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0776 - Racheengel Lisa

0776 - Racheengel Lisa

Titel: 0776 - Racheengel Lisa
Autoren: Jason Dark
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unterstützte sein Misstrauen nicht. »Auch den nicht. Denn Alfred Darius hat sich letztendlich an meinen Chef gewandt. Das hätte er nicht getan, wenn er selbst der Täter gewesen wäre.«
    »Brauchen Sie Gegenbeispiele aus der Geschichte der Kriminalität, Kollege?«
    »Nein, ich kenne sie. In diesem Fall jedoch rollen Sie auf dem falschen Gleis.«
    »Nun ja, wir werden sehen.« Er winkte uns zu und verschwand.
    Suko und ich blieben allein im schmalen Flur des Hauses zurück, aus dem die Leiche nun entfernt worden war.
    »Du hast ja nichts gesagt, Alter!«
    Suko lachte. »Wieso auch? Ich habe von nichts eine Ahnung. Ich bin nur gekommen, weil du mich gerufen hast. Du hast mir nicht einmal einen knappen Überblick gegeben. Ich weiß nur, dass eine gewisse Lisa diesen Hank Darius getötet hat.«
    »Richtig und noch drei andere zuvor.«
    Suko schwieg. Es dauerte, bis er etwas sagte: »Dann haben wir es mit einer ganz besonderen Sorte Mensch zu tun. Verdammt, drei, nein, vier Morde, und das von einem Mädchen oder einer jungen Frau mit dreiundzwanzig Jahren. Das ist ein Schlag ins Gesicht.«
    »Stimmt.«
    »Und das Motiv? Ich habe etwas von Engeln gehört, aber noch nicht durchblicken können.«
    »Das ist unser Problem«, gab ich zu. »Der Fall wird uns wieder in andere Sphären führen.«
    »Raniel?«
    »Möglich.«
    »Dann auch Elohim, dessen Sohn?«
    Ich atmete tief ein. »Ich kann es dir nicht sagen, weil ich es einfach nicht weiß. Es ist alles zu verworren, verstehst du? Ich will auch nicht glauben, dass Verbindungen bestehen, doch ausschließen kann man sie ebenfalls nicht.«
    »Da hast du Recht.«
    Wir gingen dorthin, wo wir Alfred Darius fanden. Er stand vor dem Fenster in seinem Arbeitszimmer und schaute hinaus in den herbstlich gefärbten Garten. Die Blätter fielen von den Bäumen wie braunes Papier und landeten flaumenweich auf dem nicht mehr frisch aussehenden Rasen. Er hatte unsere Spiegelbilder in der Scheibe gesehen und sprach uns deshalb an, ohne sich umzudrehen.
    »Sind Ihre Kollegen weg?«
    »Ja.«
    »Gut. Und was haben Sie ihnen mit auf den Weg gegeben?«
    »Rätsel, Mr. Darius, nur Rätsel. Aber das sind wir gewohnt. Der Fall gehört uns.«
    Er drehte sich um. Dabei seufzte er. Sein Haar wuchs noch dicht, er hatte es durch zahlreiche Handberührungen aufgewühlt. Schwer stützte er sich auf den Schreibtisch und sagte mit leiser Stimme:
    »Können Sie sich vorstellen, dass ich Angst habe?«
    Wir nickten.
    »Schlimm, wenn man sich seiner eigenen Tochter nicht mehr sicher sein kann. Das packe ich nicht, das geht mir einfach zu weit. Für mich ist es furchtbar, ungeheuerlich und einfach nicht zu begreifen. Ich darf nicht darüber nachdenken, was Lisa getan hat, sonst werde ich noch verrückt, das können Sie mir glauben.«
    »Wir werden sie fangen.«
    »Einen Engel?« Er konnte den Spott nicht lassen. »Wie wollen Sie einen Engel fangen. Diese Wesen sind doch feinstofflich, habe ich mir sagen lassen. Ich will damit nicht behaupten, dass meine Tochter diesen Zustand ebenfalls erreicht hat, aber ich könnte mir vorstellen, dass sie es schafft, wenn sie es will. Sich einfach aufzulösen und wie ein Geist zu verschwinden. Oder?«
    »Das wissen wir nicht«, sagte Suko.
    »Aber Sie streiten es auch nicht ab, Inspektor?«
    »Nein, so etwas tue ich nie. Wir haben bei unserer Arbeit Dinge erlebt, über die man gar nicht sprechen kann, weil sie so gut wie unmöglich sind. Aber wir nehmen sie mittlerweile hin, und wir kommen damit auch einigermaßen gut zurecht.«
    »Da kann ich Ihnen nur dazu gratulieren. Mir würde es nicht so ergehen, wenn ich ehrlich bin.«
    »Uns unterscheidet auch einiges.«
    »Da sagen Sie was.« Er hob den Kopf. »Wie gesagt, von meiner Angst habe ich bereits gesprochen. Ich lebe hier allein, das Haus ist zwar nicht besonders groß, für eine Einzelperson allerdings schon, und ich habe Furcht vor meiner eigenen Tochter. Was könnte man dagegen tun?«
    »Denken Sie an Schutz?«
    »Ja, Mr. Sinclair, daran denke ich tatsächlich. Ich komme mir plötzlich so hilflos vor, und das ist mir in meinem ganzen Leben noch nicht passiert. Wissen Sie, wie es ist, wenn sich über Ihnen etwas ausbreitet, das sehr dunkel und schwer ist und dann damit beginnt, sich langsam zu senken, um ein bestimmtes Ziel zu erdrücken? Ich bin das Ziel, und ich komme mir hilflos vor.«
    »Würde es Ihnen helfen, für die nächsten Tage in ein Hotel zu ziehen?«, fragte ich.
    »Warum?« Er hob die Schultern. »Lisa ist
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