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0796 - Der Kristallträger

Titel: 0796 - Der Kristallträger
Autoren: Unbekannt
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Die Beleuchtung ging automatisch an.
    „Antapex?" rief ich in die Stille der Halle.
    Es kam keine Antwort. Ich ging zu der Stelle, wo ich ihn getroffen hatte. Ich empfand Enttäuschung, als ich keinerlei Blutspuren entdeckte.
    Und - die abgetrennte Hand war verschwunden.
    „Warum leidest du, Irmina?" ertönte da eine kindliche Stimme.
    Ich riß die Augen auf. Da war er. Er hockte drei Meter über meinem Kopf auf einem hochgekanteten Container.
    „Antapex! Ich dachte schon, du würdest dich mir nicht mehr zeigen."
    „Warum das?" fragte er erstaunt. „Ich habe hier gewartet."
    Er kletterte von dem Container. Als er vor mir stand, stellte ich fest, daß er um einen ganzen Kopf größer war als ich - und zwar um seinen gewaltigen Kopf.
    „Ich bin froh, daß du gekommen bist", sagte er. „Ich habe Angst."
    In seinem großen Gesicht zuckte es, ich hatte den Eindruck, daß sich dabei seine großen Poren öffneten und krampfartig wieder zusammenzogen.
    „Du fürchtest dich doch nicht vor mir?" fragte ich.
    Er schüttelte den Kopf so heftig, daß ich meinte, er würde ihm von den Schultern rollen.
    „Vor dir nicht, Irmina. Nur ..." Er zögerte, biß sich mit seinen scharfen Zähnen auf die Unterlippe, daß das Blut hervorquoll.
    Die Bißwunde schloß sich jedoch sofort wieder, er wischte sich das Blut mit dem Handrücken fort. „Nur... die Bilder machen mir Angst, die so oft in meinem Kopf erscheinen."
    „Welche Bilder? Meinst du... Träume?"
    Er nickte heftig.
    „Ja, Träume. Und oft werden sie wahr."
    Ich horchte auf.
    „Du meinst, du träumst Dinge, von denen sich herausstellt, daß sie später wirklich eintreten?"
    „Ja, das war schon oft so. Ich merke das sofort an der Art, wie ich träume, ob sich der Traum später erfüllt."
    „Ich verstehe", sagte ich. In meinem Kopf schwirrten die Gedanken durcheinander, daß mir ganz schwindelig wurde. War es möglich, daß Antapex neben der Fähigkeit der Zellregeneration auch noch die der Prophetie besaß? „Es flößt dir Furcht ein, daß sich deine Träume realisieren."
    „Realisieren - sagt man so dazu?" Seine Augen waren dabei unnatürlich groß und fragend. „Davor fürchte ich mich nicht immer ... Nur diesmal - es sind so schreckliche, fremdartige Träume..."
    „Alpträume!"
    „Ja, Alpträume."
    „Möchtest du sie mir erzählen?"
    „Wenn es dir nichts ausmacht, schon. Ich muß mit jemandem darüber sprechen. Nur deshalb habe ich dich auf mich aufmerksam gemacht." Bei diesen Worten senkte er den Blick - und er wurde tatsächlich rot.
    „Du hast...?" Ich vollendete den Satz nicht, weil ich merkte, wie er unter dem vorwurfsvollen Unterton zusammenzuckte. Sanfter fuhr ich fort: „Es wäre nicht notwendig gewesen, daß du diese Schmerzen auf dich nahmst, um meine Bekanntschaft zu machen, Antapex. Aber das soll kein Vorwurf sein. Erzähle mir jetzt von deinen Alpträumen."
    „Ich erinnere mich nur ungenau", sagte er. „Aber wenn ich will, sehe ich die Bilder jederzeit wieder. Ich brauche es nur zu wollen."
    „Dann konzentriere dich darauf, Antapex."
    Er nickte, dann blickte er sich um und setzte sich schließlich auf den Boden. Ich kniete vor ihm nieder und nahm seine großen Hände in die meinen. Dabei hatte ich das Gefühl, daß eine unerklärliche Kraft von ihm auf mich überströmte.
    „Was siehst du, Antapex?" fragte ich.
    Ich erwartete, daß er die Augen schließen würde, um sich voll auf die Gedankenbilder konzentrieren zu können. Aber er starrte statt dessen mich mit seinen kleinen Augen an. Sein Blick hatte nichts Abnormales an sich, er war nur starr.
    „Da ist ein unerklärliches Gebilde", begann er zu sprechen. „Es ist groß, viel höher als der gewaltigste Container meiner Welt.
    Und es ist auch nicht eckig, sondern fast überall rund.
    Es wirkt zerbrechlich ... besteht aus lauter glitzernden Fäden, von denen aber manche arm- oder fingerdick sind. Es sind so viele Fäden, daß man sie nicht zählen kann, und sie glitzern in ihrer verwirrenden Fülle, daß mir davon ganz schwindelig wird.
    Das Ding ist sehr stark - so stark, daß es die ganze Welt beherrschen kann ..."
    Mir war sofort klar, daß er vom COMP sprach. Als er eine Pause machte, um nach Worten zu suchen, warf ich schnell eine Frage ein.
    „Und - beherrscht dieses Ding die Welt?"
    „Es ... lenkt die Welt", antwortete er.
    Damit konnte gemeint sein, daß der COMP den Flug der SOL steuerte - was allgemein bekannt war und offiziell geschah, wir hatten ihm die Navigation
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