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0762 - Die Prinzessin aus der Urzeit

0762 - Die Prinzessin aus der Urzeit

Titel: 0762 - Die Prinzessin aus der Urzeit
Autoren: Jason Dark
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nicht zu den Menschen, die jeden Tag ein paar Bretter und Ziegelsteine durchschlagen. Bewegen konnte ich es noch und auch eine Waffe halten.
    Dann ging ich zu dem jungen Mann. Vielleicht lebte er ja noch. Nein, er war tot.
    Hinter der Theke klangen Geräusche auf. Stöhnen und Wimmern mischten sich ineinander. Ich wußte, daß es der Besitzer des Geschäfts war. Ihm mußte es wie ein Wunder vorkommen, daß er überhaupt noch am Leben war. Ich ging hin und hörte seinen Angstruf, als er mich sah. Er zuckte zusammen, seine, Augen weiteten sich, weil er dachte, daß ich ihm jetzt das Leben nehmen wollte.
    Ich schüttelte den Kopf, streckte ihm meinen Arm entgegen, und diese internationale Geste verstand auch er. So half ich ihm auf die Beine.
    Zitternd blieb er stehen, mit dem Rücken gegen das hintere Thekenregal gelehnt, in dem sich allerlei Krimskrams befand. Tücher, künstliche Blumen, alte Bilder, ein Fingerring, der zwischen nachgemachten Ikonen lag.
    »Geht es Ihnen besser?«
    Glücklicherweise verstand er mich. »Ja, das… das glaube ich. Aber mein Neffe…«
    Ich hob die Schultern.
    Da wußte er Bescheid, senkte den Kopf und fing an zu weinen.
    Ich ließ den Mann in Ruhe. Was hätte ich ihm auch Tröstendes sagen können? Nichts, in solchen Momenten war ich stets bereit, meinen Job zu verfluchen. Die kalte Wut stieg in mir hoch. Ich verstand jetzt, weshalb sich die Psychonauten versteckt hielten, denn Kiriakis hatte bereits seine Falle gestellt. Er wollte es zu einem Ende bringen und Nefret in seine Hände bekommen.
    Aber wie hatte er die Spur zu den unten im Keller versammelten Psychonauten finden können? Die Antwort lag auf der Hand. Er hatte vier Augen, und es mußte ihm gelungen sein, sie anzuzapfen, um so an Informationen heranzukommen.
    In mir war die kalte Wut hochgestiegen. Auf meiner Zunge hatte ich einen öligen Geschmack. Mit möglichst leisen Schritten ging ich auf die Tür zu, um nach draußen zu schauen, was einfach war, den die Tür hatte in der oberen Hälfte einen Glaseinsatz.
    In der Gasse hatte sich das Bild verändert. Mit Einbruch der Dämmerung hatten die Urlauber ihre Sonnenplätze unten am Wasser verlassen und bevölkerten die Stadt. Der Tag war für sie noch längst nicht beendet. Sie wollten die Nacht genießen, möglichst im Freien sitzen und dort essen und trinken. Dann natürlich auch Musik hören. Beinahe aus jeder Tür wehten Sirtakiklänge nach draußen.
    Alexis Sorbas war eben überall auf den griechischen Inseln.
    Verdächtiges sah ich nicht. Jedenfalls fiel mir im Strom der Menschen nichts auf.
    Lampen warfen weiches Licht in die Schatten hinein. Sie verliehen der Gasse eine besondere Atmosphäre.
    Ein junger Mann ging vorbei. Er zog eine mit Obst beladene Karre hinter sich her und grinste mir ins Gesicht.
    Ich schaute nach unten. Der Schlüssel steckte von innen. Das brachte mich auf die Idee, die Tür zu öffnen. Als sich es versuchte, mußte ich feststellen, daß abgeschlossen war. Ich drehte den Schlüssel herum, legte meine Hand auf die Klinke und hörte hinter mir die erstickt und flüsternd zugleich klingende Stimme des Inhabers.
    »Mister…«
    Ich drehte mich.
    Der Mann stand an der Theke. Mit der linken Hand hatte er sich aufgestützt, sonst wäre er wahrscheinlich gefallen. Er schluckte einige Male, bevor er in seinem holprigen Englisch fragte: »Warum, Mister? Warum gerade ich?«
    Ich wollte die Schultern heben, tat es trotzdem nicht. Statt dessen sagte ich: »Sie haben einen Keller?«
    »Keller, ja, Keller…«
    »Ich traf dort jemand.«
    Der Mann senkte den Kopf. »Es… es sind Freunde von mir gewesen. Ich wollte sie verstecken. Sie hatten Angst. Sie brachten mir Waren, sie waren auch Künstler und machten die Kreuze und den Schmuck selbst. Warum hätte ich das nicht tun sollen?«
    »Ja, warum nicht?« murmelte ich und dachte einen Schritt weiter. »Weil ein verfluchter Schweinehund namens Kiriakis bereit war, für sein Ziel über Leichen zu gehen.« Aber das sagte ich ihm nicht, obwohl er mich um eine Antwort bat und ich leider nur mehr die Schultern heben konnte. Als ich den Schlüssel umdrehte, rief er mir etwas zu, doch ich erklärte ihm, daß ich wiederkommen würde.
    Die alte Tür knarrte in den Scharnieren, als ich sie aufzog. Diesmal wehte mir keine frische Luft entgegen, sondern eine, die mit zahlreichen Essendünsten angereichert war. Dabei überwog der Geruch von Knoblauch und Zwiebeln.
    Ich hatte tatsächlich nicht vor, weit wegzugehen. Ich wollte
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