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0780 - Vorstoß nach Avalon

0780 - Vorstoß nach Avalon

Titel: 0780 - Vorstoß nach Avalon
Autoren: Roger Clement
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würden dir ein paar weitere Stunden Schlaf nicht schaden, Nici.«
    Die Französin verzog ihren schönen Mund. »Das kann schon sein, Chef. Aber ich habe es im Bett nicht mehr ausgehalten. Ich habe so eine innere Unruhe, ein ganz seltsames Gefühl. Als würde uns Ärger ins Haus stehen.«
    In diesem Moment erschien Butler William in dem Speisesaal, wo Zamorra und Nicole frühstückten.
    »Eine Madame wünscht Ihnen Ihre Aufwartung zu machen«, sagte der Butler und schob ein silbernes Tablett in Zamorras Richtung. Darauf befand sich eine Visitenkarte.
    Das überraschte Zamorra ein wenig. Normalerweise benutzte William die-Visofon-Anlage, die zugleich Haussprechanlage, Computerzugriff und Bildtelefon war, um Besuch anzumelden. Das war für alle Beteiligten einfacher und schneller, da William den Professor unmittelbar erreichen konnte, ohne erst lange nach ihm suchen zu müssen.
    Der Professor nahm die Karte an sich und sah sie sich stirnrunzelnd an.
    »Wer besucht uns denn am frühen Morgen?«, wollte Nicole wissen. Wortlos reichte Zamorra ihr die Visitenkarte hinüber.
    Die Französin war zunächst irritiert, weil sich nur die ihr imbekannten Schnörkel der Hindu-Schrift auf der kleinen Pappe befanden. Doch dann drehte sie die Visitenkarte um. Dort stand in lateinischen Buchstaben: POLICE INSPECTOR ASHA DEVI, INDIA DEMON POLICE.
    Nicole hob überrascht eine Augenbraue. »Asha lässt sich ganz offiziell von William anmelden? Normalerweise fällt sie doch immer mit der Tür ins Haus und veranstaltet ein heilloses Chaos. Sollte sie vielleicht einen Benimmkursus belegt haben?«
    »Kann ich mir nicht vorstellen«, schmunzelte Zamorra. »Aber möglicherweise hat die Mutterschaft sie etwas ruhiger werden lassen.« Der Dämonenjäger wandte sich an William. »Ich lasse bitten.«
    »Sehr wohl, Sir.«
    Der schottische Butler schritt würdevoll zum Haupteingang. Gleich darauf kehrte er in Begleitung der Inderin zurück.
    Asha Devi war schon von weitem an ihrer olivgrünen indischen Polizeiuniform zu erkennen. Dazu gehörte ein Lederkoppel und eine Schirmmütze. Ihr Pistolenholster war leer. Vermutlich hatte sie gar nicht erst versucht, auf einem internationalen Flug eine Schusswaffe mitzunehmen. Dafür baumelte an ihrer Hüfte ein langer hölzerner Schlagstock. Unter dem rechten Arm trug sie ihre weißmagische Waffe, die Gebetsmühle.
    »Hallo, Asha!« Zamorra stand auf und bot ihr einen Platz am Frühstückstisch an. »Was verschafft uns das unerwartete Vergnügen?«
    »Ich bin nicht von New Delhi hierher gejettet, um ein weich gekochtes Ei zu köpfen!«, zischte Asha. Aber immerhin setzte sie sich.
    »Du kannst auch ein hart gekochtes Ei bekommen.«
    »Sehr komisch, Duval! Ich wollte dir und Zamorra eigentlich nur sagen, dass ich mit eurer Tafelrunde nichts zu tun haben will!«
    Zamorra lehnte sich zurück.
    »Moment mal, Asha. Du kommst hierher, um uns zu erzählen, dass du eigentlich gar nicht zur Tafelrunde gehören willst. Wäre es da nicht einfacher gewesen, zu Hause zu bleiben?«
    »Allerdings, das wäre es! Aber ich muss zugeben, dass du nicht schlecht eingerichtet bist, Zamorra.« Asha sah sich in dem Speisesaal im Renaissance-Stil um. An Luxus war sie allerdings gewöhnt, da ihr Vater einer der reichsten Männer Indiens war. Die Inspektorin war in einem Palast aufgewachsen, bevor sie zu Gunsten ihrer Polizeilaufbahn auf den Wohlstand verzichtet hatte und in eine kärgliche Dienstwohnung gezogen war…
    »Du bist also gekommen, um dir meine Möbel anzuschauen?«, fragte Zamorra mit milder Ironie.
    »Unsinn«, knurrte die Inderin. »Ich will jetzt von dir wissen, was es mit dieser Tafelrunde eigentlich auf sich hat.«
    »Es gab bereits zwei Tafelrunden in der Geschichte. Die zweite war jene von König Artus und seinen Rittern…«
    »Weiß ich«, unterbrach Asha ihn rüde. »Schließlich habe ich die Universität besucht. Ich kenne die Nibelungensage, die Geschichte um den Heiligen Gral, und so weiter. Aber dieser ganze Kram ist nicht wichtig für mich. Ich bin nun mal Inderin, keine Europäerin!«
    »Das ist nicht zu übersehen«, mischte sich Nicole in das Geplänkel zwischen Asha und Zamorra ein.
    »So ist es nun mal, Duval. Ich kenne alle wichtigen Mythen unserer uralten indischen Kultur. Die Upanischaden, die Puranas - und das Ramayana-Epos [2] habe ich sogar auswendig gelernt! Was habe ich mit der Tafelrunde am Hut?«
    »Ich bin beeindruckt«, konterte Zamorra genervt. Doch sein Tonfall verriet, dass eher das
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