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0786 - Ort ohne Wiederkehr

0786 - Ort ohne Wiederkehr

Titel: 0786 - Ort ohne Wiederkehr
Autoren: Timothy Stahl
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Menschen zum Dämon geworden war, bereitete es noch keine nennenswerten Schwierigkeiten, den Namen »Gott« auszusprechen. Allein ihn zu hören, bescherte den anderen Versammelten allerdings körperliche Schmerzen. Sie stöhnten auf und stierten Calderone an, als wollten sie sich auf ihn stürzen, obwohl er das höchste Höllenamt bekleidete. Und auch das Heulen des Sturmes um sie her nahm für den Augenblick noch zu.
    Astaroth, der Besonnenste von allen, winkte ab und sorgte damit für Ruhe - in der Runde wie auch am Firmament. »Nein, natürlich nicht«, antwortete er dann auf Calderones Frage. »Abgesehen davon ist die dreieinige Gestalt nur eine von mehreren, die man LUZIFER nachsagt -«
    »Ich weiß«, unterbrach Calderone ihn. »Es gibt da noch die Sage vom gefallenen Engel -«
    »Unter anderem«, quittierte Astaroth Calderones Unhöflichkeit mit gleicher Münze, indem er ihn nicht ausreden ließ. »Und es gibt noch mehr. Vielleicht erfährst du sie ja eines Tages…«
    »… wenn du lange genug lebst«, sprach Zarkahr aus, was Astaroth ungesagt ließ, und grinste Calderone mit hochgezogenen Brauen an. Es war kein Geheimnis, wie sehr DER CORR ihm das Amt des Ministerpräsidenten neidete.
    Sarkana verhinderte, dass die Zwistigkeiten zwischen den beiden aufflammten, indem er einwarf: »Was macht es überhaupt für einen Unterschied, ob es LUZIFER nun gibt oder nicht? Da er ohnedies nie aktiv ins Geschehen eingriff und sich nicht sehen ließ, ist es da nicht einerlei, ob er existiert?«
    Grohmhyrxxa lachte dumpf auf. Ätzender Speichel troff ihm vom Maul und fraß sich zischend in den steinernen Tisch. »Du Dummkopf! Es geht nicht darum, ob es ihn gibt oder nicht -es geht um den Glauben an ihn! Dieser Glaube ist die Macht, die uns zusammenhält, der Sinn im Dasein eines jeden einzelnen Dämons. Er eint uns, richtet unser Tun auf gemeinsame Ziele aus, allen kleinen Streitigkeiten zum Trotz. Wenn dieser Glaube verloren geht, dann -«
    Sarkana lächelte dünnlippig. »Ich muss gestehen, dass ich darüber bei allem, was ich tue, noch nie nachgedacht habe - das macht mich dann wohl zum höllischen Atheisten.«
    »Du solltest damit keinen Spott treiben«, mahnte Astaroth.
    »Warum nicht? Was habe ich zu fürchten, wessen Zorn? Wenn LUZIFER doch nicht existiert?«, entgegnete er unverändert lächelnd.
    »Und wenn doch?«, warf Zarkahr ein.
    »Dann«, meinte der Vampir, »sollte er vielleicht ein Zeichen wirken, um uns von seiner Existenz zu überzeugen.«
    »Überleg dir gut, was du sagst«, warnte Astaroth abermals. »Du frevelst.«
    Und Calderone staunte: »Sieh an, auch in der Hölle gibt es einen ungläubigen Thomas.«
    Sarkana ließ sich nicht beirren. »Ich meine, unser Hiersein allein sollte für LUZIFER doch Grund genug sein, sich zu zeigen oder uns in irgendeiner Weise zu verstehen zu geben, dass es ihn gibt - wenn es ihn gibt. Oder etwa nicht?«
    Wieder kehrte Schweigen ein. Astaroth brach es schließlich.
    »Ich wäre enttäuscht von LUZIFER, wenn er sich so einfach provozieren ließe.«
    Stygia seufzte. »Sicher, da magst du Recht haben. Aber Tatsache ist, dass etwas geschehen muss. Und ich betrachte es als unsere Aufgabe, etwas zu unternehmen, um draußen wieder für Ruhe zu sorgen und dafür, dass die ohnehin fragile Einheit der Schwarzen Familie und aller freien Sippen nicht zerbricht. Das könnte verheerende Folgen haben.«
    »Am Ende kommt es noch so weit, dass in der Hölle Glaubenskriege ausbrechen«, befürchtete Grohmhyrxxa und schüttelte sich vor Grausen, »und Dämonen sich aufführen wie Menschen!«
    Diese Vorstellung rüttelte die dreizehnköpfige Versammlung auf.
    Man überlegte hin und her, brachte Meinungen vor, Ideen aufs Tapet, verwarf sie wieder. So ging es lange Zeit, bis schließlich Zarkahr einen Vorschlag machte, der letzten Endes fast ungeteilte Zustimmung fand…
    »Seit alters ist es doch so, dass LUZIFER nur seinem Ministerpräsidenten Audienzen gewährt«, begann der Gehörnte, »und in Ausnahmefällen auch dem Fürsten der Finsternis.« Er wandte sich an Rico Calderone. »Wie ist es? Hast du schon einmal um eine Audienz nachgesucht?«
    »Dazu bestand bislang kein Anlass.« Calderone gab sich Mühe, sein Unbehagen zu verheimlichen. Doch ganz gelang ihm das nicht. Er hatte eine Ahnung, worauf Zarkahr hinaus wollte…
    DER CORR nickte. »Du sagst es - bislang gab es keinen Grund. Aber das hat sich geändert - nicht wahr?« Er sah sich nach Zustimmung heischend um.
    »Du«, wandte
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