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0807 - Das Gespenst von Angus Castle

0807 - Das Gespenst von Angus Castle

Titel: 0807 - Das Gespenst von Angus Castle
Autoren: Jason Dark
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konnte mir vorstellen, daß wir für sie schon so gut wie tot waren, denn wir wären nicht die ersten Sinclairs gewesen, die sie in den tiefen Schacht gestoßen hätte.
    Es fragte sich nur, was wir mit ihr tun sollten? Allein lassen mußten wir sie, das stand fest, aber ich wollte auf keinen Fall, daß sie irgendwelche Dummheiten machte, die für uns lebensgefährlich werden konnten. Deshalb holte ich die Handschellen hervor und winkte ihr damit zu. »Es ist besser, wenn wir vor Ihnen Ruhe haben, Mrs. McDuff. Das ist sicherlich auch für Sie persönlich gut.«
    »He, was willst du?« Sie stand blitzschnell auf und wollte verschwinden, doch ich war schneller. Vor der Tür kriegte ich sie zu fassen und schleuderte sie herum.
    Gilda McDuff krachte gegen den Tisch und schubste das schwere Möbel ein Stück zurück. Bevor sie sich fangen konnte, war ich bei ihr. Der Polizeigriff, in den ich sie nahm, war geübt, ich beherrschte ihn perfekt, und wenig später klickte auch die eine Schelle um ihr Gelenk. Für die zweite suchte ich ebenfalls einen geeigneten Ort und fand ihn in einem Tisch.
    Dieses Möbelstück war so schwer, daß sie schon ein Riese hätte sein müssen, um es zu bewegen. Zudem standen die einzelnen Beine durch Querstreben in Verbindung, und ich hatte sie oberhalb der Querstrebe angekettet.
    Zuerst war sie so baff, daß sie nicht einmal etwas sagen konnte.
    Dann aber sprang die Wut in ihr hoch. Sie brüllte, sie tobte, sie spie vor mir aus, sie rappelte am Tisch, holte schnappend Luft und brüllte unsanft. »Ihr wollt mich wohl verrecken lassen, wie? Ihr laßt mich hier verhungern und…«
    Ich schüttelte den Kopf. »Keine Tiraden, meine Liebe. Sie werden nicht verhungern, denn es wird nicht lange dauern, dann sind wir wieder hier.«
    Diesmal lachte sie schallend. »Wieder hier?« kreischte sie dann.
    »Ihr wollt wieder herkommen?«
    »Ja.«
    »Das schafft ihr nicht, das ist unmöglich. Keiner hat überlebt, wenn die Lyells es nicht wollten.«
    »Wir sind eben die berühmte Ausnahme!« erklärte ich.
    Sie lachte nicht, sie kicherte und schrie dabei. Natürlich glaubte sie mir kein Wort. Sie hatte voll auf die beiden geisterhaften Gestalten gesetzt, eine Niederlage konnte sie einfach nicht akzeptieren.
    »Was macht Sie so sicher?« fuhr ich sie an.
    »Alles.«
    »Wie alles?«
    »Ks sind keine Menschen«, flüsterte Gilda und setzte sich etwas bequemer hin. »Sie haben lange auf ihre Rache gewartet, und die werden sie auch durchziehen. Nichts ist vergessen…«
    »Was hätte denn vergessen werden können?«
    Gilda McDuff schaute zu mir hoch. Dann schüttelte die den Kopf.
    Es war eine wilde Bewegung, die all das ausdrückte, was sie empfand. »Du kannst mich nicht reinlegen, du nicht! Geh hin zu ihnen. Sie werden jedem Sinclair sagen, daß er sterben muß. Und sie sind auch so fair, ihm den Grund zu nennen.«
    »Das hoffe ich doch.«
    Sie spie aus.
    Für mich war das so etwas wie ein Abschiedsgruß. Ich drehte mich zu meinen Eltern um, die sich nicht eingemischt hatten, aber ziemlich bleich geworden waren.
    »Wir können«, sagte ich.
    Beide standen auf.
    Wenig später hatten wir das niedrige Haus verlassen. Das Lachen der Gilda McDuff erreichte uns noch, als wir bereits am Wagen standen und ich die Türen aufgeschlossen hatte.
    »Hoffentlich geht das gut«, flüsterte meine Mutter und ließ sich in den Fond sinken.
    »Willst du nicht doch lieber hier am Haus bleiben?«
    »Nein, John, das auf keinen Fall.«
    Als ich meinen Vater nicken sah, da wußte ich, daß ich auch ihn nicht umstimmen konnte…
    Dann sahen wir das Schloß!
    Es stand vor uns und wirkte wie ein mit grauem Staub überzogenes Gebilde aus Zucker. Der Himmel hatte sich etwas bewölkt, zwar eine dunklere Farbe angenommen, doch es war noch nicht so finster, als wäre die Dämmerung eingefallen. Auch in der Helligkeit machte es einen düsteren Eindruck, und seine Türme mit den Spitzen an ihren Enden sahen aus, als wollten sie jeden davon abhalten, es zu betreten.
    Wir hatten den Wagen verlassen und standen nebeneinander. Ich wurde von meinen Eltern umrahmt, beide schauderten, und ich fragte meinen Vater, ob er beim ersten Sichtkontakt mit dem Schloß ebenso gefühlt hatte wie jetzt.
    »Ja, das habe ich. Aber ich bin hineingegangen. Ich hatte meine Gedanken ausgeschaltet, auch nicht daran gedacht, was passieren könne, ich ging hinein und fand den Sarg. Ich wurde irgendwie geleitet, wenn du verstehst.«
    »Das kann ich mir vorstellen,
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