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0770 - Sie suchen Menschen

Titel: 0770 - Sie suchen Menschen
Autoren: Unbekannt
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verzweifelt über die Außensprechanlage. „Komm zurück! Du darfst mich nicht verlassen."
    „Patria wird wiederkommen - wenn du es wünschst", sagte eine unpersönliche Robotstimme in meinen Kopfhörern. „Das liegt nur an dir. Vergiß sie für einige Augenblicke. Geh in dich, versuche, ganz nüchtern zu denken, setze deinen logischen Verstand ein. Bist du dazu bereit, deine Gefühle vollkommen auszuschalten?"
    „Ich werde es versuchen", sagte ich mit belegter Stimme. „Aber ich weiß nicht, ob mir das gelingen wird."
    „Um so besser." Die Robotstimme bekam einen warmen Unterton, so, als würde das Weibliche des Sprechers durchbrechen. „Du stehst hier im Zentrum des Sonnenbarrens", fuhr die Robotstimme fort. „Das ist mein Gehirn. Hier habe ich all mein in langer Zeit zusammengetragenes Wissen gespeichert. Und ich darf wohl sagen, daß hier irgendwo auch mein Herz sitzt, aus dem mein Fühlen kommt."
    „Was soll ich hier?" fragte ich. „Wieso das ganze Theater? Ich habe mich längst entschlossen, bei dir zu bleiben. Ich spiele da nicht mit." .Abwarten. Und versuche nicht, dich deines Schutzanzugs zu entledigen. Diese Zentrale ist luftleer." Ein Blick auf meine Instrumente bestätigte diese Worte. Die Robotstimme fuhr fort: „Ich möchte dich mit meinem Innersten vertraut machen. Du sollst mich durch und durch kennenlernen, soweit zumindest, wie ich dich erforscht habe. In diesen Speichern ist all mein Wissen aufgehoben. Auf zwei Speicher möchte ich jedoch besonders aufmerksam machen."
    Ich sah, daß auf einer Instrumentenwand zwei handflächengroße Trapeze aufleuchteten. „Der rechte Speicher besitzt alle Informationen über dein Volk. Alles, was du wußtest, ist auch in dieser Datenbank gespeichert. Ebenso wie die Angaben über den Funkfeuer-Stern. Du kannst die Speicherung mit einem einzigen Knopfdruck löschen. Ein Knopfdruck genügt - und ich habe dein Volk vergessen."
    „Dein Vertrauen ehrt mich", sagte ich. „Aber ..."
    „Ich bin noch nicht fertig", unterbrach mich die Robotstimme. „Der linke Speicher ist jener, in dem ich alle Erinnerungen über dich aufbewahre. In ihm sind alle persönlichen Daten über dich und unsere Begegnung. Wenn du diesen Speicher löschst, dann wird es für mich sein, als hätte unsere Begegnung nie stattgefunden."
    „Aber warum sollte ich das tun?" fragte ich. „Ich denke nicht daran, meinen Entschluß zu ändern! Ich bleibe."
    „Darüber sollst du jetzt nachdenken. Ich lasse dich allein. Ich ziehe mich für zehn Minuten deiner Zeitrechnung zurück. In dieser Zeit hast du freie Hand. Du kannst schalten und walten wie du willst. Überlege dir also gut, was du tust."
    „Patria!" rief ich. Aber es kam keine Antwort. Der Roboter hatte Wort gehalten und sich zurückgezogen.
    Ich starrte auf die beiden Speicher. Patrias Bild verblaßte. Ich dachte an meinen Auftrag - und daran, was alles passieren könnte, wenn die Informationen über die Menschheit in falsche Hände gerieten. Vielleicht war das Volk, das den Roboter erschaffen hatte, kriegerisch veranlagt. Wenn die Fremden nun die Informationen über den Funkfeuer-Stern erhielten und über ihn den Weg zu einer Menschenkolonie fanden...
    Das durfte ich nicht zulassen. Ich durfte das Schicksal von Menschen nicht so leichtfertig aufs Spiel setzen. Das wäre Verrat an meinem eigenen Volk gewesen.
    Gleichzeitig wußte ich aber auch, daß Patria für mich verloren war, wenn ich diesen Speicher löschte.
    Ich befand mich in einem ausweglosen Dilemma. Ich stand vor der Möglichkeit, hier meine Erfüllung zu finden, die angestrebte Vollkommenheit zu erreichen - und damit die Menschheit zu verleugnen. Oder ich konnte zu meinem Volk stehen und auf meine privaten Interessen verzichten.
    Sicher werden andere der Meinung sein, daß es überhaupt keine Frage sei, wofür ich mich hätte entschließen müssen. Die Interessen des einzelnen hatten zum Wohle der Allgemeinheit zurückzutreten. Das sagt sich so leicht...
    Für mich gab das jedenfalls nicht den Ausschlag, denn wenn ich bei Patria blieb, dann würde ich schon dafür sorgen, daß sie nichts unternahm, woraus der Menschheit ein Nachteil erwachsen könnte.
    Nein, ich hatte einen ganz anderen Beweggrund, warum ich schließlich doch nicht auf dem Sonnenbarren blieb. Bisher hatte ich die Erinnerung an meine Posbis und Willys verdrängt.
    Als ich jetzt kurz an sie dachte und mir vorstellte, wie traurig sie über meinen Verlust wären, da wußte ich, was ich zu tun hatte.
    Und ich
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