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0806 - Der Voodoo-Club

0806 - Der Voodoo-Club

Titel: 0806 - Der Voodoo-Club
Autoren: Jason Dark
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konnte ich mir nicht verkneifen. In der Staubwolke schwang eine Tür auf, und dann schälte sich Pedro Miller aus dem Wagen. Ja, er mußte ein großes Fahrzeug steuern, denn er war das, was ich gern als eine Masse Mensch bezeichnete. Seinen Körper hatte er in einen ehemals weißen Leinenanzug gezwängt, dessen Farbe sich jedoch in ein Gelb und auch in ein schmutziges Grau verwandelt hatte. Unter dem Anzug trug er ein blaues, etwas glänzendes Hemd. Da er den Hut in der Hand hielt, sahen wir auch das graue Haar, das wie Putzwolle auf dem Kopf wuchs, auf der Schädeldecke jedoch einen haarlosen Kreis freiließ. Er sah aus wie eine verrutschte Tonsur.
    Miller betrat sein Büro nicht mehr. Er schimpfte mit den Arbeitern.
    Seiner Ansicht nach hatten sie nicht genug gearbeitet, was er ihnen mit drastischen Worten klarmachte.
    »Ein netter Chef«, kommentierte Suko.
    »Erinnert dich so an deinen, wie?«
    »Habe ich denn einen?«
    »Denselben wie ich. Im Büro heißt er Glenda Perkins.« Ich wollte noch etwas sagen, aber Carlos Miller hatte sich auf der Stelle gedreht und stiefelte auf das Büro zu. Er hatte Mühe, seinen Körper durch die Tür zu zwängen, blieb dicht dahinter stehen und sagte:
    »Ja, endlich seid ihr hier. Meine Tochter informierte mich.« Dann schimpfte er wieder auf seine Angestellten, nannte sie eine faule Bande, für die er nur löhnen mußte, nahm hinter seinem Schreibtisch Platz und legte den Hut vor sich auf die leere Platte. Aus den Tiefen seiner linken Innentasche holte er eine dicke Havanna hervor, drehte sie in den Händen und schaute sie beinahe andächtig an, bevor er sie mit einem langen Zündholz in Brand steckte. Er paffte zwei Züge, nebelte sich selbst dabei ein, und seine Stimme drang aus diesem Rauch wie aus einer nebligen Gruft.
    »Dan Gabor ist tot!«
    Wir reagierten nicht.
    »Habt ihr nicht gehört? Gabor ist tot.« Er wedelte den Rauch zur Seite. »Das scheint dich nicht zu interessieren, Sinclair, und auch dich nicht, Suko.«
    »In der Tat waren wir überrascht.«
    Miller grinste. In seinem dunklen Gesicht leuchteten die Augen wie große Laternen. »Wer sich in Gefahr begibt, kommt darin um. Ich habe ihn gewarnt, er wollte nicht hören.«
    »Wovor warnten Sie ihn?«
    Miller zielte mit der Glutspitze auf mich. »Vor den Dunklen Kräften, wenn ihr versteht.«
    »Voodoo also«, sagte Suko.
    Der dicke Mann zuckte hinter seinem Schreibtisch zusammen. Beinahe wäre ihm noch die Glut abgefallen. »Seid ihr irre? Nicht so laut, verdammt! Dieses Wort darf man hier nicht aussprechen.«
    »Warum nicht?«
    »Komm dem Zauber nicht zu nahe, Suko. Er bringt dich um. Er macht dich fertig.«
    »Aber Gabor ist ihm zu nahe gekommen.«
    »Das denke ich. Pech für ihn.«
    »Wie nahe kam er ihm denn?«
    »Tja, das hat er mir nicht mehr sagen können – leider.«
    »Aber Sie wissen, daß er tot ist«, sagte ich.
    »Klar.«
    »Woher?«
    »Das spricht sich herum.«
    »Von der Polizei…«
    »Ach, hör auf. Die Polizei weiß gar nichts. Die hat damit nichts zu tun, denn die weiß nicht einmal, daß er verschwunden ist. So müßt ihr das sehen, meine Freunde.«
    »Wo fand man ihn denn?«
    »Im Wald. Er hing an einem Baum. Er war völlig blutleer und sah aus wie ein Igel.«
    »Können Sie uns das deutlicher sagen?«
    »Er war gespickt mit Nadeln. Da ist jede Fläche an seinem Körper ausgenutzt worden.«
    »Was geschah mit ihm?«
    Miller stand auf. Aus dem Kühlschrank holte er eine Flasche Bier, »köpfte« sie und nahm wieder Platz. »Nun, was geschah mit ihm?«
    Er räusperte sich. »Ich will es euch sagen. Man hat ihn abgebunden und anschließend verscharrt.«
    »Wo?«
    »In unheiliger Erde. Irgendwo im Wald. Vielleicht auch bei einem der Festplätze, wo die Rituale durchgeführt werden. Wer kann das wissen?«
    Ich atmete tief durch, was bei der schlechten Luft schon Überwindung kostete. »Also gut, ihn gibt es nicht mehr. Sie aber leben noch. Wir müssen uns demnach an Sie halten.«
    »Leider.«
    »Wie können Sie uns helfen?«
    Er trank einen langen Schluck Bier, wischte anschließend die Lippen ab und schüttelte den Kopf. »Ich kann euch beiden netten Jungs gar nicht helfen. Die Sache ist mir zu heiß, versteht ihr?« Er tippte auf seinen Schreibtisch, als wäre es eine heiße Ofenplatte, denn blitzartig zog er die Hand wieder zurück. »Wie ich schon sagte, zu heiß, meine Herren, wirklich. Ich bin zwar schon älter, aber ich hänge sehr an diesem Scheißleben.«
    Suko lachte leise. »Dabei hat
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