen
Felsdurchbrüche erkannte. Draußen war klarer Sternenhimmel, und ein Teil des
Lichts drang durch die Höhlenöffnung.
    Maria-Rosas
Herzschlag stockte.
    Sie kniff die
Augen zu einem schmalen Spalt zusammen. Unmittelbar neben dem Durchlaß glaubte
sie verschwommen die Umrisse eines Menschen
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher