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08 Geweihte des Todes - Adrian Lara

Titel: 08 Geweihte des Todes - Adrian Lara
Autoren: Adrian Lara
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Gesichter, die sie so unverwandt ansahen, sagte ihr, dass das überhaupt nicht ihre Leute waren. Sie waren … etwas anderes .
    Aber konnte sie nach allem, was sie in ihrem Haus in Alaska durchgemacht und was sie von sich selbst im Krankenzimmer gesehen hatte, überhaupt noch sicher sein, was sie selbst eigentlich war?
    Die Frage jagte ihr eisigen Schrecken ein.
    Darüber wollte sie nicht nachdenken. Sie wollte kaum wahrhaben, dass etwas so Monströses und Entsetzliches wie die Kreatur, die sie stundenlang in ihrem eigenen Zuhause gefangen gehalten hatte, sich von ihr genährt, ihr diese fremde Materie implantiert und ihr Leben – oder was davon noch übrig war – völlig auf den Kopf gestellt hatte.
    Was würde nur aus ihr werden?
    Wie konnte sie jemals wieder die Frau sein, die sie gewesen war?
    Jenna brach fast zusammen unter der Last immer neuer Fragen, über die sie noch nicht nachzudenken wagte.
    Und dann stieg zu allem Überfluss auch noch das Gefühl von Desorientierung wieder in ihr auf, das sie durch die Korridore des Hauptquartiers verfolgt hatte, stärker denn je. Alles um sie herum schien plötzlich seltsam verstärkt, vom leisen Summen der Neonröhren an der Decke, deren Licht zu grell für ihre empfindlichen Augen war, bis hin zum Trommeln ihres Herzens, das immer schneller zu rasen begann und ihr zu viel Blut durch die Adern pumpte. Ihre Haut fühlte sich zu eng an und umschloss einen Körper, in dem sich ein seltsames neues Gefühl von Bewusstsein regte. Sie hatte es schon von dem Augenblick an gespürt, als sie im Krankenzimmer die Augen geöffnet hatte, und statt dass es nachließ, wurde es immer stärker.
    Eine seltsame neue Kraft schien in ihr zu wachsen.
    Sie dehnte sich aus, regte sich, erwachte …
    „Mir ist irgendwie komisch“, sagte sie zu Alex, als ihr der Puls in den Schläfen dröhnte und ihre Hände feucht wurden, die sie tief in den Taschen ihres Bademantels zu Fäusten geballt hatte. „Ich glaube, ich muss raus an die frische Luft.“
    Alex streckte die Hand aus und strich Jenna eine Haarsträhne aus dem Gesicht. „Unser Quartier ist gleich da vorne. Nach einer heißen Dusche geht’s dir gleich besser, du wirst sehen.“
    „Okay“, murmelte Jenna und ließ sich wegführen, fort von der gläsernen Wand des Techniklabors und den entnervenden Blicken, die ihr folgten.
    Einige Meter vor ihnen in der geschwungenen Halle glitt eine Lifttür auf. Drei Frauen in schneeüberzuckerten Wintermänteln und nassen Stiefeln kamen heraus, gefolgt von einem ähnlich vermummten kleinen Mädchen, das zwei angeleinte Hunde hielt – einen quirligen kleinen Terriermischling und Alex’ majestätische grauweiße Wolfshündin Luna, die die Reise von Alaska nach Boston offenbar ebenfalls mitgemacht hatte.
    Sobald Lunas scharfe blaue Augen Alex und Jenna erblickten, machte sie einen Satz nach vorn. Das kleine Mädchen, das die Leine hielt, stieß ein überraschtes Kichern aus, die Kapuze ihres Anoraks fiel zurück und enthüllte einen dichten blonden Haarschopf um ihr zartes Gesicht.
    „Hi, Alex!“, sagte sie und lachte, als Luna sie den Korridor entlang hinter sich herzog. „Wir waren gerade draußen spazieren, da oben ist es schweinekalt!“
    Alex streckte die Hand aus, wuschelte Luna über den mächtigen Kopf und lächelte dem Kind zu. „Danke, dass du sie ausgeführt hast. Ich weiß, dass sie gern mit dir zusammen ist, Mira.“
    Das kleine Mädchen nickte enthusiastisch. „Ich mag Luna auch. Und Harvard erst!“
    Der rauflustig wirkende Terrier bellte einmal aus Protest oder Zustimmung und tanzte dann mit wild rotierendem Stummelschwänzchen um die Beine der größeren Hündin herum.
    „Hallo!“, sagte eine der drei Frauen. „Ich bin Gabrielle. Schön zu sehen, dass Sie wieder wach und auf den Beinen sind, Jenna.“
    „Tut mir leid“, warf Alex ein und machte eine schnelle Vorstellungsrunde. „Jenna, Gabrielle ist Lucans Stammesgefährtin.“
    „Tag.“ Jenna zog die Hand aus der Bademanteltasche und hielt sie der hübschen jungen Frau mit den kastanienbraunen Haaren hin. Als Nächste begrüßte sie die umwerfende Afroamerikanerin neben Gabrielle mit einem warmen Lächeln.
    „Ich bin Savannah“, sagte sie mit einer Stimme wie Samt und Sahne, und Jenna hatte schlagartig das Gefühl, unter Freunden zu sein. „Meinen Gefährten Gideon haben Sie ja sicher schon kennengelernt.“
    Jenna nickte, trotz der Herzlichkeit der anderen Frauen fühlte sie sich schlecht gerüstet für höfliches
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