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08 - Geheimagent Lennet und der Auftrag Nebel

08 - Geheimagent Lennet und der Auftrag Nebel

Titel: 08 - Geheimagent Lennet und der Auftrag Nebel
Autoren: Vladimir Volkoff
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gingen ins Büro hinüber.
    »Ich will nicht, daß du über das Gesims gehst«, sagte Grigri.
    »Hab keine Angst, ich habe es lieber bequem. Gesimse sind nichts für mich.«
    Lennet dachte laut: »Wenn ich also aufs Gesims gehe und wie eine junge Ziege hochspringe, und wenn ich dann das Dach nicht zu fassen kriege, stürze ich ab. Wenn ich mich auf den Fensterrahmen stelle, schaffe ich es auch nicht. Und außerdem habe ich wenig Lust, mich im freien Fall zu üben…« Nachdenklich betrachtete er die Einrichtung des Büros.
    »Sei vorsichtig«, bat Grigri ängstlich.
    Der Geheimagent lachte kurz und trocken. »Aber ja, aber ja. Ich habe beschlossen, nie in meinem Leben etwas Unvorsichtiges zu tun. Ich bin Beamter. Weißt du das nicht? Und siehst du, diese Büromöbel bringen mich auch schon auf eine Idee. Ist dieser Schrank dort abgeschlossen? Was ist da drin?«
    Grigri öffnete ihn. Er war voller Akten.
    »Das habe ich alles selber geordnet«, sagte das junge Mädchen stolz.
    »Gut, dann wirf jetzt alles raus. Schnell!« Ohne zu begreifen, was er vorhatte, folgte sie. Die schön beschrifteten Ordner flogen auf den Boden.
    »Jetzt hilf mir, den Schrank ans Fenster zu rücken.«
    »Was hast du vor?«
    »Das wirst du gleich sehen.«
    Es war ein schwerer Eisenschrank, den die beiden jungen Leute kaum vom Fleck brachten. Schließlich gelang es nach einiger Anstrengung doch, und sie stellten ihn etwa vierzig Zentimeter vom Fenster weg auf, mit der Tür zum Fenster hin. Dann nahm Lennet ein Regal und stellte es an den Schrank.
    »Jetzt wieder einräumen«, sagte er.
    »Lennet«, sagte Grigri verständnislos, »machst du dich über mich lustig?«
    »Nicht im geringsten. Du bist gerade dabei, Kanada und Frankreich einen Dienst zu erweisen. Los, schnell!«
    Gemeinsam räumten sie die Akten wieder ein.
    »Jetzt ist das Ganze ziemlich schwer«, sagte Lennet.
    »Papier wiegt eine Menge, auch wenn es nicht so aussieht.«
    Lennet ging zur Tür, die zum Laboratorium führte. Sie hatte normale Scharniere, so daß er sie leicht aushängen konnte. Er trug den Türflügel zum Fenster und schob die eine Seite hinaus, während er die andere unter dem Regal festklemmte.
    »Sieht aus wie ein Sprungbrett, was?« sagte Lennet.
    »Aber hab keine Angst, ich will hier keine Kopfsprünge machen.« Er nahm einen kleinen Tisch und stellte ihn auf die Tür. Auf den Tisch stellte er noch einen Stuhl. »Sieh da«, sagte er, »eine richtige Leiter. Ich habe dir ja gesagt, daß ich die Bequemlichkeit schätze. Oh, einen Augenblick.« Er ging ins Studio und erklärte Phil seinen Plan.
    »Mensch, das ist genial«, sagte Phil. »Ich gehe gleich.«
    »Moment, mein Bester! Ich habe die Erfindung gemacht, jetzt muß ich sie auch ausprobieren. Keine Diskussion. Ich bin Agent des FND und brauche mir von Ihnen nichts befehlen zu lassen. Bedanken Sie sich vielmehr bei mir, daß ich nicht abgehauen bin, ohne mich zu verabschieden. Auf bald, lieber Phil. Ich schicke dir eine Postkarte. Übrigens könntest du mir noch eure Parole sagen, damit deine Kumpane mir auch glauben.« Phil sagte ihm alles Notwendige.
    »Ich schicke dir Panzer«, sagte Lennet und ging ins Büro zurück.
    Grigri wartete auf ihn. Sie ergriff seine Hand. »Ich möchte mit«, sagte sie.
    »Das geht nicht, Grigri. Du würdest mich bloß belasten.«
    Er hatte das ohne Härte, aber ein wenig trocken gesagt, und sah jetzt, daß sie sich auf die Lippen biß, um nicht zu weinen. »Komm, Grigri, sei vernünftig. Ich bleibe nicht lange fort.« Er kletterte auf sein improvisiertes Sprungbrett.
    Grigri beugte sich zu ihm hinaus. Sie unterdrückte das Schluchzen, das ihr in der Kehle saß, und fragte ihn:
    »Lennet, bist du auch warm genug angezogen, wenn du jetzt draußen in den Dreck mußt?«
    »Den Dreck?«
    »Ja, den Schneematsch. Erkälte dich nicht…« Er zog seine Pistole heraus und gab sie ihr. Gerade als er losklettern wollte, fiel ihm noch etwas ein.
    »Nimm. Damit kannst du dich verteidigen, wenn es sein muß. Ich brauche sie sowieso nicht, ob ich nun durchkomme oder nicht.«
    Sie stand: da und hatte zum erstenmal in ihrem Leben eine Waffe in der Hand.
    Lennet kletterte auf den Tisch. »Bau das Ding ab, wenn ich oben bin«, sagte er. Dann stand er auf dem Stuhl.
    »Viel Glück!« rief Grigri tapfer.
    Lennet hob die Arme, machte einen blitzschnellen Aufschwung und verschwand.
    Sich auf das Dach hinaufzuziehen, war ein Kinderspiel, obgleich die erhöhte Kante mit Eis bedeckt war. Das Dach selbst
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