Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
0781 - Unternehmen Höllensturm

0781 - Unternehmen Höllensturm

Titel: 0781 - Unternehmen Höllensturm
Autoren: Dario Vandis
Vom Netzwerk:
weitflächige Wiese und einen See, dessen Oberfläche so ruhig und friedlich schimmerte, dass die Erinnerung an die magische Entladung auf dem Schlosshof des Châteaus augenblicklich verblasste.
    Eine Frau in einer Kutte trat vor das Mädchen hin. Ihre Miene war streng und verhärmt, ihre Mundwinkel in tiefen Bögen herab gezogen. Andere Frauen, ebenfalls in weit fallende Kutten gehüllt, befanden sich in ihrer Begleitung. Sie schienen keine Angst vor dem Einhorn zu haben, das sich längst wieder beruhigt hatte.
    »Woher kommst du?«, fragte die Frau. Sie schien verärgert darüber, dass die Fremde die Ruhe dieses Ortes störte.
    Das Mädchen dachte nach. Da war etwas, eine Erinnerung. Aber es konnte sie nicht greifen. »Ich weiß es nicht«, sagte es. »Ich bin einfach so hier aufgetaucht.«
    Die Priesterin zeigte mit dem Finger auf das Mädchen. »Ich kenne dich. Du bist das Kind der Schande. Verschwinde augenblicklich von hier!«
    Das Mädchen zuckte zurück, erschrocken über den Tonfall. Es verstand nicht, was die Frau sagte. Kind der Schande…?
    Eine der anderen Frauen trat aus dem Glied hervor und legte der ersten die Hand auf dem Arm. »Sollten wir nicht Mitleid mit ihr haben? Sie ist noch ein Kind…«
    »Das Kind der Schande hat auf dieser Insel nichts verloren!«
    »Aber es ist das erste Mal, dass das Kind zurückkehrt, seit Merlin es einst von hier fortgenommen hat!«
    Unruhe entstand, als klar wurde, dass die Priesterinnen sich untereinander nicht einig waren.
    Das Mädchen fragte sich, woher es wusste, dass es sich bei den Frauen um Priesterinnen handelte. Zugleich dämmerte ein anderer Begriff in ihm: Avalon.
    Eva beobachtete regungslos, wie die Frau, die für sie gesprochen hatte, näher kam. Sie blickten einander in die Augen.
    »Dieses Kind ist ohne Fälsch«, sagte die Priesterin schließlich. »Ich spüre, dass es nicht aus eigener Kraft hierher gelangt ist. Es hat eine fremde Magie benutzt, die es auf sich selbst übertrug. Den Schlüssel.«
    Ein Raunen ging durch die Reihen der Priesterinnen. Das machte den gesamten Vorfall noch ungewöhnlicher. Nur wenige Wesen besaßen die Schlüssel zu Avalon, und bisher war es niemandem gelungen, diesen Schlüssel auf eine andere Person zu übertragen, ohne selbst ebenfalls die Reise anzutreten.
    »Gut«, sagte die verhärmte Priesterin missmutig. »Nimm das Kind mit dir und führe die Untersuchungen durch. Sobald du fertig bist, wirst du uns anderen Bericht erstatten.«
    Die Frau trat vor das Einhorn und streckte dem Mädchen die Hand entgegen. Aber sie kam nicht dazu, das Kind vom Rücken des Tieres herunter zu heben, denn in diesem Augenblick ertönte eine Stimme, die keiner der Priesterinnen zuzuordnen war. Sie schien aus dem Nichts heraus aufzuklingen, und die Frauen hielten vor Ehrfurcht den Atem an. Die Herrin vom See selbst sprach zu ilmen!
    »Nichts ist zu tun«, hallte die Stimme über das Gewässer. »Ihr müsst nur abwarten. Abwarten, bis das Kind der Schande geboren wird und Merlin stirbt!«
    ***
    Tendyke fand Professor Zamorra im Kaminzimmer, wo er in die brennenden Scheite starrte.
    Er setzte sich in den anderen Sessel und betrachtete den Meister des Übersinnlichen mit einem verärgerten Zug um die Lippen. »Du machst dir wohl überhaupt keine Gedanke darüber, warum das Mädchen uns angegriffen hat, wie?«
    Zamorra fuhr auf. »Ich mache mir andauernd Gedanken«, sagte er scharf. »Allerdings kümmere ich mich dabei um die Sachen, die wichtig sind. Das Einhornmädchen gehört für mich nicht dazu.«
    »Es hätte uns fast umgebracht.«
    »Richtig, und ich habe dafür gesorgt, dass wir überlebt haben.« Zamorra funkelte Tendyke an. »Wir werden ihm keine weitere Gelegenheit geben, dazwischen zu funken. Noch heute greifen wir an.«
    Tendyke starrte Zamorra an, als hätte er sich verhört. »Heute - wie soll das gehen? Wir sind ja nicht mal komplett.«
    »Ich sage William Bescheid. Er soll die anderen Mitglieder der Tafelrunde informieren. Ich will, dass wir uns heute Abend hier versammeln und gemeinsam aufbrechen. Ich habe alle Vorbereitungen getroffen.«
    Tendyke schnalzte mit der Zunge. »Ich bin dabei. Aber ich bezweifle, dass die anderen so flexibel sind. Vielleicht solltest du sie besser selbst anrufen.« Er grinste. »Ein paar Schmeicheleien bringen auch den störrischsten Esel auf Trab.«
    Zamorra machte ein Gesicht, als hätte er in eine Zitrone gebissen. Aber er sah ein, dass Robert Tendyke Recht hatte. Wenn er sich weiter aufführte
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher