Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

0798 - Im Bann des schwarzen Kristalls

Titel: 0798 - Im Bann des schwarzen Kristalls
Autoren: Unbekannt
Vom Netzwerk:
den Posbis, die so etwas wie einen Gesichtsausdruck schließlich nicht kannten. Dafür verrieten mir gestenähnliche Bewegungen ihrer Arme, Antennen oder Laufwerke mehr, als sie wohl selbst ahnten. Endlich glaubte ich, meine Posbi-Freunde und die Matten-Willys davon überzeugt zu haben, daß die paar Liebeleien, die ich mir gönnte, gesundheitsfördernd für mich waren.
    „Welcher Mann fühlt sich schon wohl, wenn er nicht hin und wieder mal lieben darf?" fragte ich stillvergnügt.
    „Hin und wieder?" kreischte Scim-Geierkopf. „Muß ich dich erst darauf aufmerksam machen, daß man dich an Bord der SOL mittlerweile als Wüstling bezeichnet - was auch immer das bedeuten mag."
    „Siehst du, du gibst selbst zu, daß du nicht weißt, wovon du redest", erwiderte ich.
    „Darauf kommt es nicht an", schrie Scim. „Ich kenne keinen Mann an Bord der SOL, der so hinter den bartlosen Geschöpfen her ist wie du. Wenn wir dich nicht ständig überwachen würden, dann würdest du wahrscheinlich gar nicht aus den Betten..."
    „Ruhe", brüllte ich.
    Das Schott zu dem Labor, in dem wir uns befanden, glitt auf, und ein seltsames Geschöpf trat ein. Es näherte sich mir bis auf einige Schritte, blieb dann stehen und blickte traurig auf mich herab. Ich blieb auf dem Boden sitzen. - „Wer ist das?" fragte Medo-Migg.
    „Ich bin Joan Connerford", sagte das Wesen. Es trug eine viel zu weite, graue Hose, die locker um die dünnen und viel zu langen Beine schlotterte. Eine ebenfalls graue Bluse hatte es sich nachlässig in den Gürtel gestopft.
    Ich blickte in ein schmales, blasses Gesicht mit übergroßen Augen, die viel zu dicht beieinander standen. Die schmalrückige Nase reichte bis fast an den farblosen Mund herab. Unsicher strich sich mein Besucher mit den spindeldürren Fingern über das fliehende Kinn und versuchte danach ein Lächeln, das kläglich mißlang. Ich musterte die großen Zähne, zwischen denen millimeterweite Lücken bestanden, und fragte mich, ob mir da ein Männlein oder Weiblein gegenüberstand. Dies war der dünnste Mensch, der mir je begegnet war. Mein Besucher war etwa zwei Meter groß, wog aber sicherlich keine fünfzig Kilogramm. Er strich sich das dünne, mausgraue Haar aus der Stirn und räusperte sich.
    „Nun ja", sagte ich ärgerlich. „Was kann ich dafür, daß Sie Joan Connerford sind?"
    „Sie wissen es also noch nicht."
    Ich schüttelte den Kopf.
    „Aha", machte der oder die Graue, seufzte und schwieg.
    „Jetzt reicht es mir aber", sagte ich wütend und sprang auf. Ich spürte, daß mein Blutdruck stieg. Augenblicklich begann Medo-Migg zu kreischen. Im gleichen Moment setzte wieder der monotone Gesang Goliaths ein, während Insekten-Sue flehend die dürren Ärmchen nach mir ausstreckte.
    „Du mußt dich beruhigen, Galto", rief sie. „Ein psychisches Ungleichgewicht könnte verheerende Folgen für deine physische Gesundheit haben."
    „Außerdem solltest du nicht stets sofort deinen Instinkten folgen, wenn dir ein Weib gegenübertritt", sagte Prilly energisch.
    Ich blickte Joan Connerford verblüfft an.
    „Was?" fragte ich fassungslos. „Sie sind - eh - weiblich?"
    „Sozusagen", bestätigte sie mir mit trauriger Stimme. „Sieht man das nicht?"
    Ich schüttelte den Kopf, während, ich sie musterte.
    „Nein", erwiderte ich brutal. „Ich habe Sie für einen Mann gehalten."
    „Das ist aber nicht sehr freundlich", bemerkte sie. „Dabei hat man mich eindringlich vor Ihnen gewarnt. Man hat mir ausdrücklich geraten, lange Hosen anzuziehen, weil ein Rock ...
    ich meine ..."
    Sie verhedderte sich hoffnungslos, stopfte sich die Bluse in den Gürtel und schloß den Kragenknopf, so daß ich ihren dürren Hals kaum noch sehen konnte.
    Ich beherrschte mich nur noch mühsam. Ich kämpfte einen Lachanfall nieder, der sicherlich beleidigend für dieses von der Natur so arg vernachlässigte Geschöpf gewesen wäre. Allerdings tat mir Joan Connerford auch nicht gerade leid. Die Mediziner der SOL verfügten über eine Reihe von Medikamenten, mit denen sie alle weiblichen Attribute hervorzaubern konnten, die dem Mädchen fehlten. Und es gab darüber hinaus die Möglichkeit kosmetischer Operationen. Aber vielleicht gehörte Joan Connerford einer der Sekten an, die es Ihren Mitgliedern verboten, sich den Medizinern zu überlassen.
    Nun, das sollte mir egal sein.
    „Aha", sagte ich. „Jetzt weiß ich also, daß Sie Joan Connerford und weiblich sind. Muß ich noch mehr von Ihnen wissen?"
    „Ich bin
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher