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0803 - Im Folter-Keller des Vampirs

0803 - Im Folter-Keller des Vampirs

Titel: 0803 - Im Folter-Keller des Vampirs
Autoren: Volker Krämer
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lautete die Devise.
    Sobald sich die Fahrstuhltür öffnete, huschte Khira durch einen Pulk aufgeregter Menschen hindurch, die sich darüber ereiferten, dass sie so lange auf den Lift warten mussten. Vom unterirdischen Alarm wusste hier oben niemand etwas.
    Die Kleinwüchsige nahm ein paar tiefe Atemzüge, als sich die Automatiktür zur Tendyke Industries -Zentrale schließlich hinter ihr schloss. Blauer Himmel und Sonne - wie sehr sie das vermisst hatte.
    Minuten später saß sie bereits in einem Taxi, das sie zum nächsten Flughafen bringen sollte. Ihr Ziel war New York. Gut 2600 Kilometer von hier entfernt warteten gute Freunde auf sie. Per Handy hatte sie sich bereits das passende Flugzeug gesucht, das diese Entfernung schnell überbrücken sollte.
    Sicher wäre sie sofort umgekehrt, wenn sie geahnt hätte, dass der Alarm im Labortrakt alles andere als ein Fehlsignal war.
    Denn unter der Erde von El Paso kämpfte jemand um sein Leben, der für sie vielleicht mehr als nur ein guter Freund war…
    ***
    Bei jedem Schlag des Fäustels, der auf den Meißelkopf traf, jagte der brennende Schmerz durch alle Fasern seines Körpers.
    Wieder… wieder… und wieder…
    Kalter Schweiß lag auf seiner Haut, ließ Hose und Arbeitskittel klamm werden. Mit einer unwilligen Bewegung riss er den Kittel am Klettverschluss auf und warf ihn achtlos zu Boden. Mit nacktem Oberkörper arbeitete er wie besessen weiter.
    Diese Hitze - sie war unerträglich.
    Die Klimaanlage verrichtete ihre Aufgabe absolut korrekt, doch gegen den glühenden Hauch, der von dem mehr als zweieinhalb Meter hohen Stein ausstrahlte, hatte sie keine Chance.
    Er spürte die Schwere seiner Arme. Besessen, ja, das war der richtige Ausdruck, doch dieser Zustand entsprang nicht seinem freien Willen. Dem Willen eines Künstlers, der sein Werk voran treiben muss ! Diesen Zustand des reinen Glücksgefühl kannte Aron, denn seine besten Plastiken waren so entstanden. Oft war er nach Vollendung tagelang nicht ansprechbar, lag apathisch und regelrecht krank vor Erschöpfung und Leere in seinem Bett.
    Das hier war anders - es war falsch. Es war die Perversion der schöpferischen Kunst.
    Übelkeit ließ ihn heftig würgen, doch da war nichts in seinem Magen, was erbrochen werden konnte. Seit drei Tagen hatte er nicht mehr gegessen, hielt sich mit Unmengen an Kaffee und Nikotin auf den Beinen. Doch jetzt war sein Körper an der Grenze des Erträglichen angekommen.
    Überrascht registrierte Cassianus, das er seine Arme ohne sein Dazutun sinken ließ.
    Fäustel und Meißel entfielen den kraftlosen Fingern. Kaum noch fähig sich auf den Beinen zu halten, tastete der blinde Bildhauer sich zu dem alten Sofa, auf dem er schon so manche Nacht geschlafen hatte. Das tat er immer dann, wenn eine Arbeit ihn hier in seinem Atelier festhielt.
    Festhalten… - in diesem Fall traf das mehr denn je zu, denn der fremde Wille hatte ihm nicht gestattet, sich länger als ein paar Minuten von seiner Arbeit zu entfernen. Drei Tage und drei Nächte lang hatte er nahezu pausenlos gearbeitet.
    Aron wollte nur noch schlafen, doch es wollte ihm nicht gelingen, abzuschalten. Wenn sein Arzt ihn hätte beobachten können - der Mann mit dem sich ständig verschlimmernden Muskelschwund, der schon sehr bald ein Gefangener des Rollstuhls sein würde… wie ein kerngesunder Jüngling hatte er geschuftet und nicht ein einziges Mal seine Krücken benutzt. Jetzt, da er sich entspannte, fühlte er den wiederkehrenden Schmerz.
    Und dann ertappte er sich bei dem Gedanken, wie wundervoll es doch gewesen war, sich wie früher bewegen zu können. Kraftvoll, voller Energie und absolut schmerzfrei. Aron ballte die Fäuste, bis sich seine Fingernägel tief in die Handballen bohrten. Er durfte so etwas nicht einmal denken!
    Oh ja, das Böse konnte durchaus auch seine verlockenden Aspekte haben.
    Melinda! Er musste nur an seine Schwester denken und an das, was man ihr angetan hatte. Sie hatten Aron in der Hand. Er würde alles tun, damit Melinda nicht noch mehr leiden musste, als sie es bereits tat.
    Jeden Tag und jede Nacht.
    Die Stunden nach den schrecklichen Telefonanrufen würde Aron nicht vergessen, solange er lebte. Es war alles so schnell, so vollkommen selbstverständlich abgelaufen. Natürlich hatte er versichert, dass er alles für Melinda tun würde. Die Stimme am anderen Ende der Leitung hatte keine Lösegeldforderungen gestellt, sondern nur mitgeteilt, dass Aron in einer Stunde Besuch bekommen würde. Dann war
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