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0770 - Sie suchen Menschen

Titel: 0770 - Sie suchen Menschen
Autoren: Unbekannt
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ich ihm, daß mich meine Posbis um ein Haar entmannt hätten, wenn mir nicht im letzten Augenblick diese List eingefallen wäre. Daraufhin lachte er herzhaft. So mochte ich ihn am liebsten, aber nur geschah es äußerst selten, daß er so aus sich herausging. Einmal hatte ich ihn dabei beobachtet, wie er mit dem Roboterpärchen Romeo und Julia herumalberte. Dabei war er ähnlich vergnügt gewesen, und damals hatte ich den wahren Joscan Hellmut kennengelernt. In Gegenwart von Menschen war er jedoch gehemmt, egal ob es sich um Solgeborene oder andere handelte.
    Sein Gesicht wurde sofort wieder verschlossen. „Weißt du denn nicht, daß die Roboter bestimmte Bezirke als .Stille Zonen' eingerichtet haben? In diese Oasen der Besinnung, wie sie sie auch nennen, pferchen sie wahllos alle Menschen, die ihnen gerade über den Weg laufen."
    „Eine gewisse Methode scheint aber doch dahinterzustecken, denn ich sehe hier nur Solgeborene", erwiderte ich. „Zum Glück nehmen sie wenigstens darauf Rücksicht..." Er unterbrach sich mit betroffenem Gesicht. „Entschuldige, Galto, das war nicht so gemeint Dich betrachte ich sowieso als einen von uns, denn du hast großes Verständnis für unsere Probleme."
    Ich wechselte schnell das Thema. „Wußtest du, daß der Rechenverbund dahintersteckt?" fragte ich. „Die Kelosker sagen, daß SENECA-Shetanmargt von einer Art Septadim-Koller befallen ist. Aus der Kommandozentrale habe ich erfahren, daß die Katastrophe gerade im Augenblick der Materialisation über die SOL hereingebrochen ist. Der eigentliche Flug auf der Septim-Parallelspur ist beendet, aber wir hängen zwischen den Dimensionen fest."
    „Die Kelosker werden mit diesem Problem schon fertig", sagte er leichthin. „Eben nicht. Bevor die Vibrationen eine Verständigung noch unmöglich machten, erfuhr ich von Atlan, daß sich das Shetanmargt in seine Einzelteile auflöst."
    Joscan wurde blaß. Ich fuhr fort: „Wenn der Rechenverbund nicht mehr zur Verfügung steht, könnte das bedeuten, daß wir für alle Zeiten in den übergeordneten Dimensionen gefangen sind."
    Unsere Blicke begegneten sich, und da tat Joscan etwas Seltsames: Er lächelte schon wieder. „Schlecht wäre das?" sagte er, und in seinen Augen blitzte es auf. „Damit hätten wir Solgeborenen unser Ziel endlich erreicht. Die SOL wäre für immer unsere Heimat."
     
    *
     
    „Du spinnst", sagte ich überzeugt. „Die SOL würde zu unser aller Grab werden, denn wie sollen wir zwischen der 6. und 7. Dimension das Nachschubproblem lösen?"
    „Mit Hilfe der Kelosker könnten wir sicherlich eine neue Daseinsform finden", erwiderte Joscan verträumt „Wer sagt, daß wir unsere menschlichen Körper zum Leben brauchen? Der Geist ist ausschlaggebend. Und das Schiff. Stell dir das vor, Galto: freie, körperungebundene Geister auf einer von allen Naturgesetzen befreiten SOL! Ein Traum würde wahr werden."
    „Der Traum eines Geistesgestörten", behauptete ich.
    Joscan stieß mich in die Seite. „Man wird sich doch noch einen Scherz erlauben dürfen. In meinen Worten steckt schon ein Körnchen Wahrheit, aber ich muß zugeben, daß mich der Gedanke, meinen menschlichen Körper zu verlieren, doch ein wenig erschreckt."
    „Dann kämpfe dagegen an", forderte ich ihn auf. „Atlan hat mir zu verstehen gegeben, daß man deine Hilfe braucht."
    „Was kann ich denn tun, wenn nicht einmal die Kelosker weiter wissen?"
    Ich warf verzweifelt die Arme in die Luft. „Du könntest wenigstens den Versuch machen, die Lage zu verbessern. Wir könnten uns zum Mittelteil der SOL durchschlagen. Die Posbis stehen noch auf meiner Seite, obwohl auch sie vom Rechenverbund beeinflußt werden. Und vielleicht erhältst du von Romeo und Julia Unterstützung. Auf jeden Fall sollten wir handeln."
    „Wozu das alles?" fragte er, und das tötete mir fast den Nerv. Ich bin gar nicht darauf erpicht, die Lage zu ändern. Wir Solgeborene sind überhaupt dagegen, den Mahlstrom anzufliegen.
    Wir haben kein Interesse, die Erde zu finden und für Ideen zu kämpfen, die die Terraner und Alt-Galaktiker ersonnen haben. Ich will nur alles für meine Heimat, die SOL, tun, um sie nicht zu verlieren."
    So hatte ich Joscan noch nie gesehen. Es schien, daß ihn die Radikalen infiziert hatten. Oder war das der wahre Joscan? Die Fachsimpeleien über Posbis, SENECA und allgemeine Kybernetik waren ja nicht dazu angetan gewesen, sein Wesen erkennen zu lassen.
    Ich holte gerade Luft, um ihm gehörig meine Meinung zu sagen,
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