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0780 - Der Geist des Baphomet

0780 - Der Geist des Baphomet

Titel: 0780 - Der Geist des Baphomet
Autoren: Jason Dark
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Elixier angesehen hatten, funktionierte auch heute noch.
    Es war so wunderbar.
    Die Kräfte kehrten irgendwie zurück. Zwar fühlte er sich noch immer ausgelaugt, aber der Abbé freute sich bereits darüber, dass er das Glas jetzt mit seinen eigenen Händen festhalten konnte. Er brauchte keine Hilfe mehr, um es zu leeren. Als er den letzten Tropfen getrunken hatte, stellte er es auf den Tisch.
    Dabei blieb er in der leicht gebeugten Haltung sitzen. Er stellte fest, dass die dunkle Brille auf seiner Nase nach vorn gerutscht war und richtete sie wieder.
    Sehen konnte er nicht, doch er spürte oder fühlte genau, dass ihn mehrere seiner Templer umstanden. Sie hatten seinen Schrei gehört und waren zu ihm geeilt, um ihm zu helfen. Sicher waren sie ratlos, und er sprach sie mit schwacher Stimme darauf an.
    »Ja, das sind wir«, antwortete Lucien, »hier geht es nicht um uns, sondern um dich.« Lucien gehörte zu den älteren Mitgliedern und duzte den Anführer.
    »Ich lebe noch«, flüsterte Bloch.
    Lucien wartete mit einer Frage. »Ist das so verwunderlich?«, stellte er dann fest.
    »Das ist es.«
    »Wir haben deinen schrecklichen Schrei gehört und uns große Sorgen gemacht.«
    »Danke«, flüsterte Bloch und nickte. »Die Sorgen waren unbegründet.« Er räusperte sich und sprach trotzdem mit seiner rauen Stimme weiter. »Noch sind sie unbegründet, aber es wird sehr bald schon eine Zeit kommen, wo wir das nicht mehr behaupten können.«
    »Wann?«
    »Ich habe es nicht genau erkennen können.« Seine Hände umfassten den Würfel. »Er hat mir den Weg weisen wollen, aber selbst er stieß dabei an Grenzen. Und wenn es bei ihm geschieht, dann sind für uns die Grenzen längst aufgezeichnet.«
    »Entschuldige«, sagte Lucien. »Nur hört es sich für uns an, als hätte Jean Recht gehabt, als er uns deine Botschaft übermittelte, die wir gar nicht glauben konnten.«
    »Er hat nicht gelogen, Freunde. Ich habe ihm gesagt, dass ihr das Haus nicht verlassen sollt. Ich wollte euch herkommen lassen, um euch etwas zu sagen. Sind alle hier?«
    »Ja.«
    »Das ist gut«, flüsterte der Abbé. Es schien, als hätte ihm die letzte Antwort genau die Kraft gegeben, die er benötigte, um sich aufzurichten. Er presste seinen Rücken gegen die Lehne und schaute nach vorn, ohne jedoch etwas sehen zu können. Der Abbé war hundertprozentig blind.
    »Wir haben bisher alles abwehren können«, flüsterte er. »Ich war stolz auf dieses Haus, aber das ist vorbei. Wir werden es nicht mehr schaffen können.«
    Die Templer schwiegen erschrocken und auch betroffen. Mit dieser Lage mussten sie sich erst einmal zurechtfinden. Sie hatten sich bisher auf die Gemeinschaft verlassen können. Der eine war für den anderen dagewesen, sie hatten sich den Mächten des Bösen entgegengestemmt. Einige hatten sogar ihr Leben verloren. Nicht weit von diesem Ort entfernt befand sich innerhalb einer Felsengrotte die Kathedrale der Angst, wo das silberne Skelett des Hector de Valois zur letzten Ruhe gebettet war. Es hatte sich ihnen gegenüber, obwohl es nicht mehr am Leben war, als ein treuer Freund und Helfer erwiesen, denn es lebte dank einer mächtigen Magie weiter – sollte das jetzt alles vorbei sein und keinen Wert mehr haben? Das wollte den Männern nicht in den Sinn. Jeder dachte so, und es war eine zwangsläufige Folge, dass sie alle durcheinander redeten. Bis der Abbé die Arme hochhob. Mit dieser Geste bat er um Ruhe, und schon sehr bald verstummten die Stimmen.
    »Ich weiß selbst, wie euch zumute ist, meine Freunde, denn mir ergeht es nicht anders, und das wird mir wohl jeder von euch glauben. Aber die Zeit ist leider reif, und ich muss zugeben, dass wir es nicht geschafft haben. Es ist auch möglich, dass wir die andere Kraft unterschätzten, wer kann das schon sagen? Was sich uns da nähert, ist nichts im Vergleich zu dem, was wir schon durchgemacht haben. Mir kommt es vor, als hätte Baphomet bisher nur mit uns gespielt und uns dabei an der Nase herumgeführt. Nun aber nähert er sich uns mit der geballten Kraft des Bösen, und ich glaube nicht, dass uns jemand helfen kann.«
    »Auch nicht John Sinclair?«, fragte einer aus der Runde.
    Die Lippen des Abbé verzogen sich zu einem schmerzlich anmutenden Lächeln. »Ja, John Sinclair«, wiederholte er, »möglich ist es, und ich habe es auch versucht.« Dann schüttelte er den Kopf. »Nur hat es keinen Sinn gehabt, meine Freunde. John Sinclair ist mit einem eigenen Fall beschäftigt, wobei es den
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