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Titel: 08
Autoren: Man stirbt nur zweimal
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die Augen, und er schüttelte es mit einer schnellen, ungeduldigen Bewegung zurück. „Warum wirkt dann ein Kreuz bei einem atheistischen Vampir?"
    Sinclair und ich tauschten Blicke. Jessica, bemerkte ich, war ebenfalls ganz Ohr - sie war so still, dass ich sie beinahe vergessen hätte.
    „Oder bei einem Juden?", fuhr Derik fort.
    Weil der Vampirismus ein Virus war. Ein Virus, den man sich 33
    nicht so leicht einfing und den man noch schwerer weitergeben konnte. Das war Marcs Theorie, die Tina und Sinclair bestätigt hatten - und das wohlgemerkt nicht von Anfang an, sondern erst nach vielen Monaten. Tina und Sinclair hätten nicht verschwiegener sein können, wenn jemand ihnen den Mund mit extraleichter Angelschnur zugenäht hätte.
    Vampirismus, der durch einen Virus übertragen wurde, verlangsamte den Stoffwechsel, ohne ihn zum Stillstand zu bringen. Der Alterungsprozess schien komplett gestoppt zu werden. Man wurde schneller und stärker. Die Sinnesorgane wurden schärfer. Blablabla.
    Die Nachteile: Vampire waren sehr empfänglich für Suggestion (alle -
    bescheidenes Hüsteln - außer mir). Tina, die rechte Hand meines Mannes (sie war diejenige gewesen, die ihn Anfang des zwanzigsten Jahrhunderts gewandelt hatte ... jawohl, ich liebte einen Mann und vögelte ihn regelmäßig, der alt genug war, um mein Großvater sein zu können), hatte Marc schließlich diese Theorie unterbreitet.
    Marc war plötzlich ganz der Mediziner gewesen und hatte ihr vorsichtig zugestimmt (unter der Voraussetzung, dass er seine Meinung noch ändern könne, wenn weitere Beweise auftauchten), dass es sich um einen Virus handelte und dass ein jüdischer Vampir vor einem Kreuz zurückschrecken würde. Denn, wie allgemein bekannt war, taten Vampire das. Ergo konnten ihnen Kreuze und Weihwasser etwas anhaben.
    Ich weiß, es klingt dumm. Aber denken Sie kurz drüber nach. Wenn Sie sich eine Krankheit einfangen, die Sie leicht beeinflussbar macht, und Sie sehen in unzähligen Horrorfilmen, dass Weihwasser Sie verbrennt ... dann verbrennt Weihwasser Sie.
    Aber wir kommen vom Thema ab.
    Es machte mich so verrückt, dass ich mir praktisch die Zun 33

    ge abbeißen musste, um nicht anzumerken, dass Derik genau dieselben dummen Vorteile gegenüber Vampiren hegte wie wir gegenüber Werwölfen.
    Und er nannte uns Schwachköpfe! „... erklären, was passiert ist?"
    Äh? Oh Mist. Michael sah mich an. Ich zuckte gerade noch rechtzeitig mit dem Fuß zurück, und Sinclairs mit einem Kenneth-Cole-Modell bekleideter Fuß donnerte gegen Michaels Schreibtisch.
    „Erklären, was passiert ist?", wiederholte ich, mit einem, wie ich hoffte, intelligenten Gesichtsausdruck. „Ja, dem Rat."
    Rat? Welchem Rat? Das hörte sich ganz und gar nicht gut an. Niemand hatte mir etwas von einem Rat gesagt. Nicht dass ich wüsste. Mist. Ich sollte wirklich besser auf das achtgeben, was in meinem Leben so vor sich ging.
    „Kannst du ihnen nicht sagen, was passiert ist?"
    „Nein." Klick. Geschlossen. Ende der Diskussion. Den Ton kannte ich - ich bekam ihn oft von meinem Ehemann zu hören -und wusste, dass es besser war, jetzt nicht zu widersprechen. „Wir treffen uns morgen nach Sonnenuntergang. Ich brauche von jedem Einzelnen von euch einen Bericht.
    Schickt also nicht nur einen, der für die ganze Gruppe sprechen soll."
    „Und was passiert dann?", fragte ich nervös.
    Er sah mich an, als hätte er beinahe Mitleid mit mir.
    Aus irgendeinem Grund war das noch schlimmer als seine kalte Wut.
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    Liebes Ich,
    hier bin ich wieder. Die Schicht ist vorbei (und es ist mir tatsächlich gelungen, das Krankenhaus pünktlich zu verlassen, was einem Wunder wie der Teilung des Roten Meeres gleichkommt), und nun ist es schon einen Tag her, seitdem Betsy und die anderen nach Cape Cod geflogen sind, um dort die selbst eingebrockte Suppe, welche auch immer das sein mag, auszulöffeln. Ich hatte gefragt, ob ich mitkommen könnte, das wurde aber freundlich abgelehnt. Jessica durfte mit, aber es ist ja auch ihr Flugzeug.
    Nun sind nur noch Tina - die, wie ich bereits erwähnt habe, eine Art Supersekretärin für Sinclair ist - Laura und ich übrig.
    Auf Laura konnte ich nicht näher eingehen, bevor ich zur Arbeit (und zum Einkaufen) aufbrechen musste. Jetzt habe ich ein bisschen Zeit, und da es Tag ist, kann mir Tina nicht in einer dunklen Ecke der Küche auflauern, um mich erst zu Tode zu erschrecken und sich dann ganz freundlich zu entschuldigen.
    Also, kommen wir zu Laura. Sie ist
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