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0770 - Sie suchen Menschen

Titel: 0770 - Sie suchen Menschen
Autoren: Unbekannt
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auf seinen Beinstummeln unbeholfen in Bewegung setzte und das Shetanmargtfragment über den vier Paranormhöckern seines breiten Schädels schwebte, dann verschwanden wir durch einen Seitengang, fuhren im nächsten Antigravschacht in die Tiefe. Wie mußten noch einige Umwege machen, um Keloskern auszuweichen, die mit der Bergung von Shetanmargtfragmenten beschäftigt waren, bevor wir die ehemalige Oase der Besinnung erreichten, die von Julia betreut wurde.
    SENECAs mobiler Außenposten erwartete uns inmitten einer Schar von Kindern und Jugendlichen aller Altersstufen mit lustig blinkenden Positionslämpchen. Die äußere Aufmachung, die stark an einen alt-terranischen Bilderbuchroboter erinnerte, täuschte über das technisch perfekte Innenleben dieses hochgezüchteten Robots hinweg.
    Julia verscheuchte die Kinder, die wie Kletten an ihr hingen, und kam zu uns. Nur einen daumengroßen Siganesenjungen, der ihr auf der Schulter saß, konnte sie nicht abschütteln. „Was sind das für blecherne Hampelmänner", rief der Siganese beim Anblick meiner Posbis mit kräftiger Stimme; wahrscheinlich trug er einen Verstärker bei sich. „Da gefällst du mir tausendmal besser, Julia."
    Dem konnte ich nur zustimmen. Ich beneidete Joscan um seinen guten Kontakt zu diesem Superroboter. Sicher brachte der Umgang mit Romeo und Julia weniger Komplikationen als mit den Posbis. „Sei nicht so vorlaut, Gulliver", ermahnte Julia ihn mit ihrer blechernen Stimme. Der Siganesenjunge machte sich augenblicklich noch kleiner, als er ohnehin schon war. „Ist die Situation endgültig bereinigt, oder sind noch Schwierigkeiten zu erwarten?" erkundigte sich Joscan sachlich. „Es hat nie Schwierigkeiten gegeben - zumindest von SENECAs Warte aus nicht", behauptete Julia. „Aber die Kelosker haben von einem Septadim-Koller gesprochen", rief ich mit Fistelstimme dazwischen. „Was hat der Dicke denn für eine komische Stimme?" fragte der vorlaute Siganese dazwischen. „Das ist gar nicht seine richtige Stimme", antwortete Julia geduldig. „Er verstellt sich nur, um einen Zustand vorzutäuschen, den er in Wirklichkeit gar nicht anstrebt..."
    „Ist das wahr, Galto?" erkundigten sich meine Posbis empört. .Aber, Freunde, wie könnt ihr denn glauben ...", versuchte ich ihnen zuzureden. Mir war ganz schön heiß geworden, und am liebsten hätte ich mich in Luft aufgelöst. „Wir unterhalten uns noch darüber", sagten meine Posbis unheilschwanger. Ich war sicher, daß sie nicht eher Ruhe geben würden, bis sie sich mit medizinischer Akribie von meinem Zustand überzeugt hatten. Wahrscheinlich war es nur Julias Gegenwart zuzuschreiben, daß sie sich so friedlich verhielten. „Septadim-Koller sagt alles und nichts", erklärte Julia. „Und was passiert ist, kann man genausogut mit diesem Ausdruck bezeichnen wie mit jedem anderen. Die Kelosker haben diesen Namen nur für die Menschen geprägt, um ihnen das Gefühl zu geben, daß sie begreifen können, was eigentlich unbegreiflich für sie ist. Nennen wir es also einen Septadim-Koller.
    Für uns kam dieser Zwischenfall nicht ungelegen, Joscan. Dadurch konnten wir einiges in deinem Sinne regeln."
    Ich horchte auf. Als ich Joscan einen Blick zuwarf, sah ich, daß er sich unbehaglich zu fühlen begann. Was hatte das zu bedeuten? „Aber dieser Septadim-Koller brachte einige unerfreuliche Nebenwirkungen mit sich", sagte der Kybernetiker schnell. „Die Vibrationen haben die technischen Anlagen lahmgelegt, und, abgesehen von dem materiellen Schaden, hatten die Ereignisse Auswirkungen auf die Psyche der Menschen. Dazu kommt noch die Dezentralisierung des Shetanmargts..."
    „Ich kann dich beruhigen, Joscan", versicherte Julia. „Die Vorteile überwiegen den Schaden.
    Und was die Menschen betrifft - sie waren in den Oasen der Besinnung bestens aufgehoben.
    Ich selbst habe mich um die milieugeschädigten Kinder gekümmert, und du siehst, wie frisch und munter sie sind. Sie haben von all dem nicht einmal etwas gemerkt."
    Ich blickte zu der Schar von etwa fünfzig Kindern und Halbwüchsigen hinüber. „Wieso milieugeschädigt?" fragte ich, um die Gedanken an andere Dinge zu verdrängen. Ich kam mir wie jemand vor, der einer ungeheuren Verschwörung auf der Spur war. „Darf ich dir das beantworten?" sagte der vorlaute Siganesenjunge auf Julias Schulter. Und ohne eine Erlaubnis abzuwarten, fuhr er fort: „Nimm mich. Ich bin ein Spätlingskind. Meine Eltern sind an die sechshundert Jahre alt. Das bedeutet, daß
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