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0774 - Die Stadt des Glücks

Titel: 0774 - Die Stadt des Glücks
Autoren: Unbekannt
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die Tiere- aber wenn ich diesen Vergleich gebrauche, dann weiß ich, daß er falsch ist, denn sie haben nichts Tierisches. Aber nur innerhalb einer bestimmten Zeitspanne können sie den anderen in der Nähe ertragen und ihn sogar lieben. Ich frage mich, ob nicht wir Terraner das schlechtere Los gezogen haben."
    „Deine Bemerkungen fordern mich direkt auf, dich zu lieben!"
    schmollte Jusca.
    „Es war nicht so gemeint. Ich denke nur laut", erwiderte Tai.
    „Schon vergessen."
    Die Jahreszeiten unterschieden sich dank der geringen Polneigung kaum. Das Leben war wie der Gegensatz von Bergen und Tälern, es verlief in weitaus flacheren Kurven, wie Kälte und Hitze, Unwetter und Winde. Alle Dinge schienen sanft gerundet, von unheimlich langer Entwicklung veredelt und ausgesprochen friedfertig zu sein. Dazu kam die geringe Oberflächenschwerebeschleunigung, die jede Bewegung von Jusca und Tai leichter und beschwingter werden ließ.
    „Gehen wir weiter", schlug er vor. „Wir fühlen uns wohl, sind satt und haben Gelegenheit, andere und schönere Geheimnisse kennenzulernen."
    „Dort ist ein Boot", sagte Jusca, riß sich los und rannte über das Gras bis zum Ufer des Sees. Eine kleine, weiße Schale war halb auf den Sandstreifen heraufgezogen. Jusca und Tai hatten die anderen Solaner völlig vergessen. Sie kannten nur noch sich und Glücksstadt.
    Und das neuartige, tiefe und intensive Gefühl, das sie trunken machte.
    Jusca schwang sich in das Boot, Tai stieß es vom Ufer ab, watete einen Meter weit ins Wasser und schwang sich ins Heck des Bootes. Er sah weder ein Ruder noch etwas, das wie ein Motor wirkte. Aber als er sich setzte, fühlte er einen leichten Stoß, als er daraufhin mit dem Oberkörper schwankte, begriff er, daß die Nußschale durch Verlagerung des Körpergewichts zu steuern war.
    Große, anmutige Wasservögel glitten lautlos auseinander, als sich der Bug mit Jusca als Galionsfigur zwischen sie schob und das gegenüberliegende Ufer ansteuerte.
    An diesem Morgen waren die beängstigenden Eindrücke des vergangenen Tages vergessen. Wieder senkte sich die Ausstrahlung dieser Zone auf die Gefühle der Solgeborenen und schien sie förmlich zu streicheln.
     
    *
     
    Einmal kamen sie an einer kleinen Insel vorbei. Die Stille, die kleinen Gebäude und die Heiterkeit, die von diesem baumbewachsenen Eiland ausgingen, fesselten Tai und Jusca.
    „Bitte, einmal dort hinüber", bat das Mädchen, schöpfte klares Wasser mit beiden Händen und kühlte damit ihr Gesicht.
    „Die Räume werden voller Tbahrgs sein, die sich nicht stören lassen wollen", gab Tai leise zu bedenken. Vor ihnen fiel ein pfeilförmiger Zug von rosa Vögeln auf die ruhige Wasserfläche ein und erzeugte Linien und Kreise. Die Tiere schnatterten beruhigend.
    „Ganz leise und nur ganz kurz, ja? Wir werden sie nicht stören", sagte Jusca bittend.
    „Meinetwegen."
    Sie hatten nicht darauf geachtet, aber bisher waren sie noch auf keine sichtbare oder fühlbare Begrenzung dieses Geländes gestoßen. Die Hauptrichtung ihres Spazierwegs war Süden.
    Das Raumschiff vergaßen sie ebenso wie das Problem, das entstehen würde, wenn Rhodan die Besucher von Glücksstadt zurückrufen wollte. Sie dachten nicht daran. Die Begriffsfelder, in denen sich ihre Gedanken bewegten, waren klar determiert: Glück, Liebe, Zufriedenheit, Ruhe, Geborgenheit, innerer Friede und so fort. Jetzt zog ihr Boot eine spitzwinklige Kielspur hinter sich her und steuerte lautlos den Steg zwischen den herunterhängenden, dicht belaubten Zweigen uralter, bunt bemooster Bäume an.
    Ruhe und Frieden waren auch hier zu spüren. Auf dem Ende des Steges saßen zwei Planetarier und blickten sich engumschlungen in die schwarzen, großen Augen. Das Boot drehte ab, die Tbahrgs sahen nicht einmal hin.
    Irgendwann am frühen Mittag stieß der Bug des kleinen Bootes auf den weißen Sand des gegenüberliegenden Ufers.
    Nachdem Jusca und Tai eine Weile durch einen Wald gewandert waren, stieg das Gelände leicht an. Als die Sonne fast senkrecht herunterbrannte, traten die Solaner aus dem Schatten des Waldes heraus und sahen vor sich wieder ein sanft gerundetes Tal.
    Verblüfft blieben sie stehen und sahen neugierig die verschiedenen, weit verstreuten Häuschen an den Wänden des Talkessels, durch den sich ein Bach schlängelte. Am tiefsten Punkt der Senke erhob sich ein Wald aus Stein oder einem seltsamen Mineral. Die Stämme und Äste, die Zweige und kugelähnlichen Blätter wirkten wie kleine und
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