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08 Geweihte des Todes - Adrian Lara

Titel: 08 Geweihte des Todes - Adrian Lara
Autoren: Adrian Lara
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erholten Muskeln sich normalerweise nicht so schnell ohne Schmerzen und etwas Training. Das wusste sie aus eigener Erfahrung nach ihrem Unfall vor vier Jahren, der sie auf die Intensivstation des Krankenhauses von Fairbanks gebracht hatte. Derselbe Unfall, bei dem ihr Mann und ihre kleine Tochter umgekommen waren.
    Jenna erinnerte sich nur zu gut an die wochenlangen harten Reha-Maßnahmen, bis sie wieder hatte aufstehen und gehen können. Doch jetzt, seit sie aus ihrem Martyrium erwacht war, fühlten sich ihre Glieder so stark und beweglich an, als hätte es die lange Ruhepause gar nicht gegeben.
    Ihr Körper fühlte sich seltsam belebt an. Stärker als vorher und doch irgendwie nicht ganz wie ihr eigener.
    „Das alles ergibt doch gar keinen Sinn“, murmelte sie, als sie und Alex ihren Weg über den langen Korridor wieder aufnahmen.
    „Ach Jen.“ Alex legte ihr sanft die Hand auf die Schulter. „Ich weiß, wie verwirrend das alles für dich sein muss. Glaub mir, das weiß ich wirklich. Ich wünsche mir so, das alles wäre gar nicht passiert. Wenn man doch nur irgendwie ungeschehen machen könnte, was du durchgemacht hast.“
    Jenna blinzelte langsam und registrierte, wie ernst es ihrer Freundin war. Sie hatte Fragen – so viele Fragen, aber als sie tiefer in das Labyrinth von Korridoren gingen, drang aus einem Raum mit Glaswand weiter vorne Stimmengewirr. Sie hörte Brocks tiefen, rollenden Bariton und die hellere Stimme des Mannes mit dem britischen Akzent, der immer so schnell redete und Gideon hieß.
    Als sie und Alex sich dem Versammlungsraum näherten, sah sie, dass der, der Lucan hieß, auch da war, wie auch Kade und zwei andere, die die tödliche Ausstrahlung, die diese Typen offenbar mit derselben Lässigkeit zur Schau trugen wie ihre schwarzen Drillichhosen und gut bestückten Waffengürtel, nur noch verstärkten.
    „Das ist das Techniklabor“, erklärte ihr Alex. „Das ganze Computerequipment da drin ist Gideons Reich. Kade sagt, er ist ein absolutes Technikgenie, und es gibt eigentlich nichts, womit er sich nicht auskennt.“
    Als sie im Korridor stehen blieben, sah Kade auf und warf Alex durch die Scheibe einen langen Blick zu. Elektrische Spannung knisterte in seinen silbernen Augen, und Jenna hätte schon bewusstlos in ihrem Krankenbett liegen müssen, um die Hitze zwischen Alex und ihrem Liebsten nicht zu spüren.
    Sie selbst hingegen wurde von allen anderen angestarrt, die in dem rundum verglasten Raum versammelt waren. Lucan und Gideon drehten sich beide zu ihr um, so wie auch zwei andere riesenhafte Männer, die sie nicht kannte, der eine ein ernst wirkender Blonder mit goldenen Augen, dessen starrender Blick sich so kalt und gefühllos wie eine Klinge anfühlte; der andere hatte olivfarbene Haut, eine dichte schokoladenbraune Mähne und topasfarbene Augen mit langen Wimpern, und die linke Hälfte seines ansonsten makellosen Gesichts wurde von wucherndem Narbengewebe verunstaltet. Die beiden starrten sie unverhohlen an, in ihren Blicken lagen Neugier und auch eine Spur Misstrauen.
    „Das sind Hunter und Rio“, sagte Alex und zeigte auf den bedrohlich wirkenden Blonden und den vernarbten Dunklen. „Auch sie gehören zum Orden.“
    Jenna nickte ihnen vage zu, sie fühlte sich vor diesen Männern so deutlich sichtbar wie damals an ihrem ersten Tag bei der Staatspolizei von Alaska – als Grünschnabel frisch von der Polizeiakademie und noch dazu als Frau. Doch hier lag es weniger an Diskriminierung von Frauen oder den üblichen männlichen Unsicherheiten – von diesem Blödsinn hatte sie während ihrer Polizistinnenlaufbahn genug abbekommen, um zu erkennen, dass es hier um etwas anderes ging. Etwas, das viel tiefer ging.
    Hier hatte sie das Gefühl, dass allein schon ihre Anwesenheit an diesem Ort geheiligtes Territorium verletzte. Diese fünf Augenpaare, die sie musterten, gaben ihr unausgesprochen deutlich zu verstehen, dass sie hier an diesem Ort und unter diesen Leuten der ultimative Außenseiter war.
    Selbst Brocks dunkle, faszinierende Augen begutachteten sie ernst und schienen zu sagen, dass er sie hier nicht gerne sah, obwohl er sie doch im Krankenzimmer mit solcher Freundlichkeit und Fürsorglichkeit behandelt hatte.
    Da rannte er bei Jenna offene Türen ein, sie neigte dazu, der unausgesprochenen Botschaft zuzustimmen, die sie durch die Glaswände des Techniklabors bekam: Sie gehörte nicht hierher. Das waren nicht ihre Leute.
    Nein, etwas an jedem der harten, unergründlichen
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