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08 - Ehrenschuld

08 - Ehrenschuld

Titel: 08 - Ehrenschuld
Autoren: Tom Clancy
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Bescheid, daß sie kommen!«
Ryan sah, daß der Wagen die New Jersey Avenue entlangfuhr und das Kapitol hinter sich ließ - trotz ihrer ausgefeilten Ausbildung wollten die Secret-Service-Agenten im Moment vor allem weg.
»Biegen Sie Richtung Norden ab«, wies Jack sie an.
»Sir, das Weiße Haus ...«
»Irgendwohin, wo Fernsehkameras stehen. Und einen Richter brauchen wir wohl auch.« Dieser Gedanke war nicht als Folge irgendwelcher vernünftiger Überlegungen entstanden, wie Jack feststellte, sondern er war plötzlich einfach da.
Der Chevy Suburban fuhr erst ein ganzes Stück nach Westen, bog dann nach Norden ab und fuhr in einer großen Schleife wieder zurück Richtung Union Station. Auf den Straßen waren jetzt Dutzende Einsatzwagen der Polizei und der Feuerwehr unterwegs. Air-Force-Hubschrauber von der Andrews Air Force Base kreisten in der Luft, wahrscheinlich, um die Hubschrauber von Fernsehteams fernzuhalten. Ryan stieg eigenmächtig aus dem Auto aus und lief, von seinen Sicherheitsbeamten umringt, zum Eingang des CNN-Gebäudes. Es war einfach das nächstgelegene. Weitere Agenten trafen ein, so viele, daß Ryan sich wirklich sicher fühlte, auch wenn er gleichzeitig wußte, wie albern diese Vorstellung tatsächlich war. Er wurde in einen Warteraum hochgeführt, und einige Minuten später kam ein Agent mit einem anderen Mann herein.
»Richter Peter Johnson vom Bundesgerichtshof«, teilte man Jack mit.
»Geht es um das, was ich vermute?« fragte der Richter.
»Ich fürchte ja, Sir. Ich bin kein Jurist. Ist das legal?« wollte der Präsident wissen.
Wieder wußte Special Agent Price Bescheid: »Präsident Coolidge wurde von seinem Vater vereidigt, der Friedensrichter war. Es ist völlig legal«, versicherte sie den beiden Männern.
Eine Kamera fuhr heran. Ryan legte seine Hand auf die Bibel, und der Richter sprach die Sätze aus dem Gedächtnis vor.
»Ich - nennen Sie bitte Ihren Namen.«
»Ich, John Patrick Ryan -«
»Gelobe feierlich, daß ich das Amt des Präsidenten der Vereinigten Staaten nach bestem Wissen und Gewissen ausüben werde.«
»Gelobe feierlich, daß ich das Amt des Präsidenten der Vereinigten Staaten nach bestem Wissen und Gewissen ausüben werde ... und alles in meiner Kraft Stehende tun werde, um die Verfassung der Vereinigten Staaten zu wahren, zu schützen und zu verteidigen, so wahr mir Gott helfe.« Jack sprach den Eid aus dem Gedächtnis zu Ende. Er war eigentlich auch nicht viel anders als der, den er als Offizier der Marines geleistet hatte, und er bedeutete letztlich das gleiche.
»Sie haben mich ja kaum gebraucht«, sagte Johnson leise. »Meinen Glückwunsch, Mr. President.« Der Satz kam beiden Männern seltsam vor, aber Ryan gab ihm trotzdem die Hand. »Gott segne Sie.«
Jack sah sich im Zimmer um. Durch die Fenster konnte er das Feuer auf dem Capitol Hill sehen. Dann wandte er sich wieder der Kamera zu, denn am anderen Ende saßen Millionen, die ihn ansahen und auf ihn hörten, ob ihm das nun gefiel oder nicht.
Ryan holte tief Luft, ohne zu merken, daß seine Krawatte schief hing.
»Meine Damen und Herren, was heute abend geschehen ist, war ein Versuch, die Regierung der Vereinigten Staaten zu vernichten. Präsident Durling wurde umgebracht, und die übrigen Mitglieder des Kongresses vermutlich ebenfalls - aber ich fürchte, es ist zu früh, um irgend etwas sicher sagen zu können.
Eins weiß ich jedoch ganz sicher: Amerika zu zerstören ist viel schwieriger, als Menschen umzubringen. Mein Vater war Polizist, wie Sie gehört haben. Er und meine Mutter starben bei einem Flugzeugunfall. Und doch gibt es immer noch Polizisten. Vor ein paar Minuten wurden sehr viele ehrbare Menschen getötet, aber Amerika gibt es immer noch. Wir haben wieder einen Krieg geführt und ihn gewonnen, wir haben einen Anschlag auf unser Finanzsystem überstanden, und wir werden auch dies überstehen.
Das alles ist noch sehr neu für mich, und ich weiß nicht, ob ich gleich die richtigen Worte finde - ich habe in der Schule gelernt, daß Amerika ein Traum ist, es ist, nun, die Vorstellungen, die wir alle haben, es ist das, woran wir glauben, vor allem aber das, was wir tun und wie wir es tun. So etwas kann man nicht zerstören. Niemand kann das, sosehr er sich auch anstrengen mag, denn wir bestimmen selbst, wer und was wir sind. Dies ist unsere ureigenste Überzeugung, und auch sie ist unzerstörbar.
Ich bin mir noch nicht ganz sicher, was ich jetzt tun werde, außer daß ich mich erst einmal vergewissern
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