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0797 - Tränenjäger

0797 - Tränenjäger

Titel: 0797 - Tränenjäger
Autoren: Volker Krämer
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gehört. Leise war sie von der Liege aufgestanden und hatte direkt hinter der Tür gelauscht.
    Die Worte hatte sie alle gehört, doch nicht unbedingt verstanden. Zumindest nicht alles davon. Nahrungswert und sezieren machten in ihrem siebenjährigen Verstand noch keinen richtigen Sinn. Aber sie hatte den Toten auf der Bahre gesehen - doch der Tod gehörte damals ganz einfach selbstverständlich zu ihrem Leben.
    Viel intensiver war das Gefühl, das Khira hatte, als Escalus den Raum verließ. Ihr Leben schien in Gefahr zu sein. Sie hatte es am Ton in Dalius’ Stimme erkannt. Er versuchte alles, um seine kleine Freundin zu schützen. Er musste Gründe haben. Dalius war schlau, und sie vertraute ihm.
    Damals…
    Der Durst brannte in ihrer Kehle, und ihr Magen krampfte sich vor Hunger zusammen. Khira beherrschte sich. Je weniger Wasser sie zu sich nahm, umso klarer wurde ihr Verstand. Mutlos schloss sie die Augen. Vielleicht konnte sie ja ein wenig schlafen.
    Wenn sie schlief, spürte sie weder Hunger noch Durst. Und auch die Hoffungslosigkeit schlummerte dann mit ein.
    Worauf sollte sie auch noch hoffen?
    Wenn Dalius ihr nicht half… wer sonst sollte sie hier schon finden können?
    ***
    Zamorra verließ kopfschüttelnd hinter Nicole die Polizeizentrale Helsinkis.
    Er war verdrossen.
    Man konnte wirklich nicht behaupten, dass die Beamten sich nicht alle erdenkliche Mühe gegeben hätten. Allerdings waren die Ergebnisse ihrer Hilfsversuche gleich Null geblieben.
    Khira Stolt? Man hatte Nicole und Zamorra exakt die Daten über die Biologin geben können, die sie sowieso schon hatten. Woher Khira stammte? Wo sie aufgewachsen war? Antwort: Fehlanzeige.
    Und Artimus van Zant? Ja, der war am Flughafen registriert. Wo er sich in Helsinki befand, war natürlich unbekannt.
    Schließlich gab es für Touristen keine Pflicht, ihre jeweiligen Aufenthaltsorte bekannt zu geben. Und von sich aus hatte der Südstaatler keinen Hinweis hinterlassen.
    »Ich könnte van Zant in seinen mächtigen Hintern treten!« Zamorra war mehr als wütend auf den Südstaatler. »Was glaubt der verliebte Gockel denn, was passiert, wenn er Khira tatsächlich finden sollte? Meint èr, die Sache ließe sich mit Sarkana bei einem ordentlichen Whiskey friedlich klären?«
    Nicole wusste genau, was ihr Lebenspartner meinte. Artimus verfügte weder über das Wissen noch über die Ausrüstung, um dem Vampirdämon gegenübertreten zu können.
    Dabei war Nicole Duval nicht einmal mehr sicher, dass es überhaupt eine wirklich wirksame Bewaffnung gegen Sarkana gab. Der uralte Dämon hatte zu alter Stärke zurückgefunden. Mehr noch: er war nun mächtiger als je zuvor! Im Ernstfall konnte er nun auf die Unterstützung eines Vampirheeres bauen, denn er hatte sie alle auf sich eingeschworen.
    Sie musste an Kuang-shi denken, der ähnlich vorging. Von Kuang-shi lernen heißt siegen lernen, dachte sie sarkastisch. Vielleicht würde es eines Tages sogar zu einer direkten Konfrontation dieser beiden herrschsüchtigen Vampirfürsten kommen. Sie wagte nicht, sich vorzustellen, wer bei dieser Auseinandersetzung den Kürzeren zog.
    Vermutlich Sarkana. Denn Kuang-shi trug die alten, fernöstlichen Rituale in sich. Er ging alle Probleme auf eine ganz andere Weise an - abgeklärter als Sarkana vielleicht, und blutiger.
    Aber mit einem noch größeren Machtwillen.
    Seine Armeen von Vampiren und Tulis-Yon hatte er sich derart untertan gemacht, dass sie sehenden Auges für ihn in den Tod gingen. Sarkana dagegen konnte nur auf Feiglinge zurückgreifen, die sich zwar an ihrer regionalen Macht ergötzten, aber hofften, von größeren Auseinandersetzungen möglichst nicht betroffen zu werden. Sie waren nur dann stark, wenn ihre Gegner Opfer waren. Trafen sie auf stärkeren Widerstand, zogen sie sich zurück, um ihren Hals zu retten.
    Es gab nur wenige Ausnahmen.
    Sarkana selbst stellte jedenfalls keine dar, und der größte Ausbund vampirischer Feigheit, dem sie bislang begegnet waren, existierte in Gestalt von Don Jaime. Und bei diesem war rätselhaft, wie er an den Namen deZamorra kam.
    Der Meister des Übersinnlichen war bisher immer davon ausgegangen, über seine französischen und spanischen Vorfahren bestens informiert zu sein. Aber entweder war Don Jaime ihm entgangen, oder der Feigling hatte sich den Namen deZamorra als Pseudonym zugelegt.
    Wie schnell er doch die Seiten gewechselt hatte, als Sarkana ihn töten wollte!
    Aber taten sie das nicht alle? Passten sich nicht alle
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