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077 - Die Gruft der bleichenden Schädel

077 - Die Gruft der bleichenden Schädel

Titel: 077 - Die Gruft der bleichenden Schädel
Autoren: Larry Brent
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Beinen. Die Männer des Dorfes rannten bewaffnet auf den
schmalen Ausgang zu, von dem der einzige Weg aus dem Bergdorf führte.
    Ruth Hamshere
zögerte keine Sekunde. Sie eilte zurück, löste mit zitternden Fingern Miriam
Brents Fesseln und half ihr auf die Beine.
    Miriam
taumelte. Ihre Muskeln waren mittlerweile starr und schlecht durchblutet.
    »Man sollte
die Gelegenheit beim Schopf packen. Ich werfe jetzt alles in eine Waagschale.
Entweder es gelingt uns, oder wir haben alle verspielt. Mir scheint, Ihr Bruder
und seine Begleiterin haben das einzig Richtige getan, nämlich nicht gezögert.
Der Angriff kommt so überraschend, daß keiner damit gerechnet hat. Das wollen
wir nutzen. Folgen Sie mir, halten Sie sich immer dicht hinter mir, Miriam! Wir
werden jetzt ganz schnell Ihren gefangenen Freund befreien und dann zu Boro
gehen.«
    »Wer ist
Boro?«
    »Der
Zauberhäuptling, mein Mann. Er kann sich als einziger den Luxus erlauben, zwei
Frauen zu haben, die er nicht zu teilen braucht. Boro ist ein direkter
Nachkomme jener Zauberpriester, die den Stamm einst beherrschten, mit
Naturgeistern und Dämonen Umgang pflegten und als einzige noch Menschenopfer
darbrachten, um sich die Sympathien dieser finsteren Phantome zu erhalten. Die
Zauberpriester forderten immer mehr für die Dienste die sie leisteten. Sie
wollten die Unsterblichkeit und erhielten, was sie verlangten. Doch sie ahnten
nicht, auf welche Weise ihnen die Dämonen diesen Wunsch erfüllten. Im Stamm
erzählt man sich, daß alle, die an den blutigen Handlungen zu Ehren der Geister
und Dämonen teilgenommen hatten, eines Morgens tot in ihren Hütten lagen. Nur
der letzte Zauberpriester lebte noch – er und fünf Frauen. In einer den Dämonen
geweihten Gruft wurden nur die Köpfe der toten Hexenmeister beigesetzt. Sie
wurden irgendwo verscharrt.
    Eine neue
Barak-Generation wuchs heran. Ein Priester und fünf Frauen waren die Ahnen des
heutigen Stammes. Es wurde mündlich überliefert, daß eines Tages durch einen
neuen Zauberpriester die Nachkommen der Baraks Kontakt zu den Dämonen fänden,
und daß mit deren Hilfe die Macht des Stammes neu erblühen werde. Die
Bedingung: Dem derzeitigen Führer der Baraks wurde auferlegt, so viele Opfer
herbeizuschaffen, daß die Gruft voll werde und die Schädel bis zur Felszunge,
dem heiligen Ort der Priesterversammlungen, emporsteigen. Wenn sie dieses
Plateau erreichen, ist die Zukunft des Stammes gesichert, und die
Zauberpriester, die von vielen Generationen das ewige Leben von den Dämonen
forderten, werden aus dem Jenseits zurückkehren, wieder ihren alten Körper
annehmen und leibhaftige Dämonen sein, die unter den Baraks wandeln, sie
beraten und leiten.«
    »Eine
verrückte Geschichte«, murmelte Miriam. »Wenn ich in der letzten Zeit nicht so
viel merkwürdige Dinge erlebt hätte, würde ich sagen: Das hat sich ein
Wahnsinniger aus den Fingern gesogen.«
    Der Weg
führte tiefer in die Höhle hinein. Von hier war die Tochter des
Borneo-Forschers auch gekommen. Miriam hielt sich dicht hinter Ruth Hamshere.
    »Es gibt noch
so vieles, was auch ich nicht begreife, was aberexistiert«, murmelte diese,
während sie einen niedrigen Tunnelgang passierte. Sie mußten sich ducken, um
mit dem Kopf nicht gegen die Decke zu stoßen. »Boros Macht nimmt zu. Ich kann
das eindeutig feststellen.
    Er läßt
Fiktivbilder entstehen, mit denen er seine Untergebenen ängstigt.«
    »Was sind das
für Bilder?«
    »Schreckgestalten,
die ich Ihnen nicht beschreiben kann.«
    »Kann es auch
sein, daß er über viele tausend Meilen hinweg, einen fiktiven Totenkopf
erstehen lassen kann?«
    Ruth blieb
stehen, als hätte sie ein unsichtbarer Schlag getroffen. Langsam wandte sie
sich um. Ihr längliches, schmales Gesicht befand sich dicht vor Miriam Brent.
Man sah ihm die Strapazen und Entbehrungen ihrer monatelangen Anwesenheit unter
den Baraks an. Es war erstaunlich, welche Willenskraft dieser ausgemergelte
Körper noch barg. Seit fast zwei Jahren wartete die Engländerin auf eine
Chance. Und nun ergriff sie diese mit beiden Händen.
    Miriam
schilderte den gespenstischen Vorfall bei der Fernsehübertragung.
    »Das war Boro«,
murmelte Ruth Hamshere und nickte.
    »Manchmal
verfällt er in tiefe Bewußtlosigkeit, dann löst sich sein Geist vom Körper, und
was geschieht, kann man nur erahnen.«
    Der Gang
machte einen Knick, und sie erreichten den Ausgang zu einer anderen Höhle.
    Das Tal war
wie leergefegt. Weit und breit war keine Gestalt zu
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