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077 - Die Hexe von Andorra

077 - Die Hexe von Andorra

Titel: 077 - Die Hexe von Andorra
Autoren: Dämonenkiller
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Wand, an der ein wahres Arsenal mittelalterlicher Waffen hing, darunter auch eine Peitsche, die vorn in sieben mit Bleikörnern beschwerten Riemen auslief, weswegen sie auch siebenschwänzige Katze genannt wurde.
    Quintano löste die siebenschwänzige Katze aus der Halterung und ging damit unter wüsten Beschimpfungen auf die beiden Männer los.
    Diese versuchten zuerst, sich zu rechtfertigen, doch ihre Beteuerungen gingen in Quintanos Tirade unter. Er gebärdete sich wie rasend, ließ die Peitsche wuchtig durch die Luft knallen, näherte sich den beiden fast tänzelnden Schritts, während er mit sich überschlagender Stimme auf sie einschrie. Dorian verstand seine Worte nicht, aber plötzlich sah er, wie sich die Schäfer ihrer Felljacken und ihrer wollenen Unterhemden entledigten und dem Verwalter ihre gekrümmten Rücken hinhielten. Das ging zu weit.
    „Halten Sie ein, Quintano!" schrie Dorian und lief auf den Rasenden zu.
    Er konnte aber nicht verhindern, daß die Riemen mit den Bleikugeln dreimal auf die Rücken der Schäfer niedersausten und blutige Striemen darauf zurückließen. Der Verwalter wollte die Peitsche zum vierten Mal heben, da packte Dorian sein Handgelenk mit beiden Händen. Eine Weile rangen sie so miteinander. Ihre Gesichter waren sich dabei ganz nahe, und Dorian schreckte vor dem zurück, was er in Quintanos Augen zu sehen glaubte.
    Es glomm nicht nur lodernder Haß darin, sondern dahinter, in einem Abgrund, der die Tiefe seiner Seele sein mochte, vermeinte Dorian ein unkontrollierbares, unlöschbares Feuer zu erkennen, wie es nur in einem kranken Geist auflodern konnte. Doch schon im nächsten Augenblick legte sich ein alles verhüllender Schleier vor den Abgrund. Quintanos Blick wurde wieder klar. Er entspannte sich und ließ die Peitsche fallen.
    „Sie haben Ihre Leute umsonst geschlagen", sagte Dorian dicht vor dem zerfurchten Gesicht, dessen Barthaare fast seine Nase streiften und die einen intensiven, beißenden Geruch ausströmten. Dorian wich einen Schritt zurück, bevor er fortfuhr: „Die beiden haben schon den Richtigen erwischt, als sie über mich herfielen. Ich bin nämlich Dorian Hunter, dessen Besuch Ihnen angekündigt wurde. Als ich einen falschen Namen nannte, tat ich es aus Vorsicht. Aber jetzt kann ich mein Inkognito lüften. Sie haben mir gegenüber auch Ihr wahres Gesicht gezeigt."
    Dorian hatte sich auf einen neuerlichen Wutausbruch des Verwalters vorbereitet und damit gerechnet, daß sich dieser nun gegen ihn richten würde. Doch er reagierte ganz anders.
    Er legte den beiden Ausgepeitschten seine großen, schwieligen Hände auf die wunden Schultern und zwang sie auf die Knie. Dann kniete er selbst zwischen ihnen nieder, und sie steckten alle drei die Köpfe zusammen und begannen, wie im Gebet zu murmeln.
    Dorian war nicht ganz sicher, ob sie tatsächlich beteten, denn einmal drehte einer der beiden Schäfer den Kopf nach ihm um und bedachte ihn mit einem Blick, der nichts Gutes verhieß. Deshalb schloß Dorian es nicht aus, daß sich die drei besprachen, oder daß die Schäfer Quintano ihre Version des Vorfalls an der Brücke schilderten, und der Verwalter ihnen Verhaltensmaßregeln gab.
    Es dauerte eine ganze Weile, bis die beiden Schäfer sich erhoben und wieder ankleideten.
    Quintano blieb knien. Er drehte den Kopf etwas zur Seite, den Blick niedergeschlagen, sagte er mit demütig klingender Stimme: „Ich schäme mich, Senor Hunter. Ich kann Ihnen nicht eher unter die Augen treten, bevor ich nicht Abbuße geleistet habe. Deshalb gestatten Sie mir, daß ich mich in die Kapelle zurückziehe. Jerez und Avila werden Ihnen Ihre Unterkunft zeigen. Ich habe ihnen aufgetragen, Ihnen jeden Wunsch zu erfüllen."
    Als Dorian etwas sagen wollte, machte einer der Schäfer eine verneinende Handbewegung.
    Isidor Quintano verließ auf den Knien den Saal.
    Dorian kam sich etwas kindisch vor, als er die Zimmertür von innen versperrte und dann den Raum nach verborgenen Falltüren und Geheimgängen absuchte. Aber sicher war sicher.
    Er fand nichts Verdächtiges. Das Zimmer war auch sonst in Ordnung, wenngleich ihm das breite Holzbett etwas zu weich gefedert schien und die geschnitzten Holzsäulen, die den Baldachin trugen, recht makabre Szenen darstellten und der Bretterfußboden bei jedem Schritt knarrte.
    Dorian hatte es sich nicht nehmen lassen, sein Gepäck aus dem Wagen zu holen. Darin befanden sich neben einigen Gebrauchsgegenständen, die er in Elizondo gekauft hatte, auch
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