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0803 - Im Folter-Keller des Vampirs

0803 - Im Folter-Keller des Vampirs

Titel: 0803 - Im Folter-Keller des Vampirs
Autoren: Volker Krämer
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die Verbindung erneut getrennt worden.
    Der Besucher hatte sich wortlos in Arons Räumen umgesehen. Mehr noch: er war in ihnen umher gegangen, als würde er sie für sich in Besitz nehmen. So viele Fragen hatten auf Cassianus Seele gebrannt, doch nicht eine davon hatte er gestellt. Zu sehr war er gebannt von der Aura, die den Fremden umgab. Aron brauchte kein Augenlicht um zu wissen, mit welcher Art von Kreatur er es zu tun hatte.
    Dieses Wesen war ein Vampir!
    Die Erkenntnis steigerte Arons Angst um Melindas Leben ins Unermessliche. Es war nicht das erste Zusammentreffen, das er mit einem Blutsauger hatte. Deren Existenz wurde zwar allgemein als Hirngespinst abgetan und in den Bereich von Märchen und Fantasy verbannt, doch Cassianus wusste es besser.
    Und nicht nur er: Zwar sprach es keiner öffentlich aus, doch Aron wusste von mehreren bildenden Künstlern, die Kontakt zu diesen Wesen hatten.
    Viel wusste er nicht von ihnen, doch einige der Nachtwesen betätigten sich als Kunstmäzen, andere wieder waren zahlungskräftige Kunden, die sich mit den schönen Künsten umgaben.
    Es war gut drei Jahre her, als Aron durch seinen Agenten Kontakt zu einem Kunden bekam. Er erinnerte sich noch sehr gut an ihn. Der Mann war keiner dieser Neureichen, die sich wahllos und bar jeden eigenen Geschmacks eine wertvolle Sammlung zusammenkauften. Dieser Mann war anders - höflich und zurückhaltend in seiner ganzen Art, jedoch sehr bestimmt in seinen Wünschen. Er hatte Arons Monumentalskulptur »Nachtengel« gekauft. Und das zu einem enorm hohen Preis und ohne auch nur einen Cent herunter zu handeln.
    Cassianus spürte noch heute den Hauch der morbiden Aura, die das Wesen umgab.
    Bei der Verabschiedung hatte er Aron etwas zugeflüstert.
    »Sie wissen genau, was ich bin, nicht wahr?«
    Der Blinde war so verblüfft gewesen, dass er eine Antwort schuldig blieb. Das Wesen hatte nur leise gelacht. »Ich wünsche Ihnen viel Glück für Ihre großartige Kunst. Und dass Ihnen niemals die falschen meiner Brüder und Schwestern begegnen. Leben Sie wohl, Aron Cassianus.«
    Die falschen seiner Brüder… einer davon hatte an diesem Tag Arons Wohnung betreten.
    Als der Vampir in das Atelier ging, folgte ihm Aron nicht, denn er wollte sich nach wie vor von dem Stein fern halten. Als das Wesen den Arbeitsraum wieder verließ, fand Aron seine Sprache wieder.
    »Wo ist Melinda? Was habt ihr… ihr…« Seine Kehle hatte sich plötzlich so staubtrocken angefühlt. Mehr als ein Krächzen brachte er nicht mehr hervor.
    Die Stimme des anderen klang hohl und teilnahmslos.
    »Ihr? Weißt du denn, wer wir sind - was wir sind?«
    Es brach aus dem Bildhauer heraus. »Blutsauger, ich kenne deine Art! Was ist mit meiner Schwester geschehen? Heraus damit!«
    Das Lachen des Wesens ließ Aron schaudern. »Wenn du meine Art kennst, dann kennst du auch die deiner Schwester, du Narr.«
    Cassianus hatte reagiert wie ein Narr. Denn was konnte ein Blinder schon gegen diese Kreatur ausrichten? Dennoch hatte er es versucht. Zu groß waren Wut und Hass in ihm geworden. Aron sprang den Fremden an…
    Ungebremst lief er in den Schlag hinein, dessen Wucht ihn quer durch den Raum schleuderte. Für Sekunden setzte sein Bewusstsein aus, doch die harten Hände, die ihn wie eine Puppe in die Luft hoben, brachten ihn wieder in die Realität zurück.
    »Was seid ihr Menschen doch für schwache Tiere. Wie konntet ihr nur so lange diese Welt beherrschen?« Der Vampir schien zu sich selbst zu sprechen. Dann zog er Aron nahe zu sich - nur wenige Zentimeter trennten die Gesichter der beiden. Aron fühlte den Hauch des Grabes und den penetranten Blutgeruch, der ihm aus dem Mund des anderen entgegenschlug.
    »Hör gut zu, Menschlein. Und unterbrich mich nicht. Mein Herr will, dass du hervorholst, was in dem Stein verborgen liegt. Du hast fünf Tage Zeit. Mach deine Arbeit gut, Menschlein, mein Herr ist anspruchsvoll.« Aron wagte nicht einmal zu atmen. »Alles weitere erfährst du hier.« Der Vampir presste einen Briefumschlag gegen das Gesicht des Blinden.
    Achtlos wie einen Putzlumpen warf der Blutsauger Aron zu Boden. »Und wenn du denkst, das du deiner Schwester ja sowieso nicht mehr helfen kannst, dann denk an Folgendes: weißt du, was es heißt, durstig zu sein? Nein, das weißt du nicht, Mensch. Euer Durst ist nichts im Vergleich zu dem eines Vampirs. Er löst Qualen aus, die du nicht in deinen schlimmsten Träumen erdenken könntest. Höllenqualen, die entsetzliche Schmerzen
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