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08

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Titel: 08
Autoren: Man stirbt nur zweimal
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Freundschaftsband unter Mitbewohnern. Es würde sie wohl kaum umbringen, hin und wieder einen Liter Milch einzukaufen, oder?
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    Die Worte Ehefrau und Königin hingen förmlich in der Luft. Ich hatte das Gefühl, dass sie diese Fragen nicht aus reiner Neugierde stellten oder aus Höflichkeit. Nein, nein. Michael war ein Raubtier, wie Antonia eins gewesen war, und das bedeutete, dass er ständig auf der Suche nach Schwächen war.
    Er konnte nicht anders. Möglicherweise war er sich dessen gar nicht bewusst.
    Ehefrau oder Königin? Diese Frage hatte ich mir bereits mehr als einmal gestellt. Sinclair war größer, stärker und schneller. Älter. Reicher. Gebildeter.
    Gelassener, kontrollierter. Offen gestanden hatte es Zeiten gegeben - sehr oft sogar -, in denen ich mir wünschte, ich könnte nur seine Frau sein und meine Pflichten als Vampirkönigin einfach ihm übertragen.
    Aber ich hatte Fähigkeiten, die kein anderer Vampir auf diesem Planeten hatte. Es wäre doch dumm, das nicht zu nutzen oder es wenigstens anzuerkennen. Unsere Beziehung war von Liebe und Respekt geprägt.
    Nun, gelegentlichem Respekt, wenn ich ihm nicht gerade einen nassen Finger ins Ohr steckte oder ihm in den flachen Bauch piekste, wenn wir zusammen duschten - für ein widernatürliches Wesen war er ganz schön kitzlig!
    Mehr als einmal hatte er sich meiner Autorität gebeugt -immer dann, wenn ich kurz davor stand, schwere Gegenstände nach ihm zu werfen, um meiner Argumentation Nachdruck zu verleihen. Wollen Sie mal etwas Lustiges sehen? Das ist Eric Sinclair, wie er meinen Befehlen gehorcht. Glauben Sie mir, 32
    das passiert nicht allzu oft. Und dann macht er immer ein sehr merkwürdiges Gesicht: teils Bewunderung, teils Verärgerung.
    Wo war ich noch mal stehen geblieben? Mist! Es war bereits drei Uhr morgens. Ich war müde von der Anspannung und hatte mehr Mühe als üblich, der Unterhaltung zu folgen, die von Begräbnisriten über Religion und atheistische Vampire schließlich bei meinem Titel angekommen war.
    „Komisch, dass ausgerechnet du das fragst, Jeannie", sagte ich endlich. Es war nicht völlig undenkbar, dass ein Werwolf einen, na ja, normalen Menschen heiratete. Aber es war doch selten genug, sodass die Verbindung der beiden ziemliche Wellen geschlagen hatte und auch immer noch schlug - so viel hatte Antonia mir erzählt, und das auch erst, nachdem sie bereits eine Zeit bei uns gewesen war.
    Kaum zu glauben: Es war nicht nur selten, dass Werwölfe langweilige Menschen heirateten, es wurde als ein Glücksfall für das Rudel gesehen, und die Nachkommen wuchsen oftmals zu außergewöhnlichen Rudelmitgliedern heran. Wie Antonia zum Beispiel ...
    Aber ich war noch nicht bereit für dieses Thema. Sie können mich gerne für einen Angsthasen halten, mir recht. Es ging über meine Kräfte.
    „Hmmm", grinste Jeannie, die sich aber nicht provozieren ließ, sondern nur mit den Achseln zuckte. „Da hast du recht."
    Ich räusperte mich, weil ich Mühe hatte, die ... die Alltäglichkeit des Ganzen zu schlucken. „Also gibt es presbyterianische Werwölfe und katholische und lutheranische ..."
    „Und Buddhisten und Atheisten und Hindus", ergänzte Derik.
    „Hörst du wohl auf hin und her zu gehen und setzt dich bitte? Aua!" Ich brachte meinen armen, schmerzenden Knöchel aus Sinclairs Reichweite. „Du siehst aus wie ein Gepard auf Crack."
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    „Lass mich in Ruhe, Blondie", blaffte Derik zurück und beschleunigte nur noch sein Tempo.
    „Ich bin überrascht, dass du nicht deine eigenen Schlüsse gezogen hast", sagte Michael laut, der offensichtlich versuchte, uns abzulenken. Fand ich zumindest. Es war unmöglich, mit Sicherheit zu wissen, was der Mann im Schilde führte. „Weil doch alle Vampire Christen sind."
    „Nein", sagte Sinclair.
    Nein? Was, nein? Wie waren wir denn von der Frage, wie die Werwölfe uns für Antonias Tod zu bestrafen gedachten, auf das Thema Religion gekommen?
    Von Laura bekam ich genug „Jesus, du mein Leben"-Predigten.
    „Nein?"
    „Nein. Wir haben auch Muslime und Katholiken und Heiden unter uns. Wir haben auch ..."

    „Momentchen mal", unterbrach ihn Jeannie. „Das ergibt überhaupt keinen Sinn."
    „Wir führen unser Leben nicht mit dem Ziel, dass es für Fremde Sinn ergibt", sagte mein Gatte mit beängstigender Freundlichkeit.
    „So ein Scheiß." Gott sei Dank hatte Derik sich endlich einen Stuhl gegriffen, zog ihn heran, drehte ihn mit der Lehne nach vorne und setzte sieh. Das blonde Haar fiel ihm in
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